Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt
Sex geht? Ist das in der Musikwelt etwa anders?“
„Nicht unbedingt. Zumindest glaube ich das. Ich habe wirklich nicht sehr viel Erfahrung mit ... du weißt schon.“
Nicole runzelte die Stirn. „Nein, ich weiß nicht.“
„Hm, also, mit Männern.“ Claire hielt sich das Kissen vors Gesicht, dann ließ sie es fallen. „Ich habe es noch nie getan. Ich war noch nie mit einem Mann zusammen.“
Sie merkte, wie sie rot wurde, und hätte sich am liebsten in irgendein Loch verkrochen. Der Wahrheit aber konnte sie nicht so leicht entkommen.
Nicole riss die Augen auf und die Kinnlade fiel ihr nach unten. „Du machst Witze. Du bist noch Jungfrau?“
„Mehr oder weniger.“
„Das ist nun wirklich mal eine Frage, die man nur mit Ja oder Nein beantworten kann. Claire, du bist achtundzwanzig.“
„Das weiß ich. Und ich hatte auch nicht geplant, dass es so kommt. Es ist einfach geschehen. Ich bin nur selten einmal mit jemandem ausgegangen. Schon mein Terminplan ließ das nicht zu. Ich bin also nie jemandem begegnet, und wenn, dann hat Lisa immer dafür gesorgt, dass die Sache nicht allzu interessant wurde. Gott behüte, dass ich einen Mann kennenlernen und eventuell mit dem Klavierspielen aufhören könnte. Ich war ständig beschäftigt, und obwohl ich mir eine Beziehung gewünscht habe, wurde es immer schwieriger, dafür Zeit zu finden. Eines Tages ist mir dann klar geworden, dass ich in meinem Alter mittlerweile zum Monstrum mutiert war.“
„Du bist kein Monstrum“, meinte Nicole. „Du bist ... du bist ... sexuell nur ein wenig zurück.“
„Oh, ja, das klingt besser.“
„Es ist nichts Schreckliches.“
„Für mich ist es das. Irgendwie unwirklich fühle ich mich deswegen. So, als wäre ich nur Teil einer Person.“
„Es ist erstaunlich“, murmelte Nicole. „Du bist so schön und erfolgreich. Man sollte doch meinen, die Männer müssten dich nur so umschwärmen.“
„Schön wär’s. Aber ich scheine ihnen Angst einzujagen. Mit Wyatt ist das anders. Deshalb habe ich dann auch gedacht, dass es endlich einmal wirklich geschehen könnte, als er mir sagte, dass er gerne Sex mit mir hätte.“
Nicole fluchte. „Er weiß es nicht, oder?“
„Nein, und du wirst es ihm auch nicht sagen.“
„Ich wüsste nicht einmal, wie ich beginnen sollte. Eine Jungfrau. Wahnsinn!“
Claire verzog das Gesicht. „Hör auf, das zu sagen.“
„Klar. Tut mir auch leid. Ich bin nur ...“
„Schockiert.“
„Etwas. Aber nicht im schlechten Sinn. Also, ich habe da zwar keine persönliche Erfahrung, aber ich bin mir sicher, dass Wyatt im Bett super ist. Wenn du es ihm nicht sagst, wird er natürlich nicht besonders langsam und vorsichtig sein, aber ich glaube nicht, dass das ein Problem ist. Ich bin mir sicher, dass er sehr aufmerksam ist, und du könntest ja auch andeuten, dass du nicht sehr viel Erfahrung hast. Meine Güte! Fast wünsche ich mir, ich könnte sein Gesicht sehen, wenn er die Wahrheit herausfindet.“
Claire wusste nicht recht, ob sie für Nicoles Aufrichtigkeit dankbar sein oder sie lieber in den Arm knuffen sollte. „Du bist wirklich keine Hilfe.“
„Noch einmal: Es tut mir leid. Ich fange doch aber auch gerade erst an, mich damit auseinanderzusetzen. Und ich dachte immer, dass du das ganze Vergnügen auf deiner Seite hast.“
„Dieses Vergnügen jedenfalls nicht.“
„Sieht ganz danach aus.“ Nicole lächelte. „Irgendwelche Fragen zum Thema?“
Claire lachte. „Ungefähr tausend.“
„Dann schieß los.“
12. KAPITEL
C laire hielt auf dem Seitenparkplatz von Amys Schule und stellte den Motor ab. „Bist du dir sicher?“, fragte sie und achtete darauf, dass Amy ihre Lippen lesen konnte.
Amy nickte und lächelte. „Ich möchte, dass du meine Lehrerin kennenlernst.“
Auch wenn sie Amys Gebärden nicht ganz folgen konnte, verstand Claire doch den Kern der Aussage. Amy hatte in der Schule von ihr erzählt. Claire konnte nur hoffen, dass es nicht mehr war, als dass sie viel Spaß miteinander hatten, und sie nichts von Bedeutung erwähnt hatte ... wie beispielsweise die Tatsache, dass sie Konzertpianistin war.
Claire hatte noch längst nicht heraus, wie sie ihr „anderes“ Leben angehen wollte. Sollte sie sich völlig zurückziehen? Bis sie ihre Panik unter Kontrolle hatte? Hatte sie überhaupt eine andere Wahl? Schließlich kamen die Menschen, um sie spielen zu hören, nicht um dabei zu sein, wenn sie einen totalen Zusammenbruch erlitt. Beim ersten Mal mochte es ja noch
Weitere Kostenlose Bücher