Frisch verlobt
Washington ginge, würde sie auch dort in einem Studentenwohnheim leben. Es war also das letzte Jahr, das sie zu Hause verbrachte. Die Zeit war viel zu schnell vergangen.
Gerade als er die fertigen Pfannkuchen auf einen Teller schob, betrat Brittany die Küche. Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und setzte sich auf einen Stuhl.
„Ein tolles Spiel war das gestern Abend. Das Team zieht an einem Strang. Du wirst eine voll geile Saison erleben, Dad.“
Er sah sie prüfend an. „Voll geil“ gehörte zu diesen Worten jenseits der Grenze. Dann aber beschloss er, den Tag nicht mit einem Streit zu beginnen.
„Wir werden sehen, wie es läuft. Dabei werden wir uns eins nach dem andern auf jedes Spiel konzentrieren.“
„Ihr werdet nur noch das nächste Spiel gewinnen müssen, dann werden die Ausscheidungsspiele von selbst laufen“, wiederholte sie das, was er hundertmal gepredigt hatte.
Er lachte. „Was hast du heute vor?“
„Gegen halb elf treffe ich mich mit ein paar Leuten. Wir wollten zusammen Mittag essen und nachmittags gehen wir dann ins Kino. Anschließend komme ich wieder her, weil ich noch meine Hausaufgaben fertig machen muss. Gestern vor dem Spiel habe ich das nicht mehr geschafft.“ Sie zog die Nase kraus. „Ich brauche noch zwei Seiten für mein Referat. Das ist zwar erst in einer Woche fällig, aber ich möchte es fertig haben. Später ist dann bei Michelle zu Hause diese Party, von der du ja bereits weißt, denn du hast am Donnerstag mit ihrer Mutter gesprochen.“
„Ja, ich erinnere mich.“
„Wir werden also hingehen, und morgen will ich dann an meinen Zulassungsessays fürs College arbeiten.“
Hawk hörte zu, wie sie ihm Details ihrer Pläne erläuterte. Während die Worte an ihm vorüberrauschten, dachte er darüber nach, wie sehr sie sich in den letzten paar Jahren verändert hatte.
Sie war alles, was man sich wünschen konnte. Beliebt, eine gute Schülerin, warmherzig, verantwortungsbewusst. Er hätte sich das gerne zugutegehalten, aber er wusste, dass Serena das Fundament dazu gelegt hatte. Serena war die perfekte Mutter, und nachdem sie gestorben war, hatte er alles getan, um die schmerzenden Lücken zu füllen. Wie es aussah, war ihm das ganz gut gelungen.
„Alles okay mit Raoul?“, fragte er schließlich.
Sie hatte den Mund voller Pfannkuchen, den sie erst noch kauen und dann herunterschlucken musste. „Klar. Wir verstehen uns gut.“
„Gestern Abend nach dem Spiel schient ihr euch ja sehr nahe zu sein. Du wirst mir dabei aber nicht zu weit gehen, oder?“
Brittany duckte den Kopf. „Mensch, Daddy! Findest du das nicht etwas sehr persönlich?“
„Du bist meine Tochter. Ich mache mir Sorgen um dich. Du bist jetzt fast achtzehn, und du gehst nun schon eine ganze Weile mit Raoul. Muss ich ihn erschießen oder nicht?“
„Nein!“ Sie schüttelte sich. „Das ist demütigend. Ich werde nicht mit dir darüber reden. Vor allem, weil es nichts zu reden gibt. Wir tun … es nicht. Es ist zu früh dazu.“
„In Ordnung.“ Er sagte es in einem beiläufigen Tonfall, aber innerlich führte er einen Freudentanz auf, denn sie hatte genau das gesagt, was er hören wollte.
Ginge es nach ihm, würde seine Tochter keinen Sex haben, bis sie verheiratet war … etwa im Alter von fünfunddreißig. Aber das war wohl kaum realistisch. Raoul war ihm zwar sympathisch, dennoch war er auf der Hut. Das war nichts Persönliches, aber wenn es um seine Tochter ging, traute er keinem dieser Teenies wirklich. Deshalb würde er für ihre Sicherheit tun, was er konnte, und darauf hoffen, dass alles gut ging.
Er aß seine eigenen Pfannkuchen und dachte daran, dass er in Brittanys Alter schon fast ein Jahr lang mit Serena geschlafen hatte. Sie hatten versucht aufzupassen, aber die Leidenschaft hatte oft über die Vernunft gesiegt. Brittany war dann das Resultat, und was ihm zunächst als Katastrophe erschienen war, hatte sich schließlich in das Schönste verwandelt, das ihm je widerfahren war. Er hatte riesiges Glück gehabt, und das wusste er.
Beim Stichwort „Glück“ fiel ihm der gestrige Abend ein, und er dachte daran, dass er Nicole geküsst hatte. Das war nun wirklich einmal eine Aktivität, die er im großen Stil weiterverfolgen sollte. Sie würde es ihm nicht leicht machen, aber das war in Ordnung für ihn – eine Herausforderung, für die er mehr als bereit war.
Nicole bestätigte die Auslieferungen für die kommende Woche und fuhr ihren Computer herunter. Nachdem der
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