Frisch verlobt
vorziehen.
Gegen ihren Willen erinnerte sie sich an den Kuss von gestern Abend und auch daran, wie sie, nachdem er sie verlassen hatte, gleichzeitig voller Angst und Verlangen gewesen war. Vielleicht übertrieb sie das mit der Angst ja auch ein wenig. Sicher wissen konnte sie das allerdings erst dann, wenn er sie noch einmal küsste.
„Hallo“, begrüßte er sie mit einem leisen Lächeln, so sexy, dass ihr Herz augenblicklich in einen gesunden sportlichen Bewegungszustand verfiel.
„Ebenfalls Hallo.“
Niedriger Blutzucker, sagte sie sich. Das ist niedriger Blutzucker. Oder die Grippe. Der Mann konnte es nicht sein. Sie weigerte sich einfach, zuzugeben, dass ein Mann sie so ohne Weiteres in ein zitterndes Etwas verwandeln konnte.
„Ich wollte nur mal vorbeischauen und mich für gestern Abend bedanken.“
Hinter ihr hörte Nicole ein Schnaufen und wusste daher, dass Maggie lauschte, aber sie ignorierte ihre Freundin einfach.
„Mir danken?“ Den Kuss konnte er ja wohl kaum meinen, oder?
„Dafür, dass du die Kinder in die Pizzeria gefahren hast und geblieben bist. Fürs Zuhören. Du bist eine hervorragende Identifikationsfigur. Älter als die Schüler, jünger als die Eltern. Du bist erfolgreich, klug, jemand, zu dem sie aufschauen können.“
Das klang ja alles ganz nett, aber könnte sie nicht stattdessen seine Sexsklavin sein? Nein, warte. Sie wollte ja erfolgreich und klug sein, und Sexsklavin war nicht gerade die Rolle, in der sie sich am wohlsten fühlte. Nicole war immer das Mädchen von nebenan gewesen, aber irgendetwas sagte ihr, dass das Hawks Stil nicht entsprach.
„Du bist doch nicht hierhergekommen, um mir zu danken“, hielt sie ihm vor. Dabei fragte sie sich, ob er sie auf den Arm nehmen wollte und wie lange es wohl dauern würde, bis sie einem Mann wieder trauen könnte.
„Zum Teil bin ich deswegen gekommen.“
„Und zum anderen Teil?“
„Dessert.“
Das Bild eines riesigen Betts blitzte in ihrem Kopf auf, ein Bett mit zerknüllten Laken und nackten Leibern, in dem jemand – hoffentlich sie selbst – vor Freude stöhnte. Das wäre ein Dessert, für das sie sich erwärmen könnte.
Er zog ein Stück Papier aus seiner Gesäßtasche. „Wir reden von fünfunddreißig Jungs, ein paar Eltern, einigen Freunden. Sagen wir fünfzig Personen. Es muss nichts Besonderes sein.“
Sie blinzelte. „Du bist also hier, um Dessert für fünfzig Personen zu bestellen?“
„Mhm. Sonntagnachmittag sehen wir uns immer noch einmal die Filme von dem Spiel am Freitagabend an. Das trägt dazu bei, sie auf den Sieg zu fokussieren, und wenn sie gut mit Zucker versorgt sind, schlafen sie mir auch nicht ein. Ich war sonst immer bei einer anderen Bäckerei, aber deine gefällt mir besser. Also, was hast du zu bieten?“
Vor Enttäuschung hätte sie beinahe eine bissige Bemerkung gemacht, aber sie hielt sich zurück. Er musste ja nicht unbedingt erfahren, in welch erbärmlichem Zustand sie sich befand.
„Von Kuchen würde ich abraten“, sagte sie daher nur und trat hinter die Theke, um nachzusehen, was sich in der Auslage befand. „Ich würde sagen Muffins und Plätzchen. Ich kann dir eine Auswahl zusammenstellen.“
„Das wäre prima.“
„Irgendwelche besonderen Geschmacksrichtungen?“
Hawk zog eine Augenbraue leicht nach oben. „Was schlägst du vor?“
Darauf würde sie nicht hereinfallen. „Die üblichen Plätzchen. Schokolade- und Vanillemuffins. Sie sind nur damit überzogen, nicht gefüllt. Das wird wohl besser sein.“
„Du widerstehst.“
„Wie bitte?“, fragte sie.
„Meinem Charme.“
„Du warst charmant?“
„Das weißt du genau.“ Hawk reichte ihr eine Visitenkarte.
Als sie einen Blick darauf warf, erkannte sie das Logo der Highschool, die Adresse, seinen Namen und eine Durchwahlnummer.
„Und das wäre?“, fragte sie.
„Der Ort, wohin alles geliefert werden muss. Morgen gegen halb drei. Im Konferenzraum neben der Turnhalle. Auf der Rückseite habe ich den Weg beschrieben.“
„Ich werde die Sachen nicht liefern.“
„Ich weiß aber doch gar nicht, wo ich sie aufbewahren oder wie ich sie dorthin transportieren soll.“
Nicole sah an ihm vorbei zu seinem großen Truck, der vor der Bäckerei parkte. „Darin könntest du aber schon eine ganze Menge davon unterbringen.“
„Wahrscheinlich, aber wenn du das Dessert bringen würdest, könntest du gleich bleiben und die Filme mit anschauen.“
„Ich habe das Spiel schon einmal gesehen.“
„Aber nicht,
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