Frisch verlobt
tun.“
„Und Drew? Haben wir uns den auch geteilt?“
Jesse wandte sich ab. „Darüber will ich nicht sprechen.“
„Was glaubst du wohl, wie wenig es mich interessiert, was du willst.“
„Ich habe nicht mit ihm geschlafen“, flüsterte Jesse.
Am liebsten hätte Nicole irgendetwas zerschlagen. „Ich habe euch in deinem Bett gesehen. Du warst nackt. Er war dabei, dich zu küssen. Wie würdest du das nennen?“
„Hör doch auf, so zu sein. Warum kannst du nicht einmal versuchen zu verstehen?“
Jetzt wurde Nicole richtig wütend. „Oh, dann ist es also meine Schuld? Nach allem, was ich für dich getan habe?“
Claire trat zwischen sie. „Aufhören. Ihr beide.“
„Sie will mir einfach nicht glauben“, jammerte Jesse.
„Sie ist eine allseits bekannte Lügnerin.“ Und Schlimmeres, dachte Nicole.
„Ich lüge nicht.“
„Nein, du lässt nur bestimmte Dinge einfach aus. Und das ist genauso schlimm.“
„Hört auf damit.“ Claire starrte sie beide zornig an. „Wir müssen eine Lösung finden.“
„Nein, das müssen wir nicht“, sagte Nicole ruhig. „Es gibt Dinge, die man nicht verzeihen kann.“
Jesse drehte sich wieder um und sah sie beide an. „Das wird wohl so sein. Nicole will nur, dass ich bestraft werde.“
„Endlich redest du einmal vernünftig“, bemerkte Nicole.
Jesse funkelte sie an. „Weißt du auch, was der Witz an der ganzen Sache ist? Das Baby ist nicht von Drew. Es ist von Matt.“
Es überraschte Nicole nicht, dass Jesse das sagte.
„Wie kannst du dir da so sicher sein? Du hast doch mit beiden geschlafen.“
Ihrer kleinen Schwester schoss das Blut in die Wangen. „Das ist das, was du glaubst und was du ewig glauben willst. Deswegen hast du Matt auch von Drew erzählt. Du wolltest mich genauso verletzen, wie du verletzt worden bist. Gratuliere. Nun hasst er mich auch.“
Nicole lehnte es ab, sich schuldig zu fühlen. „Wie immer hindert dich deine Neigung, die Dinge zu dramatisieren, daran, bei der Wahrheit zu bleiben. Ich habe Matt nichts von dir und Drew erzählt. Seiner Mutter, die vorbei kam, um mit dir zu reden, habe ich allerdings gesagt, dass du nicht mehr bei mir wohnst.“
Jesse standen die Tränen in den Augen. „Und bei der Gelegenheit hast du ihr erzählt, was du gesehen hast und was du glaubst, das mit Drew gelaufen ist. Und sie hat es Matt erzählt. Damit hast du alles zerstört.“
„Das hast du ganz allein dir selbst zuzuschreiben“, erwiderte Nicole kühl.
„Nein, habe ich nicht“, schrie Jesse. „Ich habe nicht mit Drew geschlafen. Wirklich nicht.“
Claire wirkte enttäuscht. „Jesse, das hier kann nur auf der Basis von absoluter Aufrichtigkeit funktionieren.“
„Aber ich bin doch aufrichtig.“ Jesse wischte sich die Tränen ab. „Warum glaubt ihr mir denn nicht?“
Nicole fühlte sich mehr enttäuscht als wütend. Sie hatte Drew und Jesse zusammen im Bett gesehen, und Jesse war dabei nackt gewesen, zumindest von der Taille an aufwärts. Da war sie sich auf jeden Fall sicher.
„Mir reicht es langsam“, wandte sie sich an Claire. „Lass uns gehen.“
„Nein!“ Jesse rannte zur Tür und stellte sich davor. „Ihr müsst mir zuhören. Das Baby ist von Matt. Das müsst ihr mir glauben.“
Claire schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, Jesse. Du warst mit Drew im Bett. Wir alle wissen, dass es so war. Warum können wir nicht einmal davon ausgehen?“
Jesse richtete sich auf. „Also gut“, begann sie, wobei ihr die Tränen noch immer in den Augen standen. „Wenn ihr es so wollt, dann reden wir halt darüber. Tagelang habe ich mit ihm gevögelt und ihn völlig um den Verstand gebracht. Wir konnten einfach nicht genug voneinander bekommen. Ist es das, was ihr hören wollt? Ich habe ihm gegeben, was er von dir nie bekommen konnte. Kommt das jetzt besser?“
Nicole presste eine Hand auf ihren Magen. „Ich muss gehen.“
Sie stieß Jesse aus dem Weg und verließ das Apartment. Claire folgte ihr.
„Es tut mir so leid“, sagte sie ihrer Zwillingsschwester. „Ich dachte, wir könnten zu ihr durchdringen.“
„Das wird nie geschehen“, murmelte Nicole und fragte sich derweil, ob sie sich jetzt gleich übergeben müsste oder es noch nach Hause schaffen würde.
Jesse knallte die Tür hinter ihren Schwestern zu, aber danach fühlte sie sich auch nicht besser. Sie ging zurück zu ihrem Sofa, rollte sich auf der harten, muffig riechenden Polsterung zusammen und wünschte sich, dass sie die Zeit zurückdrehen könnte.
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