Friss oder stirb
ertragreicher pro Hektar als große, industrielle Betriebe. Die kleinteilige Landwirtschaft ist die Landwirtschaft der Zukunft.“
Peter Segger von der Bleancamel Farm, Ceredigion, Wales (GB)
„Wirklich falsch wäre es, zu glauben, die kleinstrukturierte Landwirtschaft könne die Welt nicht ernähren. Der Großteil der Weltregionen wird durch Kleinbauern versorgt. Der einzige nachhaltige Weg für die Landwirtschaft ist, kleine Farmen zu haben und regional und dezentral zu produzieren, anstatt sich für die Geldbörsen der Industrie einspannen zu lassen.“
Gerald Miles, Biobauer und bekannter Anti-Gentechnik-Aktivist in Großbritannien
„In der kleinstrukturierten Landwirtschaft sind unsere Flächenerträge nicht geringer als in der Industrie. Im Gegenteil, pro Hektar ist unsere Wertschöpfung höher als auf großen, industriellen Betrieben. Die große Säule für die weltweite Lebensmittelerzeugung ist immer noch die kleinstrukturierte Landwirtschaft. Hier in Europa ist es nicht mehr so, aber ich bin davon überzeugt, dass sich auch bei uns die Strukturen langfristig auf Kleinstrukturiertheit umstellen lassen. Die Konsumenten müssten dafür allerdings ihre Lebensgewohnheiten ändern und die Verteilung des Familieneinkommens wieder stärker auf die Lebensmittel fokussieren.“
Thomas Goebel, Vorstand der landwirtschaftlichen Stiftung Hofgut Oberfeld in Darmstadt (Deutschland)
„Wenn gesagt wird, die kleinstrukturierte Landwirtschaft könne die Menschheit nicht ernähren, dann sage ich zwei Dinge dazu: Erstens ist das nicht wahr. Es ist bewiesen, dass vielfältige bäuerliche Betriebe überall auf der Erde viel mehr Nahrung pro Hektar produzieren als die Industrie. Zweitens sind sie krisensicherer. Es ist die Tradition der Kleinbauern, dass sie mehrere verschiedene Pflanzen- oder Tierbestände haben. Fällt eines der Standbeine aus, gibt es noch immer andere, die die Ernährung und das Überleben sichern. Kleinbauern brauchen auch weniger fossile Brennstoffe. Dieser Ansatz ist viel nachhaltiger als industrielle Spezialisierung und Monokultur.“
Jane Faith, Bio-Gärtnerin und Selbstversorgerin, Pembrokeshire, Wales (Großbritannien) [ Abb. 31 ]
Außerdem bräuchten wir insgesamt nicht mehr so viel zu produzieren, wenn wir endlich damit aufhören würden, je nach Produktgruppe bis zu 50 Prozent der genusstauglichen Waren zu entsorgen. Was wir benötigen, ist eine Bedarfsproduktion anstatt der Überschussproduktion. Dafür ist die kleinteilige, dezentrale Landwirtschaft genau der richtige Weg.
Die richtigen Alternativen finden und fördern
Ein dezentrales Lebensmittelsystem braucht gute Verteilungs- und Vermarktungsstrukturen, sonst hat selbst die verantwortungsvollste Form der Landwirtschaft keinen Bestand. Auf meiner Reise sind mir zahlreiche attraktive Modelle für dezentrale Marktkanäle begegnet.
In London beispielsweise besuchte ich einen „Farmers’ Market“ im Stadtteil Stoke Newington. Dieser Bauernmarkt ist insofern eine Besonderheit, als er von der Organisation „Growing Communities“ zertifiziert ist. Bei dieser Zertifizierung werden verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigt. Die Produkte, die am Stoke Newington Market verkauft werden, stammen von kleinstrukturierten bäuerlichen Bio-Betrieben, die innerhalb einer festgelegten Maximaldistanz von London gelegen sein müssen, und es darf keine aus dem Großhandel zugekaufte Ware auf den Markt gebracht werden. Auf diese Weise haben die Kunden die Sicherheit, nicht über den Tisch gezogen zu werden. In Stoke Newington stieß ich auf Bio-Fleisch von verschiedenen alten Haustierrassen, auf eine Vielzahl von Käsesorten aus Bauernhand oder von kleinen Molkereien, auf Holzofenbrot und auf Eier von alten Hühnerrassen. Die Brüder Matthew und William Rooney bieten auf ihrem „mushroom table“ exotische Pilze an, die sie auf ihrer Farm züchten. Sheila Poole bringt eine enorme Vielfalt alter, ökologisch angebauter Gewürz- und Aromakräuter nach London. Handgemachtes Sauerteigbrot wie Walnuss-Laib, Dinkelbrot, Roggenbrot, Vielkornstangen sowie unterschiedliche Variationen von Farmhouse Soda Bread – eines dunklen traditionellen Brotes aus Irland, das sich auch in England großer Beliebtheit erfreut – kommen mit dem Bio-Bäcker Syd Aston auf den Stoke Newington Market. Exotische Blattgemüse von ursprünglich asiatischen Kulturpflanzen verkauft Adrian Izzard und am Marktstand der südostenglischen Bio-Bauern Chris und
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