Fröhliche Ferien am Meer
fügte er hastig hinzu.
Freddie faßte etwas mehr Mut und wagte zu fragen: »Erinnerst du dich noch, wie du mir die Hungerkur empfohlen hast?«
»Nein, aber offensichtlich hast du dich daran gehalten. Das Ergebnis ist ziemlich gut.«
»Aber das stimmt ja gar nicht. Glücklicherweise kann ich fette Dinge nicht ausstehen, und das hat mir geholfen. Aber eigentlich habe ich ganz von alleine abgenommen.«
»Das kann man wohl sagen, und es war auch angebracht.«
Shelagh und Angela hatten sich leise unterhalten, aber Freddie hörte die letzten Worte ihrer ältesten Schwester: »Sie hat eine unglaubliche Ähnlichkeit mit Mutter, aber sie ist noch schöner.« Später sollten sie noch erfahren, daß Freddie nie eine Bemerkung über sich selbst entging. Sie strahlte über das ganze Gesicht.
Also fanden sogar ihre Geschwister, daß sie eine Schönheit war. Sie hatte immer befürchtet, daß die Mädchen in der Schule übertrieben, aber die älteste Schwester konnte nicht voreingenommen sein. Warum hatte sie sich so unglücklich gefühlt? Vielleicht waren Familien letzten Endes doch nicht so schlecht.
Am nächsten Morgen wurde Freddie früh wach, und zum erstenmal in ihrem Leben sprang sie schnell aus dem Bett. Es war sieben Uhr an einem Dezembermorgen, und die Flut kam schnell. Sie stand am Fenster und staunte. Das war wirklich himmlisch!
Seltsam, sich an diesem kleinen Ort zu befinden, weit entfernt von dem Leben, das sie gekannt hatte. Seltsam, in einem Zimmer zu schlafen, das Mutter gehört hatte; ihre Kleider und Briefe waren noch hier, und ihr Foto lächelte von der Wand. Am seltsamsten war es jedoch, plötzlich ins Familienleben gestürzt zu werden. Sie hoffte nur, es würde ihre persönliche Freiheit nicht beeinträchtigen. Denn Freddie hatte beschlossen, dieses verschlafene Dorf wachzurütteln.
Noch immer in Hochstimmung durch den leichtsinnigen Kommentar, den sie am Abend zuvor gehört hatte, dachte sie glücklich an ihren neuen Badeanzug, den sogar die überlegene Angela lächelnd bewundert hatte. War sie wirklich hübscher als Mutter? Dann lag ihr sicher die Welt zu Füßen.
Ihre Schwestern schliefen. Auf der Veranda hatte Bill schon seine Gymnastik gemacht und saß nun im Schlafanzug da, um seine erste Zigarette zu rauchen. Freddie beschloß, mit ihrer Familie nachsichtig zu sein. Sie würde ihren müden älteren Geschwistern Tee ans Bett bringen, und damit hatte sie ihre gute Tat für diesen Tag getan.
»Kommst du mit schwimmen?« fragte Bill, als sie die Tassen herausnahm.
»Aber natürlich. Zumindest komme ich, wenn... Tja, da ist nur ein Hindernis, Bill. Lach mich nicht aus, aber meinst du, es gibt dort Haie? Sind sie gefährlich an der Westküste?«
»Haie? Davon habe ich hier noch nie gehört. Vielleicht einmal einer, der sich verirrt hat, aber in der Bucht kann man ganz ruhig sein. Wieso, mein Kind? Hast du Angst vor Haien?«
Seine Stimme klang freundlich, und Freddie ließ sich gerne Kind nennen. Das gestand sie sich beschämt ein.
»Schrecklich! Ich habe mich immer entsetzlich davor gefürchtet. Das klingt ziemlich verrückt, aber ich habe oft einen Alptraum, daß ich alleine im Dunkeln schwimme und von Haien gejagt werde.«
Er lachte nicht, sondern sagte nur freundlich: »Oh, irgendeinen wunden Punkt hat jeder von uns. Aber du wirst nicht alleine sein, und Haie greifen nie mehrere Leute an. Hab also Mut.«
Sie sah ihn voller Bewunderung an. Es war herrlich, einen Bruder zu haben, der so gut aussah und so nett war. Viel netter als alle jungen Männer, die sie gekannt hatte. Wenn sie ehrlich war, mußte sie zugeben, daß sie nur sehr wenige gekannt hatte. Ihre Schulfreundinnen schienen vom Schicksal dazu bestimmt, keine Brüder zu haben, oder nur jüngere, die einem auf die Nerven gingen. Einmal war ein phantastischer junger Mann in die Schule gekommen, um einen Vortrag über >Gärten, die wir lieben< zu halten; er hatte anschließend im Lehrerzimmer Tee getrunken. Drei Tage lang war sie hoffnungslos in ihn verliebt gewesen. Und dann war da Dr. Wyngate Millar, den sie zwar verabscheute, aber in der Wohnung ihrer Schwester immer wieder getroffen hatte.
Allerdings nicht in letzter Zeit. Wie ihr plötzlich einfiel, hatte Angela ihn auch nicht mehr erwähnt. Dr. Millar war ein junger Dozent am College, und Freddie glaubte fest, daß er sich in ihre Schwester verliebt hatte. Aber er war von der Bildfläche verschwunden. Hatte er Angela sitzenlassen? Sie dachte über diesen Punkt nach, kam aber zu
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