Fröhliche Ferien am Meer
dem Schluß, daß Angela nicht der Typ war, den Männer sitzenlassen konnten. Aber sie schien unglücklich zu sein; wahrscheinlich hatte es irgend etwas mit der Liebe zu tun. Freddie gab ihr den besten Tee und das dünnste Butterbrot.
»Und jetzt komm schwimmen. Die Flut ist herrlich!«
Angela drehte sich um und sagte gereizt, es sei noch viel zu früh. Außerdem wären zu dieser Zeit die ganzen Rowdys aus der Stadt dort, und sie hätte keine Lust, sich mit ihnen herumzuschlagen.
»Aber im Meer kommst du doch gar nicht mit ihnen zusammen, wenn du ein guter Schwimmer bist. O komm doch, Angela. Es sind Ferien.«
Angela sah in das hübsche, enttäuschte Gesicht und gab nach. Sie war gereizt und würde zum Spielverderber werden. So warf sie das Bettzeug zurück und sagte: »Gut. Ich werde kommen. Wartet auf mich.«
Sie wurde fröhlicher, als sie sich in ihrem neuen Badeanzug sah. Er war scharlachrot, eine Farbe, die ihr immer gut stand, und sie hatte eine sehr gute Figur. Es war nicht mehr nötig zu schmollen, weil sie sich nicht länger als häßliches Entlein fühlte.
Shelagh brauchte nicht erst überredet zu werden. In ihrem Badeanzug, der farblich zu ihren Augen paßte, sah sie mehr denn je wie eine englische Rose aus, und belustigt bewunderte sie Freddies ausgesprochen kunstvolle Aufmachung in Schwarz-Weiß. Bill, der den Weg herunterhumpelte, um mit ihnen zu kommen, lachte und sagte: »Das Kind hat sich gemacht, was meint ihr?«
Ein Lob stieg Freddie immer zu Kopf, und sie sagte selbstgefällig: »Ich habe natürlich immer große Chancen gehabt.«
Als Bill mit kräftigen Zügen losschwamm, stellte er erstaunt fest, daß er wünschte, Dinah Morice würde bald kommen. Sie würde die Ferien ohne ihre strengen Eltern bestimmt genießen. Im Badeanzug bewunderte er sie immer, obwohl sie nicht hübsch war wie Shelagh und ganz sicher von seiner jüngsten Schwester in den Schatten gestellt werden würde. Aber sie hatte sanfte braune Augen, dickes, wenn auch fahles Haar und eine schlanke, gute Figur. Sie war genau die Frau, die man sich für ein Zusammenleben wünschte, dachte er selbstgefällig. Ein Mann wollte seinen Frieden haben, ohne sich um Rivalen kümmern zu müssen.
Das Wasser war fast warm, und der Sandstrand führte so weit hinaus, daß sie nicht durch die Schlammpfützen waten mußten. Er wurde von zwei großen Pohutukawas beschattet, die die Felsen am Ende ihres Gartens überwucherten und über dem Sandstreifen hingen. Sie standen jetzt in voller Blüte, so daß der Strand bei Ebbe mit kleinen abgefallenen Blütenblättern bedeckt war, und bei Flut schwammen die roten Blättchen auf den Wellen. Ein wirkliches Arkadien.
Dieser Zauber wurde in Freddies Augen auch nicht im geringsten durch die vielen kleinen Vergnügungsboote gestört, die weiter draußen lagen. Hier schwammen junge Leute und tollten herum, und Freddies Ankunft am Strand erregte das größte Aufsehen. Als sie es merkte, reagierte sie entsprechend, indem sie im hellen Glanz der Morgensonne stehenblieb; dann watete sie bis zum Kanal und schwamm schnell hinaus.
Sie war eine hervorragende Schwimmerin, wodurch sie ihre Schwestern wie in jeder anderen Sportart übertraf. Bills Miene verfinsterte sich, als er die Ferngläser sah, die vom Deck eines kleinen Bootes auf sie gerichtet waren, das die geschmacklose Aufschrift Liebste trug. Dort sonnten sich mehrere Jugendliche.
»Sie ist noch ein richtiger Teenager, oder?« brummte er Angela zu. »Gibt sie immer so an?«
Angela lachte. »Ich glaube schon, aber jetzt spiel nicht den älteren Bruder. Sie ist eben für ihr Alter noch erschreckend kindlich.«
»Vermutlich sieht sie deshalb Mutter so ähnlich. Ich dachte mir schon, daß irgendetwas nicht stimmt.«
»Das ist unfair. Sie sieht ihr nur ähnlich, und sie lenkt genausogern die Aufmerksamkeit auf sich. Aber sie ist achtzehn und kommt gerade aus der Schule.«
»Ich dachte, sie hätte letztes Jahr Unterricht gegeben?«
»Oh, das... Das war eigentlich nicht viel anders. Sie muß sich jetzt etwas austoben, aber sonst ist sie wirklich ein lieber Kerl. So warmherzig — obwohl sie eine besondere Gabe hat, ins Fettnäpfchen zu treten.«
Wenige Minuten später sollte er erfahren, daß diese Bemerkung stimmte. Er hatte Freddie eingeholt, denn sie ließ sich jetzt faul auf dem Rücken treiben, und sie drehte sich um, um ihn mit aufrichtiger Bewunderung anzusehen.
»Weißt du, du hast unheimlich große Ähnlichkeit mit irgendeinem Dichter.
Weitere Kostenlose Bücher