Fröhliche Ferien am Meer
alle, ich wäre egoistisch, weil ich das meiste für Kleider ausgegeben habe.«
»Warum machst du dir Sorgen? Ich werde dir das Geld leihen, und du kannst es zurückschicken, wenn du wieder Geld hast.«
»Nein, das kann ich unmöglich machen. Das wäre mir schrecklich. Aber trotzdem, vielen Dank.«
»Dann erzähle es doch Angela. Schließlich kennst du sie ja ziemlich gut.«
»Das kann ich einfach nicht tun. Du hast doch gehört, was sie gesagt hat, und in den letzten Ferien hat sie mir wegen meiner Extravaganzen schon den Marsch geblasen. Nein, ich muß mir etwas ausdenken.«
»Das ist doch albern. Gehe nach vorne und erzähle es ihnen, oder gehe zurück und bitte Bill um das Geld.«
»Das möchte ich nicht tun. Dann würde ich es mir lieber von dir leihen. Bill kenne ich kaum, und er ist in geschäftlichen Dingen so clever. Vielleicht fragt er, wo das Geld geblieben ist, und ich weiß es wirklich selbst nicht mehr. Warte mal einen Moment. Ich habe eine Idee. Nick, sei ein Engel und sieh auf dem Postamt nach, ob irgendwelche Pakete für mich angekommen sind. Es müßten eigentlich welche da sein, denn unsere Post wird nachgeschickt.«
»Gut. Ich glaube, ich habe es begriffen. Der große Tauschhandel?«
»Ja. Findest du es gemein, Geschenke wegzugeben, die man selbst bekommen hat, und zu behaupten, man hätte sie gekauft? Aber das ist die einzige Möglichkeit, die mir einfällt.«
»Ich sehe keinen Grund, warum du das nicht tun solltest. Es ist doch dein Eigentum.«
»Ja, und ich will versuchen, keine Lügengeschichten zu erzählen. Das ist wahrscheinlich auch nicht nötig. Sie werden keine Fragen stellen. Hier ist meine Einkaufstasche. Nimm sie mit, dann wird niemand die Pakete sehen.«
»Ach du meine Güte, damit werde ich wie eine richtige Dame aussehen.« Skeptisch betrachtete er die modische Tasche. »Macht nichts. Wenn schon, dann auch richtig. Ich gehe jetzt zum Postamt und sammle die Pakete ein, und du siehst dir lange und interessiert die Schaufenster an. Bei so etwas muß man sich Zeit lassen.«
Sie folgte den Anweisungen, jedoch nicht sehr glücklich. Irgendwie war die ganze Angelegenheit nicht sehr ehrlich.
Als ihre Geschwister fertig waren, warteten sie am Kai auf sie. Alles war mit Urlaubern überfüllt, und als Freddie die kleine Straße herunterkam, bemerkten ihre Schwestern, daß sie die Aufmerksamkeit aller erregte. Shelagh sagte erneut: »Fast Mutters Ebenbild — das Gesicht, die Haarfarbe, der Körperbau, einfach alles.«
»Nur äußerlich«, entgegnete Angela wie gewöhnlich. »Vielleicht auch die Tatsache, daß. sie offensichtlich nicht erwachsen werden möchte. Aber das wird vorübergehen, denn sie ist wirklich klug. Sie ist von den Mädchen in der Schule natürlich etwas verwöhnt, aber kein bißchen egoistisch; man kann gut mit ihr zusammenleben. Sie redet etwas zuviel, tritt häufig ins Fettnäpfchen und bricht dann schrecklich leicht in Tränen aus.«
»Geht sie wirklich nach Sydney?«
»Max hat nichts dagegen, aber sie ist sich nicht sicher.«
»Sie ist viel zu hübsch, um alleine zu reisen. Ich wünschte, sie hätte ein richtiges Zuhause.«
Angela hätte sagen können: »Du hättest sie vielleicht manchmal zu dir einladen können.« Das lag ihr auf der Zunge, denn Shelaghs selbstgefällige Gelassenheit ärgerte sie. Ihre Schwester fuhr fort: »Sie ist ziemlich hinter jungen Männern her, nicht wahr? Sieh dir nur diese albernen Jünglinge da an.«
Freddie hatte ihr widerwärtiges Schicksal vergessen und freute sich ungeheuer darüber, daß man sie bewunderte. Sie lächelte alle an und alle lächelten zurück. Dann kamen aus einer Gruppe faulenzender Jünglinge, die auf dem Bürgersteig herumlungerten, laute Pfiffe. Shelagh war entsetzt.
»Diese frechen kleinen Teufel. Hoffentlich weist sie sie zurecht.«
Aber das tat sie nicht. Im Gegenteil, sie drehte sich um und schenkte ihnen ein kurzes, aber strahlendes Lächeln. Dann ging sie ganz unbekümmert weiter. Angela lachte, aber Shelagh war schockiert und zeigte es.
»Freddie, warum hast du diese gräßlichen kleinen Jungen auch noch so ermutigt?«
Sie brauste sofort auf. »Weil es mir Spaß machte. Stell dich nicht so an, Shelagh! Außerdem brauchst du gar nicht zu versuchen, bei mir die ältere Schwester zu spielen, denn ich habe dich jahrelang überhaupt nicht gesehen.«
Der Hieb saß, und Shelagh errötete langsam. Angela griff ein, in dem Bemühen, streng zu sein. »Pfeifen auf der Straße ist fürchterlich
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