Froehliche Tage fuer Hanni und Nanni
sprechen und die wird Antoinette dann sagen, dass sie schön zu kommen hat, wenn ich oder Elli es wünschen.
Hilda wusste, dass Antoinette ihre Pflichten nicht sehr genau nahm - aber sie wusste auch, dass Angela die jüngeren Mädchen viel zu sehr ausnützte. Weil sie so hübsch aussah und - wenn sie wollte - auch liebenswürdig sein konnte, schaffte sie es, die Kleineren in ergebene Sklaven zu verwandeln. Deshalb war Hilda ziemlich zurückhaltend, als Angela sich bei ihr über Antoinette beschwerte.
„Ich werde ihr sagen, dass sie gehorchen muss, wenn ihr eine ältere Schülerin einen Auftrag gibt“, sagte sie. „Aber Angela, geh bitte nicht zu weit. Die meisten von uns wissen, dass du deine Macht etwas missbrauchst.“
„Wie ist das denn bei Marianne?“, fragte Angela sofort. „Spielt sie sich nicht auch ein bisschen zu sehr auf? Sie ist in diesem Jahr unausstehlich, und nur, weil sie den Sport unter sich hat.“
„Wir wollen uns jetzt nicht über Marianne unterhalten“, sagte Hilda. „Ich möchte dir nur Folgendes sagen: Wenn man eine gewisse Macht besitzt, dann trägt man auch eine Verantwortung. Mit der Macht darf man nicht spielen!“
„Halt mir keine Predigt“, erwiderte Angela grob. „Dürfen wir denn überhaupt keinen Spaß mehr haben?“
Anschließend sprach Hilda mit Antoinette und die kleine, dunkeläugige Französin hörte aufmerksam zu.
„Ja, Hilda, ich werde zu Angela gehen, wenn sie mich rufen lässt“, sagte Antoinette. „Aber sie lässt mich immer rufen, wenn ich so - so beschäftigt bin!“
„Also“, sagte Hilda mit ernstem Gesicht, „dann kannst du jederzeit in mein Zimmer kommen und mir erklären, was dich abhält.“
Antoinette schaute Hilda an und seufzte. Sie wusste, dass Hilda ihren Ausreden keinen Glauben schenkte.
Angela war sehr befriedigt, als sie Hilda mit Antoinette sprechen sah. Sie nahm sich vor, es Antoinette nicht leicht zu machen - sie würde ihr schon eine Lehre erteilen!
„Viola, ich brauche dich in den nächsten Tagen nicht“, sagte sie zu dem Mädchen. „Schick mir Antoinette an deiner Stelle.“
„Aber Angela - arbeite ich nicht gut genug für dich?“ Viola sah sie verzweifelt an. „Antoinette ist doch so ein Dummkopf - sie kann überhaupt nichts! Wirklich, glaub es mir!“
„Antoinette kann sehr schön nähen“, sagte Angela, der es Spaß machte, Viola wehzutun. „Du hast mir meine Knöpfe viel zu locker angenäht.“
Violas Augen füllten sich mit Tränen und sie verließ das Zimmer. Elli schaute von ihrer Arbeit auf.
„Hör auf damit, Angela“, sagte sie. „Ich finde, du bist gemein - erst bringst du die Mädchen dazu, dass sie dich anbeten, und dann bist du so hässlich zu ihnen. Auf jeden Fall - mit Antoinette hast du eine harte Nuss zu knacken. Sie wird dich nicht anhimmeln.“
„Auch sie wird mich anhimmeln, wenn ich es will.“
„Nein, das wird sie nicht“, sagte Elli. „Sie ist genau wie Claudine - sie durchschaut jeden und bildet sich sofort ein Urteil. Sie lässt sich von nichts beeindrucken - am allerwenigsten von einem strahlenden Lächeln.“
„Ich wette, dass sich Antoinette genauso albern benimmt wie diese anderen kleinen Gänse“, sagte Angela. „Du wirst es ja sehen, Elli.“
Antoinette überlistet Angela
Als Antoinette das nächste Mal gerufen wurde, erschien sie sofort. Sie hatte ein freundliches Lächeln auf dem Gesicht und ihre Augen blickten brav und unschuldig.
„Du hast mich rufen lassen, Angela?“, fragte Antoinette.
„Ja“, erwiderte Angela und setzte ihr strahlendstes Lächeln auf. „Das habe ich! Antoinette, würdest du bitte die braunen Schuhe dort drüben putzen? Ich bin sicher, dass du das sehr gut kannst.“
Antoinette lächelte freundlich zurück, Angela war überzeugt in Antoinettes Augen äußerste Bewunderung zu lesen.
„Die Schuhcreme, bitte“, sagte Antoinette höflich.
„Du findest sie im Schrank, im obersten Fach“, sagte Angela. „Wie hübsch und schmuck du immer ausschaust, Antoinette, genau wie Claudine.“
„Ach ja, Claudine, ist sie nicht wunderbar?“, sagte Antoinette. „Angela, ich habe fünf Schwestern und ich mag sie alle, aber Claudine ist meine Lieblingsschwester. Ich könnte dir Sachen über sie erzählen, da würdest du nur so staunen und du würdest dir auch so eine Schwester wünschen und ...“
Aber Angela war ganz und gar nicht daran interessiert, was Claudine für Vorzüge hatte, und sie war sicher, dass sie sich nie so eine Schwester
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