Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)
Fußbehandlung, spüren Sie das auch?« Eine
Antwort schien sie gar nicht zu erwarten, sie sprach einfach weiter. »Also, ich
hatte das Gefühl, noch nie so weiche Haut an den Händen und Füßen gehabt zu haben.
Wenn man die Finger aufeinander reibt, ist die Haut so weich, fast unwirklich. Das
muss man gespürt haben, das kann man ja kaum beschreiben.«
»Stimmt«,
sagte Liv kurz angebunden.
»Wissen
Sie denn schon, wer die beiden ermordet hat?«
Ohne zu
antworten, schaute Liv sie überrascht an.
»Sie glauben
doch nicht, dass man mir zwei Tote und eine Detektivin vorenthalten kann. Ich kenne
hier seit Jahren fast jedes Gesicht – und ich merke, wenn etwas nicht stimmt.« Sie
wartete Livs Reaktion ab.
Liv richtete
sich auf. Die Dame hatte eine gute Beobachtungsgabe, die sie sich vielleicht zunutze
machen konnte.
»Nein, die
Polizei weiß noch nichts Genaues. Und ich bin Reporterin, keine Detektivin.«
»Das ist
doch dasselbe«, meinte sie.
Liv grinste.
»Wie weit
sind Sie denn? Ich würde Ihnen gerne helfen, sagen Sie mir, was ich tun soll. Ich
habe eine besondere Verbindung zu diesem Haus und den Menschen.«
Liv überlegte
kurz: »Aha. Halten Sie Augen und Ohren auf, mehr kann ich nicht sagen. Haben Sie
denn schon eine Theorie?«
»Viele Theorien.
Man hat hier viel Zeit zum Nachdenken und Nachschauen. Ich habe ja schon viel Stress
mit meiner einen Tochter. Maria und Johann Overbeck sind etwa im selben Alter, könnten
also quasi meine Kinder sein.« Sie pausierte. »Nein, aber was hier abläuft, kann
man nicht mehr als Generationskonflikt abtun. Da schwingt Hass mit.«
»Sie meinen
das Verhältnis der Kinder zu ihrem Vater?«
»Genau,
das meine ich – und umgekehrt. Manchmal glaube ich, das war Kampf, nein, es war
Krieg. Auf jeden Fall hatte das mit Zusammenarbeiten zugunsten der Zufriedenheit
der Gäste nichts zu tun. Ich wusste, dass es hier einmal gehörig knallen wird. Vielleicht
komme ich deswegen jedes Jahr zweimal hierher. Ich wollte dabei sein. Nun bin ich
es.«
»Glauben
Sie, die Kinder haben ihren Vater und dessen Frau ermordet?«
»Nein!«
»Nein?«,
fragte Liv nach.
»Nein, umgekehrt.
Dieser sogenannte Vater will seine Kinder töten.«
»Was soll
das denn jetzt? Überlegen Sie doch mal, was Sie da gesagt haben«, hakte Liv nach
und ahnte im selben Augenblick, dass sie es mit einer Gesprächspartnerin zu tun
hatte, die wohl nicht ganz ernst zu nehmen war. »Ich muss weiter, bis bald mal.«
»Denken
Sie darüber nach. Und vor allem, passen Sie auf sich auf!«, rief sie Liv hinterher.
»Alles klar«,
gab Liv kopfschüttelnd zurück.
39
Schnell wollte Liv dieses Gespräch
vergessen. Während sie so ihre weichen Finger rieb, dachte sie sich, sie müsste
unbedingt mehr über diese Frösche wissen. Heute Abend wollte sie im Internet recherchieren.
Wieso meinte
Virginia – alias Karla, kicherte Liv in sich hinein –, dass die Frösche ihrer Kollegen
nicht giftig seien? Zählten sie nicht sogar zu den giftigsten Tieren überhaupt?
Liv musste mehr darüber in Erfahrung bringen. Am besten, man fände einen Froschexperten,
der ihr alles erzählen konnte. Aber zunächst sollte sie Frank informieren. Doch
auch das musste warten, denn Bettina hielt schon Ausschau nach ihr. Die Fitnessstunde
war gekommen. Die Zeit war geradezu verflogen.
Mit einem
breiten Lachen kam Bettina auf Liv zu. »Also los!«, kommandierte Bettina. »Was hältst
du davon, dich erst einmal auf dem Fahrrad etwas warm zu machen?«
Es war nicht
wirklich als Frage gemeint. Liv zuckte mit den Schultern und ging flotten Schrittes,
ihre Enttäuschung über ein langweiliges Fahrrad verbergend, zum Gerät, das Bettina
auf Livs Beinlänge einstellte. Dann gab sie Livs Alter ein und stellte es auf zehn
Minuten ein. Nun sollte sie gleichmäßig strampeln. ›Kein Problem, aber nicht sehr
fordernd‹, dachte Liv zunächst. Aber nach der Hälfte der Zeit wünschte sie sich
einen niedrigeren Gang oder noch besser, dass die zehn Minuten um seien. Bettina
merkte es wohl an ihrem roten Kopf und am Pulsmessgerät, das zu piepen begann. »Schalte
mal einen Gang runter. Du mutest dir gerade zu viel zu. Das schadet eher, als es
nutzt.«
»Okay, wie
du meinst«, hechelte Liv.
Sie hatte
ihre Kondition etwas besser eingeschätzt. Vor wenigen Jahren hätte sie nicht so
früh schlappgemacht. Vielleicht war sie nur heute schlecht in Form. Morgen würde
sie sich nicht so anstellen.
Auch die
zehn Minuten gingen vorüber und Bettina ließ Liv
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