Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)
Vorbereitung eines Raumes für eine Veranstaltung. Er deckte den gut
zehn Meter langen Tisch mit ein, polierte die Gläser, bevor er sie ordnungsgemäß
platzierte. Verschieden große Wein- und Wassergläser nebst Bestecken lagen alleine
schon um einen Platz herum.
Liv blieb
an der geöffneten Tür am Eingang dieses Gesellschaftsraumes stehen. Seine wachen
Augen bemerkten sie sogleich. Er lachte sie an, schaute sich um und registrierte,
dass er einige Minuten lang zu entbehren war.
»Frau Oliver,
guten Tag, wollen Sie zu mir? Sie schauen so.«
Sein Lächeln
und sein direkter, offener Blick nahmen ihr jede Befürchtung, dass sie vielleicht
gestört haben könnte.
»Ich wollte
mich von Ihnen verabschieden, morgen werde ich auschecken.« Die merkliche Absurdität
ihres Unterfangens, sich von jedem Mitarbeiter eines Hotels zu verabschieden, ignorierte
sie. Auch der Kellner spielte glaubwürdig mit.
»Ach, morgen
schon? Sie leben ja nicht weit weg. Da sehen wir uns bestimmt in absehbarer Zeit
einmal wieder. Oder haben wir Sie mit den schrecklichen Todesfällen hier abgeschreckt?
Sie sind so etwas doch gewohnt. Kann man das so sagen?«
»Nicht unbedingt
in meinem Urlaub, aber sonst schon. Sie haben recht, es könnte tatsächlich sein,
dass ich irgendwann wiederkomme.«
»Haben Sie
denn nun eine heiße Spur zu den Mördern?«, fragte er sichtlich interessiert.
»Eine sehr
warme Spur hat die Polizei wohl, ja, es fehlt da nur noch ein Mosaiksteinchen.«
Er wurde
hellhörig, kam näher, lehnte sich an die Wand und wandte sich Liv intensiv zu.
»Das ist
ja spannend. War es einer von uns?«
»Was bedeutet
das, einer von uns?«, fragte sie.
»Nun ja«,
antwortete er, »eben einer aus dem Team oder aus der Familie, oder war es doch ein
Fremder?«
»Ach so,
ja, es kommt schon aus dem inneren Kreis des Hotels, so viel kann ich wohl verraten,
aber mehr noch nicht. Sagen Sie, Herr Olsson, wenn ich auch so ein nettes Fröschchen
haben möchte, kann ich es bei Ihnen bestellen, sagte man mir.«
»Wer sagt
das?«
»Keine Ahnung,
alle wissen, dass Sie mit den Tieren handeln und sich äußerst gut mit ihnen auskennen.
Sie sollen auch gerade eine Sammelbestellung für Nachschub aufnehmen, wie ich hörte.«
»Da haben
Sie richtig gehört. Ich übernehme das manchmal, ja. Ich kenne mich auch mit den
Tieren aus. Na und, bin ich dadurch verdächtig?« Die Freundlichkeit schwand zusehends
aus seinem Gesicht.
»Keine Sorge,
für einen Mörder halte ich Sie zumindest nicht.«
»Für was
dann?«
»Lassen
Sie die Frösche und Halter eigentlich registrieren oder geht der Kaulquappenhandel
auch bei Ihnen so unter der Hand munter weiter?«
Er sagte
nichts.
Liv ging
näher zu ihm heran.
»Ich halte
Sie für einen sehr charmanten Betrüger.« Und noch näher an seinem Ohr, sprach sie
leise: »Herr Olsson, was Sie und Ihre Kompagnons hier im Betrieb für Unterschlagungen
abziehen, müssen Sie mit Ihrem Gewissen und Ihren Vorgesetzten ausmachen. Es ist
nicht meine Aufgabe zu richten. Eins möchte ich nur sagen: Fühlen Sie sich nicht
zu sicher. Letztlich rächt sich Unehrlichkeit immer, davon bin ich überzeugt.«
Er wurde
still, ging einen Schritt zurück und schaute sich um. Keiner war in Sicht, der etwas
mithören könnte. Mit geübter Geste schob er die Finger durch seine kurzen Haare.
Mit verschränkten Armen stand er zu Liv gebeugt: »Ach, Sie wissen …? Wie haben Sie
das denn rausgekriegt?«
»Sie und
Ihre Komplizin sind nicht sehr vorsichtig, es war ziemlich offensichtlich. Ich bin
nicht die Einzige, die es gemerkt hat.«
Nach einem
kurzen Moment steckte er beide Hände in die Hosentaschen und gab leise zu, er habe
auch schon darüber nachgedacht, was ihm das Abzweigen von Geldern bringe und was
es ihn kosten könne. »Wenn die neuen Chefs, also die Geschwister, hierbleiben, werde
ich aufhören. Das war ja mehr ein Protest gegen den alten Diktator, verstehen Sie?
Wir haben ihm somit eins auswischen können, das war ein gutes Gefühl. Es war alles
so ungerecht hier, das hielt man ja sonst gar nicht aus.« Er kroch förmlich mit
seinem Blick in Liv hinein.
»Machen
Sie das mit sich aus«, riet Liv ihm noch einmal. »Was ist also, krieg ich einen
Frosch? Ich habe mir sagen lassen, es wäre so eine Art Therapie für mich. Nach diesen
Erfahrungen hier im Hotel habe ich eine kleine Phobie gegen Frösche bekommen. Die
muss ich bekämpfen. Wie ich gesagt bekam, sei da das beste Mittel, dort hinzugehen,
wo sich sein vermeintlicher
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