Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
Vom Netzwerk:
verlieren. Was ich Ihnen sagen muss, hat
nun eine völlig andere Bedeutung bekommen. Verstehen Sie mich? Ich habe das nicht
richtig eingeschätzt – damals. Erst eben, als Sie das erzählten von dem Giftmord,
da ist es mir ganz plötzlich wieder eingefallen.« Er wandte sich von Liv ab und
hielt sich die Hände vor das Gesicht. »Oh Gott, vielleicht hätte ich den Mord ja
verhindern können?«
    »Nun erzählen
Sie mir doch erst mal in Ruhe, worum es geht«, versuchte Liv ihn zu beruhigen. »Was
ist denn los? Wovon sprechen Sie?«
    »Sie hatte
mich gefragt, die Susanne Weber. Sie wollte wissen, ob ich auch das Originalfutter
für die Frösche besorgen könne. Es sei nicht für sie selbst, sondern eine Bekannte
interessiere sich dafür.« Dabei schaute er Liv mit seinen großen Augen erwartungsvoll
an. »Verstehen Sie nicht? Da hatte schon jemand vor langer Zeit geplant, sich Giftfrösche
heranzuziehen.«
    »Und? Konnten
Sie ihr das Giftfutter besorgen?«
    »Nein, natürlich
nicht. Das wollte ich auch nicht.«
    »Und wie
ging es weiter?«
    »Sie hatte
mich noch ein paar Mal gefragt, ob ich etwas herausbekommen hätte, wo man dieses
Futter herbekommt. Sie sagte ganz glaubwürdig, dass es doch mehr Spaß machen würde,
wenn man wüsste, dass sie gefährlich seien. Nur so halt. Andere Menschen würden
sich Krokodile halten.«
    »Und das
haben Sie ihr geglaubt?«
    »Ja, das
sagte ich doch, damals sah ich das ganz anders. Gott, wie naiv ich war!«
    Liv war
sich nicht klar, ob das eine seiner gut gespielten Rollen war oder ob er tatsächlich
besorgt war, für die Taten verantwortlich zu sein. Er musste zurück zur Arbeit.
    »Bitte behalten
Sie das, was ich Ihnen gesagt habe, nur bis morgen Mittag für sich. Das ist sehr
wichtig für die Ermittlungen. Sagen Sie noch nichts. Niemandem! Bitte!« Er versprach
es ihr.
    »Ach ja,
wissen Sie, wo Frau Salmann ihre Frösche hält?«
    »Keine Ahnung,
in München, nehme ich an. Aber warten Sie, sie hatte doch hier irgendwo in der Nähe
eine Bleibe bei einer Freundin. Vielleicht dort.« Er verschwand.
    Susanne
Weber also, nach ihrem Überfall im dunklen Gang hatte Liv sie hier im Hotel nicht
einmal mehr gesehen. Ihre vermeintliche Zeugenaussage, die sie ihr heimlich im dunklen
Gang mitteilte, stand nun natürlich unter einem ganz anderen Licht. War sie es selbst
oder war sie lediglich eine Handlangerin? Hatte sie den Verdacht von sich ablenken
wollen? Oder hatte sie das Gift für die Geschwister Overbeck oder gar für die Salmann
besorgen wollen?
    Liv musste
Frank anrufen. Mit dem Handy ging sie hinaus in den sonnigen Tag. Frank war in einer
Besprechung, die Nummer wurde umgeleitet. Sein Kollege wusste, wer Liv war. Er sagte,
Frank werde in einer halben Stunde zurückrufen. Derweil wollte er das Alibi und
den jetzigen Aufenthalt von Susanne Weber ermitteln. Er merkte, wie dringlich es
war.
    Liv genoss
ein paar warme Sonnenstrahlen, während sie auf einer Bank saß und wartete.
    ›Wir müssen
die giftigen Frösche oder das Gift selbst endlich finden. Das kann doch alles nicht
so lange dauern!‹

65
     
    »Hallo, Liv, Sie sind noch hier?«
    Liv öffnete
ihre Augen und versuchte, die weibliche Gestalt, die vor der Sonne stand, von ihrer
Parkbank aus zu erkennen. Dabei merkte sie bereits am Tonfall, dass es Monika Salmann
war, die sich ihr in die Sonne stellte, sodass sie nur schwarze Konturen sah, eine
Silhouette ihrer schmalen Figur. Sie sah Liv dafür umso genauer.
    »Ja, morgen
checke ich aus«, sagte Liv so locker wie möglich. »Mein Programm ist erledigt. Ich
habe hier nichts mehr zu tun.«
    »Waren Sie
denn erfolgreich?«, fragte sie.
    »Oh ja,
mein Ziel ist fast erreicht. Aber nur fast, denn bis morgen habe ich noch Zeit,
es zu vollenden.«
    Liv hielt
sich die Hand vor die Augen, sah aber immer noch nicht viel.
    »Ein wunderbarer
Tag, nicht wahr?«, plauderte Liv los, um sie zum Verweilen zu veranlassen.
    »Sie können
das so einfach sagen, Sie – ach, wir duzen uns ja, entschuldige, hatte ich vergessen
– du wirst morgen nach Hause fahren und du weißt, was dich erwarten wird. Aber was
wird aus mir? Ich lebe hier in der Höhle des Löwen. Keiner mag mich, die zwei Junioren
wollen mich loswerden und bieten mir sehr viel Geld dafür, aber mein Lebenssinn
scheint irgendwie mit meinem Verlobten gestorben zu sein.« Endlich ging sie aus
der Sonne und setzte sich schwungvoll zu Liv auf die Bank. Den langen Pferdeschwanz
wedelte sie wie immer knapp an Livs Gesicht vorbei. Liv konnte

Weitere Kostenlose Bücher