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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
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Feind aufhält, um ihn hautnah kennen und lieben zu lernen.«
    »Das ist
sicherlich eine gute Idee. Ich kann Ihnen einen Frosch mitbestellen. Wissen Sie,
welchen Sie möchten?« Der Kellner hatte seine Fassung zurück.
    »Wenn schon,
denn schon«, hörte Liv sich sagen, »einen Dingsbums terribilis, den giftigsten.«
    »Und wollen
Sie einen oder zwei?«
    »Einer allein
ist glücklicher, glaube ich.«
    »Wie kommen
Sie denn darauf?«, fragte er. »Die Paare sind sich ein Leben lang treu. Wir haben
alle zwei, die sind doch zu zweit glücklicher, weil sie nicht einsam sind.«
    »Das sehe
ich anders. Kein Futterneid um den besten Wurm, keine Prügelei um den schönsten
Schlafplatz, keine Aufzucht von vielen lästigen Kaulquappen, allein kann er tun
und lassen, was er will.«
    Er widersprach:
»Aber was will er denn überhaupt, wenn er alleine ist, das ist doch ein total sinnloses
Dasein.«
    »Finden
Sie? Kann ich nicht behaupten. Haben noch viele Ihrer Kollegen neue Frösche bestellt?«
Diese Frage sollte so belanglos wie möglich erscheinen. Das tat sie wohl auch, denn
er antwortete ohne sichtbare Hintergedanken: »Die Chefs haben jetzt zum ersten Mal
das ganze Anfänger-Equipment und zwei blaue bestellt. Dann hatte Monika Salmann
wohl eine Krankheit unter ihren Fröschen. Sie hat alle verloren und nun sechs neue
bestellt, übrigens auch von der Terribilis-Sorte.« Er lachte, stockte aber im selben
Moment, so, als würde ihm jetzt erst bewusst werden, was er gesagt hatte.
    »Oh je,
Sie glauben, dass Frau Salmann …?« Er sträubte sich, es auszusprechen. »Nein, das
glaube ich nicht, dazu wäre sie nicht fähig. Und warum sollte sie den Ast absägen,
auf dem sie saß?«
    »Der Senior
ist nicht ermordet worden, der hat sich selbst das Leben genommen. Das ist jetzt
erwiesen«, klärte Liv ihn auf.
    In Schreckstarre
verfallen, starrte Jörg Olsson Liv ungläubig an. Sie wusste, dass ihre Bitte um
Stillschweigen über diese Sache bei ihm wenig Erfolg haben würde. Trotzdem versuchte
sie, ihm ein Schweigegelöbnis bis zum nächsten Tag abzuverlangen.
    »Aber warum?
Ich verstehe nicht?«, fragte er fassungslos, seine Gedankenblitze quasi auf der
Stirn tragend.
    Er verstand
es offensichtlich wirklich nicht. Das war ja auch keinem zu verdenken. Es bedurfte
schon einer ziemlich miesen Fantasie zu verstehen, weshalb sich der Chef eines Hotels
im Frühstücksraum vor seinen Gästen selbst das Leben nahm und alles so aussehen
ließ, als wäre es Mord. Ja, der sogar den Verdacht auf seine Familie und die Angestellten
lenkte. Eine ziemlich perfide, aber wirkungsvolle Methode, sich unvergessen zu machen.
    ›Wie viel
Hass, Neid und Bitterkeit mussten sich in diesem Menschen über Jahre hinweg aufgestaut
haben? Kein Wunder, dass er keine wahren Freunde hatte.‹
    »Warten
Sie.« Er versuchte, seine Gedanken zu ordnen. »Also, Sie suchen nun nur noch einen
Mörder für die Exfrau vom Senior? Ist sie denn auch mit einem Pfeilgift getötet
worden?«
    Liv nickte.
    Das schien
zu viel für ihn zu sein. Er raufte sich die Haare, drehte sich auf dem Absatz um
und registrierte seit Längerem zum ersten Mal wieder, dass er ja eigentlich hier
zu arbeiten hatte. Seinen Kollegen, die schon missmutig herüberschauten, winkte
er zu und gab zu erkennen, dass er sich beeile. Sie duldeten es, in dem Glauben,
gleich die neuesten Neuigkeiten aus zweiter Hand zu hören.
    »Warten
Sie, Frau Oliver, ich muss Ihnen etwas erzählen. Ich sag nur eben den Jungs, dass
sie kurz für mich mitarbeiten müssen. Bleiben Sie bitte hier, nur einen Moment.«
    »Ich habe
gerade nichts Besseres vor«, sagte sie lächelnd und setzte sich auf einen Stuhl.
Zwischen den anderen Stuhlbeinen rekelte sich die schwarze, langhaarige Katze. Sie
gab den Holzbeinen mit ihrem Hinterteil beim Durchgehen einen kleinen Schubs, drückte
sich jedes Mal von ihnen ab. Es war für sie wie eine Intervall-Massage. Hohen Hauptes,
wachen Blickes schritt sie auf diese Weise durch den gesamten Raum. Jörg Olsson
kam zurück, sah sie, scheuchte sie hinaus auf die Terrasse und kam eiligen Schrittes
zu Liv herüber.
    Sie war
gespannt. Sie ahnte, dass er eine der Schlüsselfiguren in diesem Spiel war.
    »Ich habe
meinen Kumpels eben nur gesagt, dass es sich in dem Gespräch mit Ihnen hier um etwas
sehr Wichtiges handelt. Keine Angst, ich habe nichts verraten. Sie glaubten mir
trotzdem. Zehn Minuten Auszeit habe ich bekommen, keine Minute mehr, dann geht es
hier rund. Also lassen Sie uns keine Zeit

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