Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)
so?« Monika Salmann sagte nichts, dachte nach, während Liv weiter zulegte:
»Den Mord an deinen Konkurrenten hattest du mit ihm schon vor langer Zeit ausgeheckt.
Du wolltest zunächst die gefährlichste Konkurrenz aus dem Weg schaffen. Es ging
um die Vorherrschaft im Hotel. Und die bedeutete dir alles. Los, sag was! War es
so?« Immer noch keine Reaktion, Monika Salmann blickte ins Leere. Langsam richtete
sie ihren Körper auf, zog in sehr langsamen Bewegungen ihren Seidenbademantel zusammen
und bedeckte ihre Beine. Liv beobachtete sie, ging um sie herum, um von hinten leise
in ihr Ohr zu sprechen: »Vielleicht dachtest du sogar, er wäre von seiner Frau oder
seinen Kindern ermordet worden, und fühltest dich selbst nun bedroht. Zuerst nahmst
du dir seine Ehefrau vor, die hast du dann mal eben auf bestialische Weise beiseitegeschafft.«
Liv ging wieder auf Abstand, drehte ihr den Rücken zu. Frank hielt beide in Schach,
die Hand noch immer versteckt am Holster. »Wer weiß, wer als Nächstes dran gewesen
wäre? Johann Overbeck, Maria Overbeck? Deine Mitwisser? Wie blöd bist du eigentlich?
Meinst du, du kämst damit durch? Hältst du die Polizei für so saudumm?« Bei diesem
Satz blickte Liv kurz zu Frank und deutete ein Lächeln an. Mehr war nicht drin,
Liv kam hochkonzentriert zu ihrem Finale. »Was bist du nur für ein Mensch? Bist
du überhaupt ein Mensch? Töten alleine reicht dir nicht, du hast noch Spaß am Entstellen
der Leiche. Das ist die unterste Stufe, meine Liebe. Das geht zu weit. Dafür wirst
du deine gerechte Strafe erhalten. Glaube mir, so kommst du nicht davon. So nicht!«
Liv fiel
im Augenblick nicht mehr ein. Keiner sagte etwas. Frank schaute Liv an, Liv ihn,
dann starrten beide auf Monika Salmann und erwarteten irgendeine Reaktion. Sie aber
hing schon wieder schlaff im Sessel und starrte auf den Tisch. ›Ist ihr die Luft
ausgegangen? Habe ich übertrieben und mit meinem Vorpreschen alles kaputt gemacht?‹,
grübelte Liv.
Nach einer
Weile stand Monika Salmann langsam auf und ging zum Schreibtisch. Frank schob, vorgewarnt,
bereits weiter seine Hand in Richtung Pistole.
Sie öffnete
eine Schublade von dem alten hölzernen Sekretär, zog ein Papier heraus und hielt
es mit abgewandtem Blick kraftlos in Livs Richtung. Liv las vor:
»Mein Testament.
Wenn ich sterbe, soll meine geliebte Monika alles von mir erben, geschäftlich und
privat.« Darunter hatte in krakeliger Schrift der Senior mit H. Entrup unterschrieben.
»Ich sagte
doch, er hat mich geliebt.« Monika Salmann sackte in sich zusammen auf den Boden.
Liv konnte diese Vorstellung nicht mehr so ernst nehmen, starrte immer noch auf
das Papier, als Frank sich über dieses elegant auf der Seite liegende hübsche Häufchen
Elend beugte, den Puls fühlte und sie besorgt aufhob, um sie vorsichtig auf das
Sofa zu legen. Er ging hektisch durch die Wohnung, um ein Glas Wasser zu holen.
Mit einer Decke in der einen und einem vollen Glas Wasser in der anderen Hand kam
er zurück, deckte die Hilflose zu und hob ihren Kopf an in Richtung Glas.
»Du musst
etwas trinken. Sollen wir einen Arzt rufen? Sag doch etwas, Monika!«
Liv musste
noch etwas tiefer bohren.
»Wenn du
glaubst, dass dieser Fetzen Papier dir den Hals rettet, hast du dich getäuscht.«
Böse Blicke
trafen Liv jetzt auch von Frank.
»Nun nimm
doch etwas Rücksicht!«, bat er eindringlich.
Liv musste
ironisch grinsen. ›Gehörte das zum Spiel oder meinte er das ernst? Männer – immer
dasselbe.‹
»Ich werde
dieses Schreiben prüfen lassen. Wenn das echt ist, fresse ich einen Besen. Außerdem,
du glaubst doch nicht, dass man mit einem solchen Schreiben ein ganzes Unternehmen
übertragen kann? So viel weiß ja sogar ich, dass das eines notariellen Testamentes
bedarf.«
Bei diesen
Sätzen schien es Monika Salmann plötzlich wieder besser zu gehen. Sie warf die Decke
beiseite, sprang auf und zischte Liv aus nur einem Meter Entfernung an: »Das war
der Wille meines Verlobten. Ich werde mein Recht bekommen!«
Als Frank
die schnelle Genesung sah, stand nun auch er auf und schloss sich Livs Abgang an.
Ende der Vorstellung.
Der Fahrstuhl im Flur stand offen.
Sie hatten keine Wartezeit, umso länger gestaltete sich die stumme Fahrt hinunter.
Frank sagte
nichts, Liv hielt ihm das Blatt Papier, das sogenannte Testament, hin und schaute
nur ungeduldig auf die Etagenanzeige. Im ersten Stock stieg ein älteres Paar hinzu.
Gequält brachten sie ein »Guten Tag« heraus. Im
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