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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
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der recht anonymen
Mehrfamilienhäuser. Wir tun unser Möglichstes.« Er war genervt, dass Liv ihn kritisierte.
Aber das machte gar nichts. Liv hatte ihre Hausaufgaben schon ausgesprochen gut
begonnen.
    »Braucht
ihr ihr Auto noch?«, fragte Liv.
    »Nein, das
haben wir schon auf Spuren durchsucht. Liv, bleib bei ihr, ich werde kommen.«

66
     
    Liv wartete auf dem Hotel-Parkplatz
auf Frank. Er kam nach einer geschlagenen halben Stunde.
    Ohne viele
Worte gingen sie gemeinsam ins Hotel. Frank meldete sich an der Rezeption als Besuch
für Frau Salmann an. Sie ließ ausrichten, sie wolle ihn in der Suite des Seniors
empfangen. Ein Mädchen ging mit zum Fahrstuhl, gab einen Code ein. Sie fuhren direkt
ins oberste Stockwerk und landeten im geräumigen Wohnzimmer des Seniors, wo Monika
Salmann stehend wartete.
    Sie empfing
beide in einem Morgenmantel. Schreckartig verkrampfte sie in ihrer lässigen Haltung
an der Wand, stand senkrecht, schlug den Morgenmantel übereinander und bedeckte
notdürftig ihre Beine, auch das Glas mit feinperligem Schaumwein, das sie locker
in der Hand hielt, stellte sie ab.
    »Du hast
nicht gesagt, dass du mit ihr kommst. Brauchst du jetzt eine Amme, wenn du mich
besuchst?«
    Frank blieb
ruhig.
    »Du hattest
dich etwas hingelegt?«, fragte er unberührt.
    »Eigentlich
hatte ich es gerade erst vor.«
    »Geht es
dir nicht gut?« Nun umgarnte er sie, ihre gewundenen Bewegungen zeigten Liv, dass
sie gerade dabei war, ihm wieder zu verfallen.
    »Monika,
wir brauchen deine Hilfe. Da sind noch einige Ungereimtheiten. Wir möchten dich
bitten mitzudenken«, sagte Liv zur Ablenkung und legte ihr den Autoschlüssel, für
sie sichtbar, ins Regal. Sie nickte und bot Frank und Liv einen Platz auf dem Sofa
an. Sie schloss züchtig ihren Morgenmantel, der partout nicht zubleiben wollte,
und schaute Frank an. Dabei klebte sie förmlich an seinen Lippen.
    »Dein Verlobter
hat sich selbst umgebracht. Er war schwer krank. Wusstest du das?«
    Liv sah
ihr ins Gesicht. Ihre Gesichtszüge erstarrten, sie sagte eine Weile nichts.
    »Nein! Was
erzählst du denn da, das hätte er mir niemals angetan.«
    Sie wandte
ihren Blick von Frank ab, stand auf, ging zu ihrem Champagnerglas und trank es in
einem Zug aus. Sie sorgte sogleich für Nachschub und schüttete es wieder voll. Mit
einer Geste, in der sie mit dem Glas zur Flasche deutete und kurz nickte, fragte
sie, ob Frank oder Liv auch etwas wollten, was beide kopfschüttelnd ablehnten. Mit
der Flasche in der einen, dem vollen Champagnerglas in der anderen Hand und dem
wegen des seidigen Stoffes wieder auffallenden Morgenrocks sah sie billig und verletzlich
aus. Sollte sie wirklich nichts von dem Selbstmord und der Krankheit ihres Verlobten
gewusst haben? Zuzutrauen wäre es ihm, dass er auch seiner Zukünftigen nicht die
Wahrheit gesagt hatte.
    Frank schaute
Liv an. Er schien sagen zu wollen: ›Siehst du, sie wusste von nichts.‹ Er stand
auf, nahm Monika fest an beiden Schultern und platzierte sie wieder auf dem Sofa,
sich direkt daneben. Seine Hände streichelten ihren Rücken, er stützte sie mitleidsvoll.
    Liv stand
auf und schaute zum Fenster hinaus. Der kleine Park lag in seiner vollen Pracht
vor ihr. Sogar das Rosenbeet entdeckte sie. Nur der süßlich zarte Rosengeruch konnte
niemals bis hierherauf zum vierten Stock gelangen.
    Da unten
streunte wieder die Katze mit den langen Haaren durch das Gestrüpp. Sie blieb stehen
und Liv hatte tatsächlich das Gefühl, sie schaute sie über die Stockwerke hinweg
an. Ihr Schwanz pendelte ruhig hin und her.
    ›Das ist
doch nicht möglich, schaut sie tatsächlich zu mir hoch?‹
    Als sich
Liv wieder der Szene im Zimmer zuwandte, sah sie Monika Salmann schluchzend an Franks
Schulter lehnen. Wie peinlich! Liv wollte dem Ganzen ein Ende setzen.
    »Sag, Monika,
soll ich deine Freundin benachrichtigen, dass sie kommt und nach dir sieht?«
    Sie hörte
auf zu heulen und setzte sich aufrecht hin. Während sie an Franks Jacke herumstreifte,
um die Tränenflecken zu verwischen, sagte sie: »Welche Freundin? Ich bin doch ganz
allein, ich habe niemanden, der mir hilft.«
    Als Liv
merkte, dass sie schon wieder in Richtung Franks Hals zielte und sich ihr Gesicht
erneut zu Tränen verkrampfen wollte, beschloss sie, härtere Bandagen anzulegen:
    »Na klar,
die Freundin, bei der du oft wohnst, die hier im Stadtteil die Frösche versorgt,
du weißt schon. Mit ihr warst du doch neulich auf der Kö shoppen.«
    Wieder stoppte
Monikas

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