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Frösche: Roman (German Edition)

Frösche: Roman (German Edition)

Titel: Frösche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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keine Ruhe. Ich hatte auch keine hehren Ziele, die mich dazu bewogen hätten. Es waren niedere Beweggründe, heimliche Begierden trieben mich, ich wollte Shizi gefallen. Seitdem leide ich unter einer schweren Schlafstörung. Immer wenn ich die Augen schließe, sehe ich Renmei, die mir mit ihren zwei bluttriefenden Händen das Herz aus dem Leibe reißen will ... Jedes Mal bekomme ich mehr Angst, dass ich nur noch wenige Tage zu leben habe.«
    »Leber, du grübelst zu viel. Du hast doch nichts Böses getan. Sei nicht abergläubisch. Sie ist bestimmt kein Rachegeist geworden. Wenn ein Mensch stirbt, ist es wie das Davonfliegen von Asche, als ob sich Qualm auflöst. Auch wenn die Totengeister bei den Menschen bleiben, wird Renmei bestimmt Ruhe geben. Sie war ein guter Mensch mit einem unschuldigen Herzen.«
    »Das ist nur zu wahr! Aber gerade weil sie so ein guter Mensch war, habe ich ein unerträglich schlechtes Gewissen. Renner, du brauchst mich nicht zu bemitleiden, du musst mir nicht verzeihen. Ich habe heute hier auf dich gewartet, weil ich dich um etwas bitten möchte.«
    »Schieß los, Freund.«
    »Bitte sag Shizi, sie soll deiner Gugu Folgendes erzählen: Galle kam am bewussten Tag direkt zu mir nach Hause gelaufen, nachdem sie aus dem Brunnen herausgeklettert war. Ihr Anblick hat mich gerührt, jeden Stein hätte er erweicht, und sie ist schließlich meine leibliche Schwester. Wie sie da ankam, so klein und im siebten Monat schwanger, und mich angefleht hat, ihr Leben und das ihres Kindes zu retten. Ich habe sie in einen Jauchetragkorb gesteckt, mit einer dicken Lage Stroh zugedeckt und dann noch einen Sack drübergelegt. Den Jauchetragkorb habe ich auf dem Gepäckträger meines Fahrrads festgebunden und bin zum Dorf hinausgefahren. Am Ortseingang bin ich auf Qin Strom gestoßen, der mich gleich unter die Lupe genommen hat. Qin Strom wird von der Tante als Spion eingesetzt, der die Leute verpfeifen soll. – Deine Tante ist wirklich in der falschen Epoche geboren und macht den falschen Job! Der Krieg wäre für sie ideal gewesen, und ihre ideale Aufgabe die einer Generalin, die ein Heer befehligt und gegen den Feind ins Feld führt.
    Qin Strom war der Letzte, dem ich begegnen wollte. Weil er deiner Tante den Lakaien macht und wie ein abgerichteter Hund alles für sie tut. So wie ich für Shizi jeden verpfiffen hab, ohne zu überlegen, so tut er dies für deine Tante.
    Er hat mich aufgehalten, hat wissen wollen, wo ich hinwollte.
    Wir beide haben so oft gemeinsam vor dem Krankenhaus gewartet, aber dennoch habe ich niemals ein Wort mit ihm gewechselt. Trotzdem weiß ich, dass er mich in seinem Herzen als Freund betrachtet. Wir sind Seelenverwandte, die mit der gleichen Krankheit geschlagen sind. Ich habe ihm mal geholfen, als er vor dem Gasthaus des Genossenschaftsladens von den Bettlern Gao Men und Lu Huahua aufs Korn genommen wurde und Hiebe einstecken musste. Du kennst ja die vier berühmten Dorftrottel Gao, Lu, Qin und Wang, die in Nordost-Gaomi die Straßen belagern, immer einen Haufen Gaffer anziehen und sich mit ihrem Zirkus zum Gespött der Leute machen. Mit Qin meine ich Qin Strom und mit Wang mich selbst. Renner, mein alter Freund, du kannst dir nicht vorstellen, welche Freiheit man gewinnt, wenn die Leute einen für verrückt halten, man es aber gar nicht ist!
    Ich bin also vom Fahrrad abgesprungen und habe Qin Strom fest in die Augen geschaut.
    ›Du bist bestimmt auf dem Weg zum Markt und willst ein Schwein verkaufen.‹
    ›Richtig. Ich fahre ein Schwein verkaufen.‹
    ›Im Grunde hab ich ja gar nichts gesehen.‹
    Er hat mich laufen lassen. Zwei Narren, die sich auch ohne Worte verstanden haben.
    Bitte, Renner, sag Shizi, dass ich meine kleine Schwester auf dem Gepäckträger bis nach Kiautschou gefahren habe. Dort habe ich sie in den Überlandbus nach Yantai gesteckt. Dort sollte sie ein Billet für die Schiffspassage nach Dalian kaufen und von dort den Zug weiter nach Harbin nehmen.
    Du weißt ja, dass Chen Nases Mutter aus Harbin stammt. Er hat dort noch Verwandte. Galle hat genügend Geld bei sich, und ihr wisst ja auch, dass sie sehr klug und umsichtig ist. Sie hatte es schon lange geplant. Inzwischen sind gut zwei Wochen vergangen. Galle befindet sich längst an ihrem Ziel.
    Deine Tante streckt ihre Hand zwar nach allem aus, aber den Himmel erreicht sie nicht. In unserer Kommune mag sie das Hausrecht haben und tun und lassen können, was ihr beliebt, in anderen Regierungsbezirken und anderen

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