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Frösche: Roman (German Edition)

Frösche: Roman (German Edition)

Titel: Frösche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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Provinzen ist das jedoch nicht der Fall.
    Galle ist bereits im siebten Monat schwanger. Bis deine Tante sie gefunden hat, hat sie ihr Kind längst geboren. Deswegen richte ihr über Shizi aus, sie soll doch endlich Ruhe geben und die Sache als erledigt betrachten.«
    »Wenn es so ist, warum soll ich es ihr dann überhaupt sagen?«, fragte ich.
    »Damit will ich mich retten«, gab Wang Leber zur Antwort. »Das ist das Einzige, worum ich dich bitte.«
    Ich sagte: »Na gut, ich mach’s.«

7
    Ich bin wirklich ein in jeder Hinsicht willensschwacher Mann.
    Ursprünglich dachte ich, dass ich es Renmei schuldig sei, in meiner und Shizis Hochzeitsnacht bis zum Morgengrauen meditierend vor einer roten Kerze zu sitzen. Weil ich ihr nur so meine ehrliche Reumütigkeit und Sehnsucht zeigen könnte. Aber ich habe vor mich hinbrütend nur bis Mitternacht durchgehalten, dann bin ich schwach geworden und habe Arm in Arm mit Shizi im Bett gelegen.
    Als ich Renmei heiratete, goss es in Strömen, in meiner Hochzeitsnacht mit Shizi goss es in Strömen und es ging ein Sturm. Es war eine Gewitternacht, Blitze zuckten unablässig vom Himmel, grell blauweißes Licht blendete, gefolgt von ohrenbetäubendem Donnern, und der Regen prasselte wie aus Kübeln nieder. Von überall her dröhnte das Klatschen und Prasseln der Wassermassen in unseren Ohren, der feuchte Wind mit dem Geruch von nasser Erde und verfaulten Pfirsichen drang durch die Ritzen der alten Holzfenster ins Hochzeitszimmer.
    Die rote Kerze war fast heruntergebrannt und flackerte, bis sie verglimmt war. Ich begann mich zu fürchten. Die Blitze zuckten alle paar Sekunden vom Himmel, im zittrigen Lichtschein des Blitzes sah ich Shizis weit geöffnete Augen aufblinken. Ihr Gesicht leuchtete golden auf. Dann folgte der Donner, so nah, als wäre es bei uns auf dem Hof, brenzliger Geruch stach uns in die Nase. Shizi schrie auf, ich nahm sie schnell in die Arme.
    Ich hatte befürchtet, sie wäre ein Brett, nicht erwartet, dass sie eine Papaya war. Eine fleischige, üppige Papaya, die bei der leisesten Berührung vor Saft triefte. Ihr Fleisch war reifes Papayafleisch und duftete genauso.
    Es ist schäbig, wenn ein Mann seine erste Frau mit der zweiten vergleicht. Ich zwang mich, keine derart blöden Gedanken zuzulassen, aber mein Kopf gehorchte mir nicht.
    Als unsere beiden Körper sich vereinten und ich in ihr und sie um mich war, waren auch unsere Herzen vereint.
    Ich sagte den schamlosen Satz: »Kleiner Löwe, ich finde, wir zwei sind noch mehr Mann und Frau, als ich es mit Renmei war.«
    Sie schloss mir sofort mit ihrer Hand den Mund: »Es gibt Dinge, die sollten einem nicht über die Lippen kommen.«
    »Leber hat mir aufgetragen, dir und Gugu etwas zu sagen. Er hat Galle bereits nach Kiautschou gebracht. Sie hat den Überlandbus nach Yantai genommen und ist von dort in die Mandschurei gereist.«
    Kleiner Löwe drehte sich um und setzte sich auf. Es blitzte wieder, und der Lichtschein flackerte über ihren Körper. Ihr Gesicht, soeben noch voller Leidenschaft, war streng und frostig geworden. Sie legte sich wieder hin und kroch in meine Arme, dann flüsterte sie mir ins Ohr: »Lügt er weiter so, bin ich mir erst recht sicher, dass Galle noch hier ist.«
    »Und wollt ihr sie«, fragte ich, »jetzt laufen lassen?«
    »Dazu kann ich nichts sagen. Das hängt von deiner Tante ab.«
    »Würde Gugu das tun?«
    »Unmöglich. Wenn sie sie laufen lässt, dann ist sie nicht mehr sie selbst.«
    »Warum seht ihr tatenlos zu? Worauf wartet ihr? Wisst ihr denn nicht, dass sie schon fast im achten Monat ist?«
    »Es stimmt nicht, dass Gugu tatenlos zusieht, sie hat viele Spitzel, die für sie im Verborgenen Nachforschungen anstellen.«
    »Habt ihr es herausbekommen?«
    »Was das angeht ...« Sie zögerte einen Augenblick und fuhr dann fort: »Ich brauche ja wohl keine Geheimnisse vor dir zu haben. Sie halten sie bei Yanyans Oma versteckt. Sie befindet sich in dem Erdloch, in dem sie auch Renmei versteckt hatten.«
    »Und was wollt ihr jetzt machen?«
    »Ich höre auf Gugu.«
    »Was will Gugu denn tun? Dasselbe wie beim letzten Mal?«
    »Nein, so dumm ist sie nicht.«
    »Was dann?«
    »Gugu hat bereits jemanden zu Chen Nase geschickt, um ihm ausrichten zu lassen, dass wir wissen, wo Galle sich versteckt hält. Und dass er den Wangs bestellen soll, wenn sie Galle nicht herausgeben, kommen wir mit dem Kettentrecker und planieren ihr Gehöft und die Gehöfte ihrer vier Nachbarn.«
    »Yanyans Großvater

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