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Frösche: Roman (German Edition)

Frösche: Roman (German Edition)

Titel: Frösche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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Eizelle verschmolzen sind und nun ein neues Leben entstanden ist, das auf die Erde kommen wird. Die größte Freude im Leben eines jeden Menschen! Das Schönste, was einem passieren kann, ist doch zu sehen, wie ein Leben mit den eigenen Genen geboren wird. Denn mit dieser Geburt lebst du selber weiter! Dein Leben besteht fort!«
    »Das entscheidende Problem ist«, unterbrach ich ihn, »wo und wie ich den Antrag für das Melderegister stelle.«
    »Dieses kleine Problemchen wirft dich jetzt um?«, entgegnete er: »Es ist nicht mehr wie früher. Wenn du Geld hast, kannst du eigentlich so ziemlich alles hinkriegen. Solltest du keinen Melderegistereintrag bekommen, ist das Kind trotzdem ein Mensch, der unseren Erdball bewohnt und damit in den Genuss der Menschenrechte kommt.«
    »Schon gut, Li Hand, ich bin zu dir gekommen, um mein Problem aus der Welt zu schaffen, und du dröhnst mich mit diesem überflüssigen Geschwafel voll. Seit ich wieder in Gaomi bin, merke ich immer deutlicher, dass ihr euch alle so eine gedrechselte Sprache zugelegt habt, die Studierten und die nicht Studierten. Von wem habt ihr das?«
    Er lachte: »Wir benehmen uns wohl kultivierter als früher? In der modernen Gesellschaft spielt jeder eine Rolle, ob nun als Bühnenschauspieler, als Filmstar, Fernsehschauspieler, Pekingopernheld, Kabarettist oder Comedian, alle spielen Theater. Die Gesellschaft ist doch wie eine Bühne, oder etwa nicht?«
    »Hör auf mit dem Geschwätz«, sagte ich, »und hilf mir lieber! Du willst doch nicht, dass ich zu Chen Nase Schwiegervater sagen muss?«
    »Was ist daran verkehrt, wenn du Nase Schwiegervater nennst? Davon geht die Welt nicht unter, und stehen bleiben wird sie auch nicht. Ich sag dir was: Glaub nicht, die Leute kümmerten sich um deine Angelegenheiten. Denkst du, alle schauen dir zu? Das siehst du falsch. Die haben alle mit ihren eigenen Angelegenheiten so viel zu tun, dass sie nicht dazu kommen, sich um deinen Kram zu kümmern. Es hat mit den anderen Leuten eigentlich ziemlich wenig zu tun, wenn du mit Nases Tochter einen Sohn hast und mit einer anderen vielleicht noch eine Tochter. Selbst wenn die Klatschmäuler sich eine Weile darüber den Mund fusselig reden, ist das nicht wichtiger als vorbeiziehende Wolken, ein Wind und weg sind sie. Ausschlaggebend ist, dass es dein eigen Fleisch und Blut ist. Sobald es geboren ist, hast du gewonnen.«
    »Aber von Nases Tochter! Das ist ja fast wie Blutschande!«
    »Was für ein Unsinn! Du und Augenbraue, ihr habt keine verwandtschaftlichen Beziehungen. Wie sollte es da Inzest sein? Was das Alter angeht, brauchst du dir noch weniger Sorgen zu machen. Achtzigjährige heiraten Achtzehnjährige. Man erzählt darüber nette Anekdoten. Entscheidend ist, dass du Augenbraue nicht einmal berührt hast. Sie ist wie ein Werkzeug, wie gemietet. Jetzt mach dir nicht so viele Gedanken! Schieb die Sorgen fort, trainiere deinen Körper. Du willst deinen Sohn großziehen!«
    »Hör auf mit dem Unsinn!« Ich zeigte auf meine mit Herpesbläschen übersäten Lippen. »Du siehst doch, wie viel Stress mir die Sache macht. Ich fleh dich an, tu es bitte für deinen Schulkameraden und Freund und richte Augenbraue etwas von mir aus. Sag ihr, sie solle bitte sofort die Schwangerschaft abbrechen lassen, das Geld bekommt sie trotzdem und ich lege noch zehntausend obendrauf, als Ausgleich für die gesundheitlichen Nachteile einer Abtreibung. Wenn ihr das nicht genügt, dann eben zwanzigtausend.«
    »Wozu soll das gut sein? Wenn dir der Abbruch zwanzigtausend wert ist, kannst du das Geld doch auch nach der Geburt des Kindes für den Melderegistereintrag ausgeben, damit der Antrag besser ins Rollen kommt, und dann ein von allen respektierter Papa werden.«
    »Ich kann es meiner Einheit nicht beibringen.«
    »Du nimmst dich zu wichtig!«, sagte Hand spitz. »Die Einheit hat keine Zeit, um sich mit deinen Angelegenheiten zu befassen. Was glaubst du, wer du bist? Hast ein paar Schauspiele, Tragödien, Dramen fürs Theater geschrieben, die keiner liest. Du gehörst doch nicht zu den Royals? Wenn du einen Sohn bekommst, gibt es einen Nationalfeiertag, oder wie?«
    Die Tür öffnete sich, ein Rucksacktourist steckte vorsichtig den Kopf zur Tür herein und betrat das Lokal, der falsche Sancho Panza kugelte auf ihn zu und hieß ihn mit einem Lächeln willkommen.
    Ich flüsterte: »Nur dieses eine Mal bitte ich dich, tu mir diesen Gefallen!«
    Er verschränkte die Arme vor der Brust, schüttelte den Kopf

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