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Frösche: Roman (German Edition)

Frösche: Roman (German Edition)

Titel: Frösche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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grasgrünen Jeep aufs Land chauffiert worden war. Jahre später sagte mir Gugu einmal:
    »Ich hätte ihn gern geheiratet, obwohl ich mich mit ihm nur ein einziges Mal getroffen hatte, obwohl ich auch seinen Bauch nicht leiden konnte, der aussah wie der einer im achten Monat Schwangeren, obwohl ich auch den strengen Knoblauchgeruch aus seinem Mund nicht mochte und obwohl ich doch sah, dass er eigentlich ein ungebildeter Bauer war. Aber euch, unserer ganzen Sippe zuliebe hätte ich ihn gern geheiratet.«
    Gugu erzählte, dass, nachdem sie in die Kreisstadt gefahren war, um sich mit Yang Lin zu treffen, schon anderntags der Kommuneparteisekretär Qin Shan auf der Krankenstation zur Inspektion erschien. Mit einem unterwürfigen Lächeln, sich mit schönen Worten anbiedernd, kam er in Begleitung des Direktors auf die Entbindungsstation. Dieser lakaienhafte Duckmäuser! Gugu sagte, er sei früher ein so stolzer Mann gewesen! Welch dominante Aura er gehabt hätte! Und binnen eines Wimpernschlags hätte er sich so verändert, sich solch eine Visage zugelegt. Das gab Gugu schwer zu denken.
    »Allein um diesen kriecherischen Liebediener loszuwerden, hätte ich Yang Lin geheiratet. Wenn nur nicht die Kulturrevolution gekommen wäre!«
    Auf die Bühne stieg nun eine kleinwüchsige, dralle Rotgardistin, die ein Paar ausgelatschte Schuhe mit hinaufbrachte. Einen hängte die Yang Lin, den anderen Gugu an den Hals.
    Gugu sagte mir später, als Konterrevolutionärin, Spionin oder was immer sonst verunglimpft zu werden, sei nichts gegen die Schmach, sich »ausgetretener Schuh« – leichtes Mädchen – schimpfen zu lassen. Diese Schande habe sie nicht ertragen. Diese völlig aus der Luft gegriffene Erniedrigung!
    Gugu riss sich den ausgelatschten Schuh vom Hals und schleuderte ihn mit aller Wucht von sich. Als seien ihm Augen gewachsen, landete er unmittelbar vor Huang Qiuya. Die Rotgardistin machte einen Luftsprung, griff in die Haare meiner Tante und riss sie mit aller Kraft nach unten, Gugu machte den Hals steif und leistete dem Mädchen Widerstand. Es war wie Tauziehen.
    »Tante, bitte, bitte nimm den Kopf runter. Sie wird dich skalpieren! Die Dicke ist doch mindestens hundert Pfund schwer! Wie sie deinen Haarschopf mit beiden Händen wringt! Der steht schon stramm von deinem Körper ab.«
    Gugu ruckte wie ein stürmisches Pferd, das die Mähne wirft, abrupt mit dem Kopf. Die zwei Haarbüschel, die das Mädchen mit den Händen umkrallt hielt, wurden dabei ausgerissen. Hellrotes Blut triefte vom Kopf meiner Tante.
    Bis heute sind ihr davon zwei kupfermünzengroße Narben geblieben.
    Blut floss in Strömen über ihre Stirn, floss ihr über die Ohren hinab. Aber sie stand aufrecht und beugte sich nicht. Totenstille unterhalb der Bühne. Ein Esel vor einem Karren machte den Hals lang und brüllte sein schrilles Iah. Ich hatte kein Weinen meiner Mutter mehr gehört. Aschfahle Leere breitete sich in meinem Herzen aus.
    Huang Qiuya griff sich den ausgelatschten Schuh vor ihren Füßen, rannte los, hinauf auf die Bühne. Ich nehme an, sie wusste nicht, was dort oben geschehen war, denn sonst wäre sie mit Sicherheit unten geblieben. Oben angekommen, erstarrte sie zur Salzsäule. Sie warf den Schuh fort, murmelte etwas und wich Schritt um Schritt zurück. Xiao Oberlippe hechtete auf die Bühne und brüllte:
    »Wan Herz! Wie führst du dich hier auf!«
    Er ruderte mit den Armen und feuerte sich selbst beim Parolenschreien an. Er wollte damit die Stimmung wieder in Schwung bringen. Keiner der vielen, die unterhalb der Bühne saßen, stimmte jedoch mit ein. Die Dicke umklammerte immer noch die zwei Haarbüschel samt Kopfhaut. Wie zwei Schlangen baumelten sie in ihren Händen, als sie damit, schreiend wie ein Kleinkind, die Bühne hinabstolperte.
    »Stillgestanden!«, brüllte Oberlippe die zurückweichende Huang Qiuya an. Er zeigte mit dem Finger auf den Schuh. »Häng ihr den Schuh um!«
    Hellrotes Blut floss über Gugus Ohren, strömte über die Brauen, floss in ihre Augen, floss ihren Hals herunter. Gugu hob die Hand und wischte sich das Blut aus dem Gesicht.
    Huang Qiuya bückte sich, hob den Schuh auf und ging zitternd wie Espenlaub auf sie zu. Meine Tante hob den Kopf und blickte ihr in die Augen. Ein monströser Schrei entwich ihr. Dann spuckte sie weißen Schaum und fiel bewusstlos hintenüber.
    Wie einen toten Straßenköter zerrten die zuspringenden Rotgardisten sie von der Bühne.
    Xiao Oberlippe griff sich Yang Lin am Kragen und

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