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Frösche: Roman (German Edition)

Frösche: Roman (German Edition)

Titel: Frösche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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Invasoren her,
    schlagen wir sie schnell zurück.
    Dass die Köpfe nur so fliegen,
    dass es die Pferde niedermäht!
    Denn das ganze Volk macht mit,
    denn das ganze Volk wird sterilisiert,
    denn das ganze Volk verhütet gründlich
    jede Schwangerschaft!
    Die Tante wollte sich befreien, konnte aber die Umklammerung nicht lösen. So befahl sie schließlich ihren Leuten: »Steigt in das Erdloch runter!«
    Ein Milizionär kletterte, die Taschenlampe im Mund, in den unterirdischen Gang. Der nächste stieg hinab. Sie brüllten aus dem Loch herauf: »Keiner drin!«
    Gugu packte so der Zorn, dass sie das Gleichgewicht verlor und ohnmächtig zu Boden sank.
    Vater sagte: »Chen Nase hat sie wirklich ausgetrickst. Du weißt doch, dass er hinter dem Haus einen Gemüsegarten hat? Dort gibt es einen Brunnen mit einer Seilwinde. Der unterirdische Gang führte bis dicht an den Brunnenschacht. Wie die kleine Galle es wohl geschafft hat, durch den langen Gang zu kriechen, sich dann durchzugraben – wo sie die viele Erde wohl hingetan hat? –, sich am Seil hochzuhangeln und aus dem Brunnen herauszuklettern, während Nase und Ohr die Tante umklammert hielten. Wirklich ein schweres Stück Arbeit! Dass so ein kleines Persönchen das schafft, noch dazu im hochschwangeren Zustand.«
    Als man die Tante stützte und zum Brunnen hinführte, stampfte sie laut mit den Füßen auf, so wütend war sie: »Wie konnte ich nur so dumm sein! Als hätte ich Schippkohlen vor den Augen! Dabei hatte doch schon mein Vater seinen Leuten im Xihai-Untergrund-Militärkrankenhaus befohlen, einen Tunnel zu graben!«
    Dann wurde sie wieder ohnmächtig. Die Milizionäre brachten sie ins nächste Krankenhaus. Deine Tante hatte sich dieselbe Krankheit zugezogen wie Henry Norman Bethune. Bethune starb an der Sepsis, Gugu wäre fast daran gestorben. Sie war der Partei treu ergeben – notfalls bis in den Tod –, und die Partei dankte es ihr, indem sie sie rettete. Es sprach sich rum, dass sie die teuerste Medizin bekam.
    Einen halben Monat wurde sie im Krankenhaus behandelt. Ihre Wunde war noch nicht verheilt, da hielt sie es dort nicht mehr aus und verließ das Krankenhaus früher, als es die Ärzte erlaubt hatten. Sie erklärte, solange sie bei Galle die Abtreibung nicht vorgenommen hätte, bekäme sie keinen Bissen mehr hinunter und täte kein Auge mehr zu. So sehr liege die Sache ihr am Herzen.
    »Da sieh einer an, so verantwortungsvoll ist sie! Was denkst du, ist sie überhaupt noch ein Mensch? Sie ist ein Dämon! Ein Teufel!« Mein Vater seufzte.
    Chen Nase und seine kleine Tochter Ohr wurden in der Kommune eingesperrt.
    Man erzählt sich, dass man die beiden an den Armen aufgehängt und ausgepeitscht habe, damit sie Galles Versteck verrieten.
    Aber das sind Gerüchte.
    Der Dorfkader sei dort gewesen und habe anschließend berichtet, sie seien in einem Raum eingesperrt gewesen, eine Pritsche mit Matratze, eine Thermoskanne und zwei Becher hätten sie gehabt, Essen und Wasser seien ihnen auch gebracht worden. Die hätten das Gleiche zu essen bekommen wie die Kommunekader: Hefenudeln aus hellem Mehl, Hirsereisbrei und dazu immer Gemüse. Die beiden hätte man dort weiß und rund gefüttert. Natürlich hätten sie das Essen nicht umsonst bekommen! Das hätten sie bezahlen müssen. Chen Nase sei schließlich ein reicher Geschäftsmann gewesen. Die Kommune sei mit der Bank übereingekommen, dass alles Geld, was er auf der Bank hatte, abgehoben und gepfändet werden konnte. Es seien achtunddreißigtausend Yuan gewesen.
    Während deine Tante im Krankenhaus lag, schickte die Kommune eine Arbeitsgruppe ins Dorf. Man hielt eine Vollversammlung ab und gab einen politischen Beschluss bekannt.
    »Alle Dorfbewohner, die in der Lage sind, zu Fuß zu gehen, haben Wang Galle zu suchen. Dafür werden jedem zusätzlich fünf Yuan täglich ausbezahlt. Bezahlt wird dieses Geld von den achtunddreißigtausend Yuan, die Chen Nase auf der Bank hat.«
    Die Dörfler wollten eigentlich nicht kommen, um sich das Geld auszahlen zu lassen, denn sie fanden, dass es unredlich verdientes Geld sei. Aber es musste sein, denn wer sich verweigerte, dem wurden fünf Yuan vom Lohn abgezogen. Also gingen alle hin. Über siebenhundert Leute gab es im Dorf. Am ersten Tag kamen mehr als dreihundert. Abends bekam man den »Zuschuss« ausbezahlt, auf einen Schlag wurden Chen Nase tausendachthundert Yuan abgezogen.
    Die Kommune gab noch bekannt, dass demjenigen, der Galle aufspürte und zurückbrächte,

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