Frohes Fest!
der Junge. »Kein Traum wie sonst.«
»Das bin ich!« Sannik stellte seinen ausgebeulten Sack auf den Boden und nahm einen Extraktor heraus. »Halte nun ganz still, Jean-Paul. Ich werde dich jetzt kitzeln und danach wirst du dich viel besser fühlen.«
Das Kind saß ganz still, als habe es Angst, Bewegung könnte seinen Traum wie eine Seifenblase zerplatzen lassen. Sannik drückte die kleine kreisförmige Ansaugöffnung des Extraktors gegen die fieberheiße Haut der Brust des Kindes. Sofort entspannte sich der Kleine und seine Augen schlossen sich. Ein langer Seufzer, als Sannik ihm half, sich hinzulegen und auszustrecken, dann schlief er auch schon.
Der Mechanismus entnahm ihm die winzigen Gewebe- und Plasmaproben und versiegelte den Einschnitt wieder, durch den die Entnahme erfolgt war. Dann zog Sannik die Bettdecke weg und zog dem Kind das Nachthemd aus. Es lag nackt auf der Pritsche.
Er holte das größte seiner Geräte aus dem Sack und zog die Einzelteile auseinander, bis die ganze samtweiche Hülle über dem reglosen Körper des Jungen lag. Das Ding füllte und entleerte sich wieder, als atmete es, und er wußte, daß der komplizierte Mechanismus die Elemente des kindlichen Körpers analysierte und Veränderungen vornahm, die alle Fehlfunktionen behoben.
Während das ablief, setzte er die Maske auf Jean-Pauls Gesicht, und Farben begannen über das Kristallvisier zu spielen. Wiederum vermaß und diagnostizierte und heilte der Mechanismus.
Als die Geräte ihre Tätigkeit einstellten, entfernte Sannik sie und steckte sie zurück in den Sack. Er zog dem Kind wieder das Nachthemd an und deckte es zu. Er lächelte über seinen eigenen Einfall, als er drei glitzernde Kristalle aus seinem Beutel nahm und je einen auf die drei Pritschen legte. Er hatte sie ihrer Schönheit wegen auf einer fremden Welt aufgehoben, und sie würden die Kinder erfreuen, die hier schliefen. Als er sich bückte, um das Zimmer durchs Fenster zu verlassen, hörte er hinter sich einen Laut. Er drehte sich um und sah, daß Jean-Paul wieder auf dem Bett saß, das Gesicht von Aufregung gerötet. »Bist du ein Engel?« fragte das Kind Sannik. »Du hast meine Augen geheilt!«
»Nein«, sagte der Reisende zu vielen Welten. »Ich bin nur jemand, der möchte, daß es dir gutgeht.« Damit schlüpfte er wieder durchs Fenster, schloß es mit Hilfe des Manipulators und schloß auch das Licht in dem kleinen Zimmer hinter den Fensterläden ein.
Die triumphierende Stimme folgte ihm zur Straße hinunter. »Ich glaube, du bist ein Engel! Oder vielleicht bist du auch Jesus selbst, der zurückkommt, die Kranken zu heilen! Zumindest mußt du einer der Heiligen sein!«
Sannik eilte die Straße hinunter. Hinter sich hörte er einen sanften Ton, der bald zu einer großen Hymne des Triumphs und der Freude anschwoll. Die Leute oben auf dem Hügel sangen – in der eisigen Dunkelheit unter den glockentönenden Sternen – ein Lied von Glaube und Hoffnung.
Würde sein Volk ihnen das bringen, was sie sich erhofften, wenn sie dereinst in der Lage waren, die Dinge des Kosmos zu begreifen?
Er wußte es nicht, aber als Sannik in sein schneebegrabenes Shuttle kletterte und es auf den Start vorbereitete, stellte er sich nochmals das vom Triumph erleuchtete Kindergesicht vor. Natürlich würde der Junge vergessen …
Und dann begriff er in plötzlichem Erschrecken, daß er den Löscher nicht benutzt hatte, als er fertig war. Das Kind würde nicht vergessen!
Und was würde daraus werden, wenn die Zeit verging und die Menschen von diesem Wunder erzählten? Schuldgefühle und schlimme Ahnungen erfüllten ihn, als das Raumschiff aus dem Schnee sprang und in den Himmel hinaufschoß. Der Feuerschweif seines Starts erschien als ein strahlender Stern zwischen den vielen anderen, aus denen das Universum bestand.
Originaltitel: »A Gift of Light«
Copyright © 1991 by A. Mayhar (Erstveröffentlichung);
Mit freundlicher Genehmigung des Autors
und der Agentur Luserke, Friolzheim
Copyright © 1991 der deutschen Übersetzung by
Wilhelm Heyne Verlag, München
Aus dem Amerikanischen übersetzt von
Uwe Luserke
Kristine Kathryn Rusch
Ein ganz besonderes Weihnachtsfest
Christoph schwang sich vom Schneemobil herunter und trat auf den verharschten Schneeboden. Frau Svenson blickte auf ihn hinunter. Ihre Augenbrauen waren von Schnee verkrustet. Blonde Locken lugten unter ihrer Mütze hervor.
»Soll ich wirklich nicht doch mal mit deinen Leuten sprechen?«
Weitere Kostenlose Bücher