Frohes Fest!
sich wieder der Steinplatte zu. Uri Moncrief untersuchte sie, studierte die eingemeißelten Schriftzeichen, fuhr mit den Fingerspitzen über die glänzende Oberfläche, schätzte die Höhe und Länge (ungefähr vier mal sieben Meter), und nickte zufrieden, als sei es möglich, den genauen Winkel ihrer Bedeutung gegenüber der mittleren Dichte der langen Jahrtausende zu bestimmen.
Hier auf dieser luftleeren Ebene, wo sich keine Sonne erhob.
»Die Inschrift«, sagte er, wobei er zurücktrat und seine fleischigen Hände in die Taschen steckte. Seine würdelose, völlig unpassende Gestalt stand vor diesem Zeugen der Vergangenheit mit einem verknautschten Expediti onshut auf dem Kopf, einem leuchtend-roten Sporthemd und ausgebeulten Hosen. Dieser Eindruck wurde noch irgendwie verstärkt durch den schwachen Heiligenschein des Gantner-Feldes, das ihn vor dem Vakuum schützte.
Eine Gruppe schwerer Blocksymbole zog sich waagrecht über den oberen Teil der Platte, gestützt von vier Schriftzeichensäulen darunter. »Zwei Sprachen«, sagte sie. Der Stil der Symbole in den vier senkrechten Sektionen – feine Schlingen und verführerische Flammen in einer Art von präziser Fülle – ließen darauf schließen, daß eine weibliche Hand den Meißel geführt haben könnte. Sie hakte den Transcorder von ihrem Gürtel und hielt ihn vor die Inschrift. »Max, bist du da?«
»Ja, Seola.« Die Stimme in den Kopfhörern klang freundlich und beinahe eifrig. »Was kann ich für dich tun?« Max war der Nachrichtenoffizier auf ihrem Schiff. »Kannst du das lesen?«
Max schwieg einen Moment lang. »Das ist nicht die hier übliche Schrift.«
»Dann überprüfe bitte die anderen Sprachen«, sagte Moncrief ein bißchen irritiert. Er war schon zu lange hier draußen gewesen und konnte keine Dummheit mehr vertragen. »Es muß irgendwo doch Übereinstimmungen geben.«
Seola hatte Moncrief noch nie besonders leiden können. Er war zu laut und ließ seine Klugheit zu offensichtlich heraushängen. Er war zu schnell bereit, tolerant über Ansichten zu lächeln, die nicht codiert, katalogisiert und zurück in ein Museum geschickt werden konnten. »Wir könnten auch eine Datierung gebrauchen, Max«, sagte sie sanft.
»Ich melde mich gleich wieder.« Ein bißchen irritiert klang auch er.
Seola überlief es kalt. Es hatte andere tote Kulturen gegeben, auf anderen Welten. Ausgebrannt. Verbraucht. Säulen wie abgebrochene Zähne im Sand, Monumente, unter dichtem Urwald verborgen. Oder wie die riesige Raumkolonie über Marakopa, vor einer Million Jahren aufgegeben. Man hatte sie mit offenen Luftschleusen durchs All treiben lassen. Aber nichts glich dem hier. Sie drehte den Wärmeregler in ihrem Feld höher.
»Wir sollten für heute abend Schluß machen«, nörgelte Moncrief. »Es muß einen besseren Weg geben, den Heiligabend zu verbringen.«
Ja. Alles wäre besser in diesem Fall.
Der Schiffsfunk meldete sich. »Seola.« Er wandte sich mit Absicht nicht an Moncrief, obwohl er ihr Vorgesetzter war. Aber der antwortete. »Schieß los, Max!«
Seola berührte ihre Fernbedienung, und das Licht des Ausgrabungsroboters ging aus. Unter den Sternen erstrahlte die Inschrift in sanftem Glühen. »Sie stammt aus der Zeit des Ereignisses«, sagte Max, »mit einem Unsicherheitsfaktor von einem halben Jahrhundert in beiden Richtungen. Der waagrechte Teil stammt von Elian B. Übrigens habe ich die Felsformation ausfindig gemacht, aus der die Steinplatte stammt. Sie liegt ungefähr zwölf Kilometer westlich von euch. In diesen niedrigen Hügeln am Horizont. Es sieht aus, als sei sie mit einem Laser herausgeschnitten.«
»Unmöglich«, sagte Moncrief.
Seola lächelte. Sie fühlte, daß Max ihn auf den Arm nehmen wollte. Die Zivilisation auf dieser Welt hatte nicht mal lang genug Bestand gehabt, um eine Druckerpresse hervorzubringen. »Bist du sicher, was das Elian-B-Resultat betrifft?« Moncrief schaute verblüfft drein.
»Ja. Gar kein Zweifel.«
»Das Zentrum dieser Sprache«, warf Seola ein, »war ein paar tausend Kilometer entfernt. Während der Periode, in der dies eine lebendige Welt war, bedeutete das einen anderen Kontinent. Eine gewaltige Entfernung für eine Gesellschaft fast ohne Technik.«
»Was steht drauf?« fragte Moncrief.
»Der waagrechte Teil heißt so ungefähr: Im Herzen des Waldes ist das Wasser immer klar, « Moncrief seufzte.
»Ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll«, fügte Max hinzu.
Die Vorderseite und ein Seitenteil der
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