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Frohes Fest!

Frohes Fest!

Titel: Frohes Fest! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke (Hrsg)
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Augen und wußte, daß sie ihn durchschaute.
    »Das ist nicht fair den Kindern gegenüber«, sagte Xanthippe sanft.
    »Erzähl mir nichts von fair! Sie haben jedes Jahr Weihnachten – ich nie!«
    »Aber für dich ist immer Weihnachten! Für viele Kinder ist es jedoch das einzige, worauf sie sich das ganze Jahr über freuen können.«
    »Du verstehst mich nicht«, fuhr er sie an und verschwand wieder unter dem Schlitten.
    Glöckchen klingelten, als sie wegtrabte.
    Wenn ihn schon Xanthippe nicht verstand, dachte sich Christoph, dann würde ihn wohl niemand verstehen.
    Er entfernte drei der vier Schrauben, die den Glaubensempfänger am Schlitten hielten. Magie schlüpfte durch seine Finger und streichelte über sein Gesicht. Das erinnerte ihn daran, wie sein Vater ihm erzählt hatte, daß manche Kinder von Weihnachten träumten und dabei lächelten, wenn sie im Traum ihre Geschenke unter dem Baum erblickten.
    Christoph erinnerte sich an Bilder von Kindern in alten, verfallenden Gebäuden. Kinder, die niemals Spielzeug bekamen. Kinder, deren Eltern jeden Tag fort waren und nicht nur einmal im Jahr.
    Er legte den Schraubenzieher zur Seite und atmete tief durch.
    Xanthippe hatte recht. Sein Leben stellte etwas so Besonderes dar, daß er sich eines einzigen schlimmen Tages wegen betrogen fühlte, anstatt sich der 364 schönen Tage zu freuen. Also würde er eben wieder einen Weihnachtstag allein verbringen. Das war besser als alle anderen Kinder zu enttäuschen.
    »Habe ich dir jemals erzählt, warum ich eigentlich Geschenke bringe?«
    Die Stimme seines Vaters hallte in der Garage wider. Christoph fuhr hoch. Er richtete sich vorsichtig auf – in Erwartung einer Strafe.
    Sein Vater saß auf der Werkbank, der lange, weiße Bart verfilzt und das Haar in Büscheln zu Berge stehend. Er sah müde aus, aber nicht zornig.
    »Nein.« Christophs Hände zitterten.
    »Weil auch ich einst ein Weihnachtsgeschenk erhielt. Nur ein einziges Geschenk. Und seither wollte ich etwas zurückgeben.«
    »Was … was machst du jetzt mit mir?«
    »Nichts.« Sein Vater machte einen beinahe glücklichen Eindruck.
    »Ich habe diesen Tag erwartet. Wenn du eines Tages mein Nachfolger werden willst, mußt du wissen, was Geben bedeutet.«
    »Ich weiß, was Geben heißt.«
    Sein Vater schüttelte den Kopf. »Nicht ganz. Als du aufgehört hast, die Schrauben zu entfernen, bist du dem Verständnis ein Stück näher gekommen.«
    Nun schüttelte Christoph verwirrt den Kopf. Wie konnte sein Vater wissen, was er gefühlt hatte? Gebrauchte Vater etwa auch Magie?
    »Und wenn ich etwas ganz anderes tun möchte?« fragte Christoph.
    »Komm heute nacht mit mir und dann entscheide dich!«
    Christophs Herz klopfte stürmisch. Noch nie hatte sein Vater ihn dazu eingeladen, und er hatte es schon vor Jahren aufgegeben, darum zu betteln.
    »Und wenn ich nicht will?«
    »Dann habe ich dich überschätzt.« Der Vater strich sich das Haar glatt. »Ich muß weiterarbeiten. Sei pünktlich hier, wenn du mitkommen willst.«
    Er ging und plötzlich schien die Garage entsetzlich leer. Sein Vater füllte immer jeden Raum, in dem er sich befand.
    Christoph sah den Schlitten an. Mitkommen? Warum nicht? Zumindest wäre das einmal ein ganz anderes Weihnachtsfest – gemeinsam mit Vater.
    Er nahm den Schraubenzieher und kroch wieder unter den Schlitten. Ein Lächeln ließ sein Gesicht glücklich erscheinen, als er sorgfältig die Schrauben wieder festzog.
     
    Originaltitel: »Christopher’s Crummy Christmas«
    Copyright © 1989 by Kristine Kathryn Rusch
    (erstmals erschienen in »Boy’s Life«);
    mit freundlicher Genehmigung der Autorin
    und der Agentur Luserke, Friolzheim
    Copyright © 1991 der deutschen Übersetzung by
    Wilhelm Heyne Verlag, München
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von
    Uwe Luserke

 
    Jack McDevitt
     
    Spuren
     
    Unter ihren Füßen lag eine kalte und tote Stadt. Sie spürte die engen Straßen, die verfallenen Parks, die eingefrorenen Umrisse mehr als daß sie sie sah, denn zum größten Teil war sie begraben, untergegangen, in den Boden hineingestampft. Aber ein paar skelettartige Überreste hatte man aus dem Schutt herausgezogen und da lagen sie nun unter dem Sternenlicht – ein Bild des Jammers.
    Über ihr glitt Hopkins Schlitten durch den Reigen der Sternbilder. Sie beobachtete ihn, wie er über den Himmel jagte, über die weit entfernte Basis hinwegtrieb, über die Ebene segelte und dabei die Ausgrabungen mit rot-grünem Licht erfüllte.
    Sie wandte

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