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Frohes Fest!

Frohes Fest!

Titel: Frohes Fest! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke (Hrsg)
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als der Ermordete, denn er überlebt.«
    »Diesen endlosen Kreislauf, diese blutige Hatz der Jäger und ihrer Beute? Das kannst du bewundern?«
    »Warum nicht? Das ist alles, was zu bewundern ist. Abgesehen davon zwingt es beide Grundtypen von Wesen dazu, die Geschwindigkeit zu entwickeln, zuerst durchs Wasser zu schwimmen, übers Land zu laufen und durch die Luft zu fliegen. Schließlich den Sub-Raum zu durcheilen, wie wir es tun. Und, was letzteres voraussetzt, eine hohe Intelligenz und brillante Vorstellungskraft zu entwickeln, Qualitäten, die auf wunderbare Weise das Beste der Jäger und das Beste der Beute ausschmücken. Ich bewundere jederzeit eine gute Ausstattung.«
    »Ich verabscheue es, wenn du so redest«, sagte der Kapitän schroff. »Du hast mich auf all meinen Wanderungen begleitet und noch immer willst du nicht zugeben, daß die Liebe Vorrang hat. Du kannst dich nicht einmal dazu durchringen, darüber nachzudenken, was geschehen würde, wenn die Beute so rasch flüchtet, daß sie wie ein schlechtes Gewissen die Jäger in den großen kosmischen Kreisläufen einholt.«
    »Metaphysik!« lautete der einzige Kommentar des Ersten Maats, mit großer Verachtung ausgesprochen.
    »Du verschmähst mich und meine Arbeit«, sagte der Kapitän. »Doch du widmest dein ganzes Dasein der Aufgabe, mich und sie zu beobachten. Wenn sie wertlos ist, warum tust du das?«
    Zum ersten Mal war der Erste Maat um eine Antwort verlegen. »Vielleicht amüsiert es mich, dir dabei zuzusehen, wie du dein Zerstörungswerk verrichtest, das du Liebe nennst«, zischte er schließlich, »eine Liebe, die nur die Lust des Jägers an der Verfolgung weckt und die Panik der Beute, zu entkommen. Mit Hilfe der Liebe tilgst du die am meisten zum Kampf begabten Rassen, die geschicktesten Flüchtlinge aus dem Universum. Dennoch«, fuhr er ausdruckslos fort, »hat dich Finiswar nicht letztlich gelehrt, daß deine große Arbeit nutzlos ist, immer eher in den Tod als ins Leben führt? All deine Erlöser-Kinder – jedes letzte von ihnen – sind Bastarde, die sich nicht einmal fortpflanzen können. Sie sind Wortführer für den Tod! Ich schlage dir vor, mit all dem aufzuhören, sofort! Lösch die Daten für den nächsten Planeten im Bordcomputer der lnseminator und gib einen Kurs heimwärts ein!«
    »Niemals!« sagte der Kapitän. »Wohin es auch immer führt – in welche scheinbaren Schrecken auch immer – Liebe ist das Wichtigste!«
    »Oh, das ist niedlich. Das ist ausgezeichnet«, zischte der Erste Maat, seine Stimme triefte vor Gehässigkeit. »Wie ich schon sagte, mein Hauptanliegen ist es, mich zu amüsieren. Und wirklich, es gibt kein größeres Vergnügen, als dich zu bespitzeln, den größten Jäger von allen, der mit Hilfe der Liebe mordet. Und auch die größte Beute, weil du immer vor der schlichtesten Wahrheit fliehst.«
    »Ruhe!« zischte der Kapitän, zornig geworden. »Ich bin deine Krankheit leid. Kriech zu deinen Studien zurück und bleib dort! Stell dich selbst unter Schiffsarrest.«
    Der Erste Maat gehorchte bereitwillig. Als er in sein Loch glitt, rief der Kapitän ihm hinterher: »Und die große Arbeit geht weiter. Ich werde noch mehr Erlöser zeugen!«
    Der Erste Maat schob noch einmal seinen flachen schwarzen Kopf mit Augen, die kreisrunden Ausschnitten einer sternenhellen Nacht glichen, aus seinem Loch.
    »Oder einfach die Samen deiner großen todesorientierten Paranoia ausstreuen«, zischte er mit schierem Haß.
    »Und du wirst mir weiterhin zusehen«, sagte der Kapitän, weil er nicht die kleinste Gelegenheit auslassen wollte, dem anderen die Tatsache seiner eigenen unausweichlichen Stärke einzuprägen.
    »Das werde ich«, zischte der Erste Maat scharf. Sein Kopf verschwand, als sei jede Spur von Kraft in seinem massigen Körper dafür aufgewendet worden, ihn zurückzucken zu lassen.
     
    Originaltitel: »One Station on the Way«
    Copyright © by Fritz Leiber
    (erstmals erschienen in »Galaxy«, Dezember 1968);
    mit freundlicher Genehmigung des Autors und Thomas Schlück,
    Literarische Agentur, Garbsen
    Copyright © 1989 der deutschen Übersetzung by
    Wilhelm Heyne Verlag, München
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von
    Michael Iwoleit

 
    Harlan Ellison
     
    Ein von Touristen unentdeckter
    Außenposten
     
    Sie hatten ihr Lager direkt außerhalb des Traums aufgeschlagen und warteten auf das erste Tageslicht, um mit der Erstürmung zu beginnen.
    Melchior ging zum Kofferraum des Rolls Royce und öffnete ihn. Er wühlte

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