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Fromme Wünsche

Fromme Wünsche

Titel: Fromme Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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Schuld daran geben. Mir ist
das ziemlich gleichgültig - es ist Ihre Sache, wenn Sie den Charakter und die
Persönlichkeit Ihrer Tochter nicht akzeptieren wollen. Sie machen sich dadurch
nur selbst unglücklich. Vielleicht auch Barbara und Ihren Mann. Aber Sie leiden
am meisten darunter.“
    „Warum haben Sie sie mit zur Beerdigung gebracht?“
    Ich seufzte. „Nicht, um Ihnen eins auszuwischen - ob
Sie's glauben oder nicht. Phyllis hat Agnes geliebt. Sie mußte bei der
Trauerfeier einfach dabeisein... Aber wozu rede ich eigentlich? Sie hören ja
doch nicht zu. Sie brauchen nur neue Nahrung für Ihren Zorn. Aber ich bin nicht
im Schneesturm hier herausgefahren, um über Phyllis Lording zu reden. Ich
wollte Sie über Ihre Aktienkäufe befragen. Insbesondere, was Sie veranlaßt hat,
letzten Monat zweitausend Ajax-Aktien zu kaufen.“
    „Ajax? Wovon reden Sie eigentlich?“
    „Von der Ajax-Versicherungsgesellschaft. Sie haben
am zweiten Dezember zweitausend Aktien erworben. Warum?“
    Sie war blaß geworden. Im Feuerschein wirkte ihre
Haut wie Pergament. Aber ihre eiserne Selbstbeherrschung verließ sie nicht.
„Wahrscheinlich haben Sie keine Ahnung davon, was es bedeutet, viel Geld zu
haben. Ich weiß nicht einmal, wieviel zweitausend Aktien wert sind -“
    „Nach heutigem Kurs fast hundertzwanzigtausend“, warf
ich hilfreich ein.
    „So. Das ist ein Bruchteil des Vermögens, das mir
mein Vater hinterlassen hat. Möglich, daß meine Vermögensverwalter es für eine
gute Investition zum Jahresschluß hielten. Bei so kleinen Summen brauchen sie
mich nicht zu fragen.“
    Ich lächelte verständnisvoll. „Sicher. Aber wie
steht's mit Corpus Christi? Sie sind eine einflußreiche Katholikin. Was können
Sie mir darüber erzählen?“
    „Bitte geh jetzt, Victoria. Ich bin müde, und es
wird Zeit zum Abendessen.“
    „Sind Sie Mitglied, Catherine?“
    „Nenn mich nicht Catherine. Für dich bin ich Mrs.
Paciorek.“
    „Und ich für Sie Miss Warshawski. Sind Sie Mitglied
bei Corpus Christi?“
    „Ich habe nie was davon gehört.“
    Es schien nicht so, als hätten wir uns noch etwas zu
sagen. Ich stand auf, um zu gehen, doch unter der Tür fiel mir noch etwas ein.
„Und was ist mit Wood-Sage? Ist Ihnen das ein Begriff?“
    In ihren Augen glitzerte es eigenartig. Aber
vielleicht war es auch nur der Widerschein des Feuers. „Geh!“ fauchte sie. Barbara
wartete am Ende des Flurs auf mich. „Dein Wagen ist in der Garage, Vic.“ Ich
lächelte dankbar. Wie war es möglich, daß dieses Mädchen so normal und heiter
herangewachsen war - bei dieser Mutter? „Wieviel bin ich dir schuldig? Fünfundzwanzig?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nichts. Es - es tut mir
leid, daß Mutter zu dir so grob war.“
    „Und du willst mir dafür den Abschleppwagen
bezahlen?“ Ich griff nach meiner Brieftasche. „Das ist nicht nötig, Barbara.
Deine Mutter kann mein Verhältnis zu dir nicht beeinflussen.“ Ich drückte ihr
das Geld in die Hand.
    „Darf ich dich was fragen? Hattest du mit Agnes, wie
Mutter immer behauptet -“ Sie brach ab und wurde über und über rot.
    „Ob ich mit deiner Schwester ein Verhältnis hatte?
Nein. Deine Mutter ist aber glücklicher bei dem Gedanken, daß Agnes nicht fähig
war, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.“
    „Hoffentlich bist du mir jetzt nicht böse.“
    „Nein, keine Sorge. Ruf mich doch an, wenn du mal
über deine Schwester reden möchtest. Du kannst stolz auf sie sein. Oder ruf
Phyllis Lording an. Sie würde sich sehr freuen.“
     
    15
Feueralarm
     
    Ich kam so spät nach Hause, daß ich beschloß, den
Auftragsdienst erst am nächsten Morgen anzurufen. Roger hatte mehrmals
versucht, mich zu erreichen, und auch Murray hatte sich gerührt. Ich probierte
es zunächst bei Murray.
    „Ich glaube, ich habe unseren Freund Walter
gefunden. In St. Vincent wurde letzten Donnerstag ein Patient, der angeblich
Wallace Smith hieß, wegen eines Kieferbruchs behandelt. Er hat bar bezahlt, und
das Personal fand das ein bißchen seltsam. Er hatte nämlich die Nacht dort
verbracht, deshalb belief sich die Rechnung auf über tausend Dollar. Immer noch
billiger als ein Atom-U-Boot, wie's so schön heißt.“
    „Hat er eine falsche Adresse angegeben?“
    „Leider. Hat sich als unbebautes Grundstück in New Town
herausgestellt. Aber die Nachtschwester in der Unfallstation konnte ihn
ziemlich genau beschreiben: ein vierschrötiger Kerl mit schwarzem Haar und
Stirnglatze, ohne Bart. Ich hab's gleich an

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