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Fromme Wünsche

Fromme Wünsche

Titel: Fromme Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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und stürzte ans Schlafzimmerfenster.
Während ich zwei verschreckte junge Leute von ihrer Matratze auf dem Fußboden
hochscheuchte, schoß mir durch den Kopf, daß es an der Wohnungstür und in der
Küche gebrannt hatte. Seltsam - den Brand in der Küche konnte ich fahrlässig
verursacht haben; aber den an der Tür? Und wieso stand eigentlich nur der
obere Gebäudeteil in Flammen?
    Die Studenten - das Pärchen aus dem Schlafzimmer und
ein junges Mädchen, das auf einer Matratze im Wohnzimmer geschlafen hatte -
waren völlig durcheinander. Sie wollten ihre Skripten mitnehmen, aber ich
forderte sie barsch auf, sich etwas überzuziehen, und zwar schnell. Ich griff
mir ein Sweatshirt von einem Kleiderstapel und schlüpfte hinein. Dann schubste
und drängte ich sie zum Fenster.
    Als wir nacheinander im Schnee landeten, fuhr
bereits die Feuerwehr vor. Roger fand ich vor dem Haus, in Gesellschaft der
Takamokus, eines alten japanischen Ehepaars aus dem ersten Stock. Er war durch
ein Parterrefenster eingestiegen und hatte sie herausgeholt. Die Feuerwehr hatte
eine aufgeregte Menschenmenge angelockt. Im Schein der roten und blauen
Warnlampen auf den Löschwagen und Polizeiautos konnte ich die
sensationsgierigen Gaffer beobachten, die sich daran ergötzten, wie mein
kleines Reich in Schutt und Asche sank.
    Roger hielt mir die Weingläser hin, und ich preßte
sie gegen die Brust. Als er den Arm um mich legte, dachte ich an die anderen
fünf, die im Schlafzimmer der Hitze und den Flammen ausgeliefert waren. „Ach,
Gabriella“, murmelte ich. „Bitte verzeih mir.“
     
    16 Das
Glück ist launisch...
     
    In mehreren Krankenwagen wurden wir zum
Sankt-Vincent-Hospital transportiert. Ein abgekämpfter junger Arzt mit Lockenmähne
untersuchte uns der Reihe nach. Keiner von uns war schwer verletzt, aber
Ferrant und ich waren doch erstaunt über die Schnittwunden und Brandblasen an
unseren Händen, die wir in der Hitze des Gefechts gar nicht bemerkt hatten.
    Die Takamokus hatten einen schweren Schock erlitten.
Nach ihrer Internierung während des Zweiten Weltkriegs hatten sie in Chicago
ein ruhiges Leben geführt, und der Verlust ihres Refugiums ging ihnen sehr
nahe. Die Studenten waren so fürchterlich überdreht, daß es kaum auszuhalten
war. Sie konnten einfach nicht aufhören zu reden. Als sie gegen sechs vor der
Polizei ihre Aussage machen sollten, unterbrachen sie sich ständig gegenseitig,
weil jeder seine Geschichte als erster loswerden wollte.
    Zuständig für die Untersuchung war Dominic Assuevo,
ein Mann wie ein Bulle: vierkantiger Kopf, kurzer, kräftiger Hals, muskulöser
Oberkörper, aber überraschend schmale Hüften. Vielleicht war er früher Boxer
oder Rugbyspieler gewesen. Begleitet wurde er von einem uniformierten
Feuerwehrmann und von Bobby Mallory.
    Ich hatte dagesessen wie in Trance, völlig
verzweifelt über die Zerstörung meiner vier Wände. Das Denken fiel mir schwer.
Und jede Bewegung. Aber als ich Bobby sah, wußte ich sofort, daß ich mich
zusammenreißen mußte. Ich atmete tief durch. Selbst das war mir schon fast
zuviel.
    Der erschöpfte Arzt gab müde sein Einverständnis zur
Vernehmung. Nur die Takamokus, die man bereits in einem Krankenzimmer
untergebracht hatte, blieben davon verschont. Wir gingen in ein winziges Büro
neben dem Notarztzimmer, das dem Wachpersonal als Aufenthaltsraum diente. Die
beiden vor sich hin dösenden Wachleute machten uns bereitwillig Platz. Zu acht
paßten wir gerade noch hinein. Ein Student und ein Beamter standen, wir anderen
hatten uns auf die paar Stühle verteilt.
    Mallory warf mir einen angewiderten Blick zu. „Schau
dich bloß mal an, Warshawski, wie du rumläufst! Halb nackt. Und dein Freund
keinen Deut besser. Ich hätte ja nie gedacht, daß ich mal froh darüber sein
könnte, daß Tony nicht mehr lebt. Aber jetzt ist es soweit. Gut, daß er dich so
nicht sieht.“
    Seine Worte wirkten auf mich wie eine belebende
Spritze. Auch das sterbende Schlachtroß erhebt sich noch einmal taumelnd, wenn
das Signal zum Angriff ertönt. Polizeiliche Anwürfe bewirken bei mir ungefähr
das gleiche.
    „Nett, daß du um mich besorgt bist, Bobby.“
    Rasch mischte sich Assuevo ein: „Bitte geben Sie
einen vollständigen Bericht über die Ereignisse der vergangenen Nacht. Wie
haben Sie bemerkt, daß es brannte? Was haben Sie unternommen?“
    „Der Qualm hat mich geweckt. Mr. Ferrant war bei
mir. Wir stellten fest, daß die Küche in Flammen stand, und als wir zur
Eingangstür

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