Fromme Wünsche
einen Schemel unter seine Füße und wartete.
Glücklicherweise hatte Mrs. Silverstein ausgebildete
Sanitäter angefordert; sie hängten Onkel Stefan sofort an den Tropf, während
er ins Ben-Gurion-Memorial-Hospital gebracht wurde. Der Vorfall wurde der
Polizei gemeldet, und ich sollte an Ort und Stelle warten.
Sobald sie weg waren, rief ich Lotty an.
„Wo bist du?“ fragte sie. „Ich habe von dem Brand
gelesen und wollte dich anrufen.“
„Das erzähle ich dir später. Es geht um Onkel
Stefan. Er ist schwer verletzt. Ich weiß nicht, ob er's überlebt. Sie haben ihn
ins Ben Gurion gebracht.“
Es blieb lange still in der Leitung, bis Lotty leise
fragte: „Eine Schußverletzung?“
„Ich glaube, ein Messerstich. Er hat eine Menge Blut
verloren. Es war schon geronnen, als ich ihn fand. Das Herz ist nicht
getroffen.“
„Und wann hast du ihn gefunden?“
„Vor etwa zehn Minuten. Ich wollte erst abwarten, in
welches Krankenhaus sie ihn bringen.“
„Mmm. Wir unterhalten uns später darüber.“
Sie legte auf. Während ich auf die Polizei wartete,
lief ich unruhig im Wohnzimmer hin und her. Ich bemühte mich, nichts zu
berühren. Nach einiger Zeit war es mit meiner Geduld vorbei. In einer
Schublade im Schlafzimmer fand ich ein Paar Handschuhe. Sie waren mir zwar
einige Nummern zu groß, aber nun konnte ich zumindest die Papiere auf dem
Schreibtisch unbesorgt durchsehen. Dabei entdeckte ich weder meine
Acorn-Zertifikate noch irgendeine Fälschung.
Obwohl das Zimmer mit Möbeln vollgestopft war, hätte
man hier schwer etwas verstecken können. Eine rasche Suche förderte dann auch
nichts zutage. Plötzlich fiel mir ein, daß Onkel Stefan sein Fälscherwerkzeug
irgendwo verborgen ha ben mußte; das brauchte die Polizei ja nicht
unbedingt zu finden. Hastig suchte ich weiter, und schließlich entdeckte ich
alle Utensilien in der Backröhre: Pergament, Klischees, Werkzeug. Ich stopfte
alles in eine Tüte und läutete bei Mrs. Silverstein.
Mit geröteten Backen und aufgelöstem Haar kam sie
zur Tür. Offenbar war sie gerade beim Kochen. „Entschuldigen Sie, daß ich noch
mal störe. Ich muß drüben auf die Polizei warten. Wahrscheinlich nehmen sie
mich mit aufs Revier. Mr. Herschels Nichte kommt später vorbei und holt ein
paar Sachen ab. Könnten Sie ihr vielleicht diese Tüte geben? Ich sage ihr, sie
soll bei Ihnen klingeln.“
Das wollte sie gern tun. „Wie geht's ihm? Was ist
passiert?“
„Keine Ahnung. Die Sanitäter haben nichts gesagt.
Aber sein Puls ging regelmäßig, wenn auch schwach. Hoffen wir das Beste.“
Sie bot mir einen Drink an, aber ich hielt es für
besser, drüben in der Wohnung zu warten, damit die Polizei nicht auf
irgendwelche Ideen gebracht wurde. Endlich tauchten zwei Uniformierte mittleren
Alters auf - mit gezogenen Revolvern. Ich mußte die Hände flach gegen die Wand
legen und durfte mich nicht bewegen.
„Was soll das denn? Schließlich habe ich Sie
verständigt. Ich war genauso überrascht wie Sie.“
„Wir stellen hier die Fragen, Schätzchen“, sagte der
eine. Sein Schwabbelbauch verdeckte beinahe den Revolvergurt. Unbeholfen
tastete er mich ab. Die Smith & Wesson fand er aber mühelos. „Hast du 'nen
Waffenschein für das Ding, Kleine?“
„Ja.“
„Zeig her.“
„Kann ich dazu die Hände von der Wand nehmen? Ich
komme sonst so schlecht ran.“
„Laß die flotten Sprüche. Zeig den Schein, aber 'n
bißchen plötzlich.“ Das kam von dem anderen. Er war schlanker und pockennarbig.
Meine Tasche lag vor der Tür auf dem Fußboden. Sie
war mir beim Anblick von Onkel Stefan unbemerkt aus der Hand gefallen. Ich zog
meine Lizenz als Privatdetektivin aus der Brieftasche und den Waffenschein.
Der Dicke warf einen Blick darauf. „Ach, da schau
her, eine Privatschnüfflerin. Was suchst du denn hier in Skokie, Mädchen?“
Vorstadtpolizisten sind mir ein Greuel. „In Chicago
kriegt man nicht so gute Brötchen wie bei euch hier.“
Der Fette verdrehte die Augen. „Da haben wir ja
jemanden aufgegabelt, Stu! Hör mal zu, Kleine, wir sind hier nicht in Chicago.
Wir können dich jederzeit einlochen. Fällt uns gar nicht schwer. Und jetzt sag
uns, was du hier gemacht hast.“
„Auf euch Typen gewartet. War wohl ein Fehler.“
Der Schlankere gab mir eine Ohrfeige. Ich war nicht
so dumm, zurückzuschlagen. Hier draußen konnte mir das als Widerstand gegen die
Staatsgewalt ausgelegt werden und mich meine Lizenz kosten. „Also raus damit,
Mädchen. Mein Kollege
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