Frontlinien
einfiel. »Was ist, wenn wir die Behälter ausschleusen und mit einem
Traktorstrahl zum Marodeur lenken, so wie wir das beim edesianischen Transporter geübt haben?«
»Daran habe ich ebenfalls gedacht«, sagte Paris. »Bei
Impulsgeschwindigkeit lässt sich so etwas einfach
bewerkstelligen, aber während eines Warptransfers ist es praktisch unmöglich. Immerhin geht es dabei um etwa fünfzig Container.«
Chakotays Rücken schmerzte noch immer und der Knoten in seiner Magengrube erinnerte ihn daran, was er über die Gimlon gelesen hatte.
Es musste etwas unternommen werden, um die Gimlon an
weiteren Gräueltaten zu hindern.
»Halten Sie sich für eine Kursänderung bereit, die uns direkt hinter den Marodeur bringt«, wies der Erste Offizier den Piloten an. »Können wir das andere Schiff von hier
abkoppeln?«
»Ich denke schon«, sagte Paris und gab neue Kursdaten ein.
»Es sind nur einige Andockklammern, durch
Strukturintegritätsfelder verstärkt. Alles wird vom Computer kontrolliert.«
»Dachte ich mir«, brummte Chakotay. »Und ich glaube, ich habe jetzt einen Plan.« Hastig betätigte er die Kontrollen. »Wir müssen zeitlich alles ganz genau abstimmen.« Ein Diagramm des Marodeur erschien im Display und bestätigte Chakotays Vermutung: Bei den Plasmaventilen im Heckbereich war die Panzerung weniger stark.
»Wie bitte?«, fragte Paris. »Die zeitliche Abstimmung
wofür?«
Chakotay sah kurz auf und lächelte grimmig. »Den Einsatz der Antimaterie-Behälter, und zwar mit dem anderen Gimlon-Schiff. Damit rammen wir den Marodeur von hinten.«
Er blickte wieder aufs Display und konnte das Schmunzeln des Piloten nicht sehen, aber er hörte es in seiner Stimme.
»Nicht übel«, kommentierte Paris. »Sie brauchen lange, um einen Plan zu entwickeln, aber wenn Sie einen haben… Meine Güte!«
»Vielleicht reicht dieser nicht aus.«
Paris schüttelte den Kopf. »Keine falsche Bescheidenheit. Es klappt bestimmt.«
»Programmieren Sie den Kurs auf der Grundlage der Daten, die ich Ihnen übermittle«, sagte Chakotay und blickte
weiterhin auf die Kontrollen der taktischen Station. »Ich brauche freie Schussbahn auf die Plasmaventile.«
Chakotay holte tief Luft und hielt den Atem einige Sekunden lang an. Alles hing von der bevorstehenden Aktion ab. Die Zukunft eines ganzen Raumsektors mit zahlreichen Welten.
Die Worte, die er an die Crew gerichtet hatte, waren nicht übertrieben gewesen… Aber erst jetzt spürte er in vollem Umfang die in ihnen steckende Bedeutung.
»Oh-oh…«
»Oh-oh?«, wiederholte Paris. »Das hört sich gar nicht gut an.«
»Die Gimlon setzen sich mit uns in Verbindung«, sagte
Chakotay. »Sie wollen wissen, warum wir ein Wrack ohne Crew in den Kampf mitnehmen.«
»Oh-oh.«
Chakotay sendete keine Antwort. Stattdessen rief er die Kontrollen auf den Schirm, mit deren Hilfe sich die
Andockklammern lösen ließen. »Also los, Tom – jetzt!«
Sie verließen die Formation und das Triebwerk heulte unter den Belastungen eines Flugmanövers bei maximaler
Warpgeschwindigkeit. Bei einer Dampfmaschine hätten sich jetzt die Nieten gelöst und Stahl wäre geschmolzen.
Stattdessen beanspruchten Strukturintegritätsfelder mehr Energie und warnende Anzeigen wiesen Chakotay auf
Kühlmittellecks hin.
Das Kom-Display blinkte – die Gimlon wollten wissen,
warum eins ihrer Schiffe die Angriffsformation verließ, ohne dazu aufgefordert worden zu sein.
Paris brachte sie direkt hinters Heck des Marodeur. Das große Schiff drehte sich, ein Vorgang, der aufgrund seiner enormen Masse einige Zeit in Anspruch nahm.
Die anderen Eskortenschiffe scherten ebenfalls aus der Formation aus, doch auch sie reagierten zu langsam.
Chakotay betätigte ein ganz bestimmtes Schaltelement und koppelte dadurch das mit Antimaterie gefüllte Schiff ab. Das Bewegungsmoment trug es dem Marodeur entgegen und wenige Sekunden später kam es zur Kollision: Metall bohrte sich in Metall; Stahlplatten barsten; Panzerungssegmente verformten sich und zerrissen.
Chakotays Finger huschten über die Computerkontrollen.
Wie ließ sich die Frachtliste abrufen? Und wo befand sich der Menüpunkt für die Detonation der Behälter? Wo?
Schließlich erschien die Liste auf dem Schirm und Chakotay schlug auf den computerisierten Schalter. Dann sah er auf und beobachtete, wie grelle weiße Energie am Heck des Marodeur loderte.
»Energetische Druckwelle!«, rief der Erste Offizier. Die Sensoren brauchten ihn nicht extra darauf
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