Frontlinien
Kommunikationssystem, um die aufgezeichneten Daten mit einem starken Impuls zu senden.
»Sehen Sie nur«, sagte Paris. »Die Gimlon-Schiffe richten Traktorstrahlen auf den Marodeur und bringen ihn auf den ursprünglichen Kurs.«
»Verdammt!« Der Hinweis des Piloten erfüllte Chakotay mit neuer Sorge. »Das Superschiff ist nicht so schwer beschädigt, wie wir dachten. Offenbar bildet die Waffe ein separates System, ohne irgendwelche Verbindungen mit dem
Triebwerk.« Rasch berechnete er den Kurs des Marodeur und fügte diese Daten der Mitteilung hinzu.
Wieder flackerte das Licht und die Displays leuchteten matter. Chakotay speicherte die Informationen, leitete die restliche Energie ins Kom-System und sendete die Nachricht auf einer Starfleet-Frequenz. Vielleicht überwachten die Gimlon gar keine Subraum-Kanäle mit so hoher Frequenz.
Plötzlich ging das Licht aus. Dunkelheit folgte, wich eine Sekunde später dem Glühen der Notbeleuchtung, das jedoch nicht ausreichte, um alle Schatten aus dem Kontrollraum zu vertreiben.
»Ich weiß nicht, ob es mir gelungen ist, die Mitteilung zu senden«, sagte Chakotay niedergeschlagen. »Besteht
irgendeine Möglichkeit, die Energieversorgung
wiederherzustellen?«
Paris schüttelte den Kopf. »Wir verstehen uns ziemlich gut darauf, die Gimlon-Schiffe kampfunfähig zu machen. Leider geschieht es immer von innen.«
Chakotay lachte leise und humorlos. »Wenn die Voyager sabotiert wurde und unsere Nachricht nicht empfangen hat…«
»Ja, ich weiß«, brummte Paris. »Dann sind wir erledigt –
wieder einmal.«
»Captain, wir fliegen jetzt mit Warp vier Komma sechs zwei.«
Janeway nickte. Sie kam sich vor wie an Bord eines
altertümlichen Shuttles, der von Festtreibstoff angetrieben wurde und sich nur für Flüge in den unteren Bereichen einer Atmosphäre eignete. Ihr Onkel besaß mehrere und hatte sie über seinem Besitz damit fliegen lassen. Manchmal waren sie mit einem solchen Shuttle zur nächsten Stadt geflogen und dann hatten die Eigentümer moderner Gleiter das alte Gefährt bestaunt. Janeway entsann sich auch an Besuche bei
Ausstellungen.
Daran erinnerte sie ihr modernes Schiff nun an einen
Oldtimer-Shuttle, dem allmählich der Treibstoff ausging, ohne dass sich der Tank ganz leerte. Ein plötzlicher Energieschub sorgte dafür, dass die Voyager mit Warp fünf durchs All raste, um dann wieder langsamer zu werden und mit Warp drei zu kriechen, wenn das energetische Niveau abrupt sank. Torres hatte der Kommandantin Warp vier versprochen, doch damit war ganz offensichtlich die Durchschnittsgeschwindigkeit gemeint gewesen.
»Was haben Sie vor, Captain?«, fragte Lekket leise. Er hatte neben Janeway in dem Sessel Platz genommen, in dem
normalerweise der Erste Offizier Chakotay saß. »Wenn wir den Marodeur finden… Was können Sie unternehmen, solange sich Ihr Schiff in diesem Zustand befindet?«
Diese Frage beschäftigte Janeway seit dem Beginn des
Fluges. Der Marodeur war langsam – er konnte maximal mit Warp vier fliegen. Wenn die Voyager ein wenig schneller flog, hatte sie die Möglichkeit, zu ihm aufzuschließen, bevor er die edesianische Heimatwelt erreichte. Wenn das gelang, wenn die Voyager den Marodeur an einem Angriff auf Edesia hinderte… Dann konnte Lekket dafür sorgen, dass die
Edesianer ihre Flotte zurückriefen, die zur Heimatwelt der Gimlon unterwegs war.
Ziemlich viele Wenns. Keine sehr stabile Grundlage für einen Plan.
Bei Lekkets Frage ging es nicht darum, was Janeway
unternehmen würde, sondern was sie unternehmen konnte. Sie konnte zum Beispiel die gesamte Waffenenergie der Voyager einsetzen. Vielleicht genügte das. Vielleicht.
»Wir sind wieder auf Warp drei Komma drei, Captain«,
meldete Tuvok.
Janeway sah Lekket an und versuchte, seine Frage zu
beantworten. »Wir haben fast die Hälfte des Kodes
entschlüsselt, mit dem Bolis die Computerkontrolle des Warp-Neutralisators schützte. Wenn wir wieder volles
Triebwerkspotenzial haben…«
Es war eine halbherzige Antwort. Eine große
Wahrscheinlichkeit sprach dafür, dass sie den Marodeur nicht abfangen konnten, bevor er Edesia erreichte. Auf dieses Risiko ließ sich Janeway ein. Sie wusste nicht, aus welcher Richtung sich das große Schiff der Gimlon der edesianischen
Heimatwelt nähern würde und auch Lekket sah sich
außerstande, irgendwelche Angaben darüber zu machen. Hinzu kam die Fähigkeit des Marodeur, einfach zu verschwinden und an einem anderen Ort zu erscheinen.
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