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Frontlinien

Frontlinien

Titel: Frontlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Galanter , Greg Brodeur
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mit dem Stiefelabsatz mehrmals zu, zielte dabei auf das oberste Scharnier. Schon nach kurzer Zeit gab es nach und die Stange löste sich.
    Janeway schnitt eine Grimasse. Sie hatte einen ziemlichen Lärm veranstaltet und ihr lag nichts daran, dass der Wächter im Korridor ausgerechnet jetzt hereinkam.
    Sie nahm sich das andere Ende des Feldbettes vor und
    schließlich schaffte sie es, die Stange ganz vom Gestell zu lösen. Eine Sekunde später glaubte sie, Schritte im Korridor zu hören.
    Sie erstarrte.
    Stiefel klackten jenseits der Tür über den metallenen Boden.
    Jemand näherte sich und ging an der Zelle vorbei. Janeway wartete, bis wieder Stille herrschte.
    Sie senkte den Blick und betrachtete das Ergebnis ihrer Bemühungen: eine lange Stange. Nicht viel, aber besser als leere Hände.
    Jetzt musste sie warten.
    Ihre Lider waren schwer und die Helligkeit schmerzte in den müden Augen. Sie sah zum Leuchtkörper in der Decke auf…
    »Licht aus.«
    Nichts geschah. Offenbar gab es hier keine verbale
    Computerkontrolle, zumindest nicht für ihre Stimme. Nach einem Schalter hielt sie vergeblich Ausschau.
    Janeway legte ihre neue Waffe beiseite, bückte sich und griff nach der auf dem Boden liegenden Decke. Sie biss in den Stoff und begann dann damit, einen etwa fünf Zentimeter breiten Streifen abzureißen, ganz langsam, um so wenige Geräusche wie möglich zu verursachen.
    Wenn es irgendwelche Überwachungssensoren gegeben
    hätte, wären die Wächter bereits alarmiert worden. Janeway fragte sich, ob man sie in einer improvisierten Zelle
    untergebracht hatte.
    Jedes Zerren an dem Stoffstreifen setzte eine kleine
    Staubwolke frei. Nach einer Weile machte Janeway erneut von ihren Zähnen Gebrauch, um den Streifen von der Decke zu lösen. Sie wickelte ihn um die Hand, griff dann wieder nach der Stange und achtete darauf, dass es nicht zu einem direkten Kontakt mit dem Metall kam.
    Sie trat ein wenig zur Seite, um nicht direkt unter dem Leuchtkörper zu stehen, stieß die Stange dann nach oben. Das Gehäuse zerbrach, und ein Funkenschauer ging nieder.
    Janeway sprang fort, aber einige Funken trafen sie trotzdem und brannten auf der Haut.
    Es wurde dunkel. Das einzige Licht stammte jetzt von den Leuchtpunkten im Boden dicht vor der Badezimmertür.
    Janeway wich an die Wand neben dem Eingang zurück und
    machte sich bereit. Vielleicht hatte sie vier Stunden Zeit, vielleicht auch nur wenige Minuten, bis der Wächter
    hereinkam, um festzustellen, was mit dem Leuchtkörper
    passiert war.
    Wie hatten die Edesianer überhaupt erwarten können, dass sie bei so hellem Licht schlief?
    Vielleicht hatten sie es gar nicht erwartet. Vielleicht scherten sie sich überhaupt nicht darum. Vielleicht war es bei ihrem Volk üblich, in hellen Zimmern zu schlafen. Vielleicht schliefen sie sogar mit ihren Socken. Trugen Edesianer Socken?
    Janeway spürte, dass ihre Gedanken zerfaserten. Konzentrier dich!, forderte sie sich selbst auf.
    Sie begann damit, das Ende des Stabs zu schleifen, indem sie damit gegen den Boden schrappte – vielleicht brauchte sie eine schärfere Kante. Einmal mehr fragte sie sich, wie sie vorgehen sollte. Die Zelle zu verlassen… Das mochte relativ leicht sein im Vergleich mit der Rückkehr zu ihrem Schiff.
    Minuten verstrichen. Die einzigen Geräusche, die Janeway bewusst zur Kenntnis nahm, waren das Zischen ihres Atems und das rhythmische Kratzen der Stange auf dem Boden.
    Ein Stab als Waffe – eine seltsame Vorstellung. Visionen von Robin Hood und seiner Getreuen zogen an Janeways innerem Auge vorbei. Sie schickte sich an, mit einer Stange gegen Wächter zu kämpfen, die über moderne Strahlwaffen
    verfügten… Wie töricht.
    Erneut drifteten ihre Gedanken davon, aber wenigstens
    lauschte sie auch weiterhin, über das Kratzen hinaus, in den Korridor, in dem ein Wächter unterwegs sein mochte.
    Sekunden dehnten sich zu Minuten und eine Stunde wurde zu einer halben Ewigkeit. Verging die Zeit überhaupt?
    Ja… Janeway drehte den Stab und betastete das Ende mit dem Daumen. Schärfer – gut. Sie drehte die Stange ein wenig, bevor sie erneut damit über den Boden kratzte. Auf diese Weise hoffte sie, eine gleichmäßig scharfe Klinge zu erhalten.
    Warten und Horchen zählten nicht gerade zu Janeways
    Lieblingsbeschäftigungen. Sie dachte an die Akademiezeit zurück, erinnerte sich insbesondere an die Lektionen, bei denen es um Nahkampf und den Umgang mit einfachen
    Waffen gegangen war.
    Die Lider wurden immer schwerer

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