Frontlinien
Höchste Alarmstufe!«
»Wohin gehen wir?« Tom Paris versuchte, sich umzudrehen und zu den anderen Besatzungsmitgliedern der Voyager zu sehen, aber er wurde weiter durch den Korridor getrieben.
»Was ist los?«, fragte Chakotay.
Der edesianische Wächter an seiner Seite gab ihm einen Stoß.
»Bleiben Sie in Bewegung.«
Sirenen heulten, nah und fern. Etwas Wichtiges geschah.
Chakotay sah zurück und stellte erleichtert fest, dass die entführte Gruppe komplett blieb. Mehrere Wächter begleiteten sie. Die Edesianer wirkten nicht feindselig, hatten es aber sehr eilig und trieben ihre Gefangenen immer wieder an. Andere Edesianer hasteten in die gleiche Richtung.
»In den Transportern drei und sieben gibt es Platz für uns!«
»Alle suchen die westlichen Sektionen auf.«
»Vergeuden Sie keine Zeit damit, Anlagen stillzulegen!
Bringen Sie die Leute in Sicherheit!«
Alle waren unterwegs. Warum?
Was auch immer geschah: Chakotay hoffte, dass sie dadurch eine Gelegenheit zur Flucht bekamen.
»Paris.« Er versuchte, die Aufmerksamkeit des Piloten zu erregen.
Tom Paris drehte den Kopf, aber er musste weiterhin einen Fuß vor den anderen setzen. Er befand sich ein Stück vor Chakotay und versuchte, sich zurückfallen zu lassen, doch das wollten die edesianischen Wächter nicht zulassen.
Wenn sie länger warteten, versäumten sie vielleicht ihre einzige Chance. Aber wie sollten sie alle entkommen, ohne die Flucht zuvor zu planen?
»Hier entlang! Schnell!«, rief ein Wächter und winkte sie in einen Startbereich. Die Luft war kühl, wie an einem Tag zu Beginn des Frühlings. Jenseits des aus Beton bestehenden Landefelds erstreckte sich eine Wiese mit wild wachsenden Blumen. In der Ferne erhoben sich die Bauten einer modernen Stadt. Noch immer heulten Sirenen und vermutlich erklangen sie auch in der Metropole.
»Alle auf dieser Seite, an Bord von Transporter sieben.
Gehen Sie ganz bis nach hinten durch, sobald Sie eingestiegen sind.«
Sie sollten fortgebracht werden. Wohin? Und aus welchem Grund? Handelte es sich um eine Übung? Oder steckte ein echter Notfall dahinter? War es vielleicht eine Taktik, um sie zu verwirren? Fragen über Fragen. Chakotay überlegte, ob er nach drei Stunden noch immer an den Nachwirkungen des
Betäubungsmittels litt. Es fiel ihm schwer, einen klaren Gedanken zu fassen.
Plötzlich fiel Paris und verschwand aus Chakotays Blickfeld.
Zwei Edesianer halfen ihm wieder auf die Beine – keine Wächter, sondern gewöhnliche Soldaten, die sich
zufälligerweise in der Nähe befunden hatten. Die Menge strömte an den drei Männern vorbei. Paris gab sich benommen, was die beiden Soldaten jedoch nicht zu bemerken schienen –
sie begegneten ihm mit freundlicher Geduld. Tom klopfte sich ab, um festzustellen, ob er verletzt war, und dann gab er einem der beiden edesianischen Soldaten einen Klaps auf den
Rücken, um ihm zu danken.
Als die beiden Soldaten weitergingen, fand Chakotay
Gelegenheit, zu Paris aufzuschließen.
»Alles in Ordnung?«, fragte er.
Paris nickte und gemeinsam setzten sie den Weg zum
Transporter fort.
Eine kühle Brise strich Chakotay übers Gesicht. Der Geruch von Frühling, Blütenstaub und Blumen weckte ein Gefühl des Friedens in ihm – sehr trügerisch und illusorisch angesichts ihrer Situation. Er schob sich noch ein wenig näher an Paris heran und flüsterte: »Wenn sich eine Chance ergibt, so nehme ich sie wahr. Folgen Sie meinem Beispiel.«
Paris nickte nur, als man sie aufforderte, in den Transporter einzusteigen. Das Raumschiff wies keine Dekorationen
irgendeiner Art auf. Eigentlich war es nur ein großer Kasten, von einer Wand bis zur anderen mit Sitzen gefüllt, abgesehen von einem T-förmigen Mittelgang, der auch zu einem
Notausstieg führte.
»Bewegung. Bewegung. Gehen Sie so weit wie möglich nach hinten und nehmen Sie dann auf der Steuerbordseite Platz.«
Edesianische Wächter, zwei vorn und zwei hinten, zeigten den Besatzungsmitgliedern der Voyager ihre Sitze.
»Sicherheitsgurte«, stellte Chakotay fest und sah zu Paris.
»Keine Trägheitsabsorber?«
»Vermutlich keine sehr leistungsfähigen. Wenn es überhaupt keine gäbe, würden wir schon bei geringer
Impulsgeschwindigkeit von den Andruckkräften zu Brei
zermalmt.«
Chakotay nickte. »Natürlich.« Sein Gehirn erschien ihm breiig, als er sich setzte und anschnallte. Wenn das
Betäubungsmittel tatsächlich noch immer wirkte – woher sollte er dann wissen, wann der richtige Zeitpunkt
Weitere Kostenlose Bücher