Frontlinien
Allerdings gibt es keine Garantie dafür, dass sich im Innern des Nebels eine so
niederenergetische Wellensignatur messen lässt. Ausgeprägte Interferenzmuster stören die Sondierungssignale und genau aus diesem Grund haben die Gimlon beschlossen, eine
Reparaturbasis im Nebel einzurichten.«
Natürlich. Eine solche Taktik war bei den Streitkräften vieler raumfahrender Völker gebräuchlich. Starfleet unterhielt nicht weniger als zwanzig Stützpunkte in verschiedenen Nebeln des Alpha-Quadranten. Vielleicht sogar noch einige mehr, von denen Janeway nichts wusste. Und Chakotay und die anderen Maquisarden hatten sich in den Badlands nahe der
cardassianischen Grenze versteckt, trotz der ausgeprägten Instabilität jenes Raumbereichs.
Chakotay… die Badlands… Janeway dachte kaum mehr
daran. Die Maquisarden waren zu Mitgliedern ihrer Crew geworden, ihr Anführer Chakotay zum besten Ersten Offizier, den sie jemals gehabt hatte.
Zorn auf Lekket und sie selbst brodelte in ihr. Chakotay lebte nicht mehr…
»Programmieren Sie eine zufällige Schildmodulation«, sagte Janeway. »Sorgen Sie dafür, dass wir zumindest ein wenig geschützt sind.«
Tuvok nickte. »Aye, Captain.«
Janeway presste die Lippen zusammen und versuchte, das Unbehagen aus sich zu verdrängen. »Bringen Sie uns zum Rendezvouspunkt mit der Sonde. Ein Achtel Impulskraft, Kurs null sieben null Komma eins zwei, anschließend z minus eine AE.«
Tuvoks Finger tanzten über die Schaltflächen hinweg. »Kurs programmiert.«
»Also los.«
Das Triebwerk der Voyager brummte und der Hauptschirm zeigte Bewegung. Der Nebel glitt unters Raumschiff und nur einige faserige Ausläufer blieben am unteren Rand des
Projektionsfelds sichtbar.
Harry Kim sah auf die Anzeigen der Scanner. »Die Sonde müsste in sieben Sekunden eintreffen… sechs… fünf… vier…
drei… zwei… eins.«
Janeway hielt gespannt Ausschau, aber die Sonde kam nicht aus dem Nebel. Sie blieb auch verschwunden, als Kim mit einem negativen Countdown begann.
»Minus eins… minus zwei…«
Schließlich hob Janeway die Hand und unterbrach den jungen Fähnrich.
»Vielleicht sorgten besonders dichte Gasschlieren dafür, dass die Sonde vom Kurs abkam«, spekulierte Janeway. Sie sprach mehr wie zu sich selbst.
»Das halte ich für unwahrscheinlich«, erwiderte Tuvok.
»Sensoren bei Maximum plus zwölf Prozent«, meldete Kim.
»Die Interferenzmuster bleiben undurchdringlich.«
»Jemand hat die Sonde zerstört«, sagte Janeway und wandte sich an Bolis, der den Kopf von einer Seite zur anderen neigte
– bei ihm das Äquivalent eines Schulterzuckens.
»Der Marodeur befindet sich zweifellos in dem Nebel«, sagte er.
»Zweifellos«, wiederholte Janeway, obgleich sie nicht ganz so sicher war. »Wie viele edesianische Schiffe gingen in diesem Nebel verloren?«
Bolis zögerte. »Die genaue Anzahl kenne ich nicht. Mehr als wir erübrigen konnten.«
»Dies ist eine Falle. Abdrehen. Kursumkehr.« Janeway
schritt zum Kommandosessel. »Halbe Impulskraft.«
Bolis trat aufs untere Brückendeck und blieb neben der Kommandantin stehen. »Captain? Wollen Sie sich aus dem Konflikt zurückziehen?«
»Ganz im Gegenteil. Setzen Sie sich, Mr. Bolis.« Janeway deutete auf Chakotays Sessel. »Wir könnten ein wenig
durchgeschüttelt werden.«
Bolis nahm Platz.
»Schilde deaktivieren, Tuvok.«
»Captain?«
»Es soll so aussehen, als hätten wir unsere Schutzschirme verloren. Entweder ist der Marodeur nicht dort drin oder er ist nicht allein. Wir werden es herausfinden. Kim, öffnen Sie einen Kom-Kanal zur edesianischen Flotte.«
»Zur ganzen Flotte, Captain?«
»So lautete mein Befehl, Fähnrich. Zur ganzen Flotte.«
Harry betätigte die Kontrollen. »Kom-Kanal geöffnet,
Captain.«
»Edesianische Flotte, hier spricht Captain Kathryn Janeway vom Föderationsschiff Voyager. Aufgrund der Strahlung des Nebels sind unsere Schilde so sehr beschädigt worden, dass wir sie nicht sofort reparieren können. Wir kehren sechzehn Stunden früher als geplant zum Treffpunkt zurück.«
Janeway bedeutete Kim, den Kom-Kanal zu schließen,
wandte sich dann an Tuvok. »Volle Schilde auf meinen Befehl hin.«
»Aye, Captain.« Tuvoks Finger verharrten dicht über den Kontrollen.
Bolis musterte Janeway aus halb zusammengekniffenen
Augen. »Warum halten Sie dies für eine Falle?«
»Ich weiß, dass es eine Falle ist«, sagte Janeway und holte Luft. »Beim Marodeur handelt es sich um ein ziemlich großes
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