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Fronttheater

Fronttheater

Titel: Fronttheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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solche aus den besetzten skandinavischen Ländern ausgetauscht. Die Bereichsleiter Ost und Nord legen bis zum 1. April entsprechende Vorschläge vor. Der Einsatzleiter.«
    »Na schön«, sagte Planitz gemütlich. »Machen wir. Bis morgen haben Sie das erledigt, Elsa. Verstanden?« Er blinzelte genüßlich in die Sonne. »Machen Sie weiter.«
    »Dieser Brief ist von einem Obergefreiten Doelles«, verkündete Elsa, als sie den nächsten Bogen in die Hand nahm.
    »Ah, die Stimme des Volkes«, sagte Planitz genießerisch. »Eine begeisterte Danksagung an unsere selbstlosen Bemühungen für das geistige Wohl der kämpfenden Truppe. Lesen Sie, Elsa, lesen Sie!«
    »Sehr geehrter Herr«, las Elsa. »Sie sind meine letzte Hoffnung, daß ich meine Lore doch noch einmal wiederfinde. Sie ist blond und schlank und sehr jung. Achtzehn oder neunzehn Jahre. Sie spielte am 16. Dezember 1941 das Gretchen in einer Fronttheateraufführung in Dabuscha, wo meine Kompanie gerade in Ruhe lag. Ich bitte Sie sehr herzlich …«
    »Schluß! Was soll denn der Quatsch! Den nächsten Brief.«
    »Ich war noch nicht fertig«, sagte Elsa ruhig. »Ich bitte Sie sehr herzlich, mir zu helfen, meine Lore wiederzufinden.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt. Sie sollen aufhören!«
    »Herr Planitz. Hier versucht ein junger Mann, sein Mädchen wiederzufinden«, sagte Elsa scharf. »Es ist doch eine Kleinigkeit, in der Kartei nachzusehen.«
    »Blödsinn! Ich bin doch keine Heiratsvermittlung!«
    »Dann werde ich es eben tun«, sagte Elsa fest.
    »Das werden Sie nicht! Ich verbiete es Ihnen!«
    »Sie haben mir gar nichts zu verbieten!« Elsa sprang ebenfalls auf. »Dies hier ist eine private Bitte und …«
    »Her mit dem Wisch!« Mit einem Satz war Planitz auf Elsa zugesprungen und packte sie am Arm. Mit der anderen Hand nahm er ihr den Brief weg.
    Er riß Doelles' Brief in kleine Fetzen und ließ sie aus seiner Hand in den Papierkorb rieseln.
    Mit kreideweißem Gesicht starrte die Sekretärin auf die zerrissenen Brieffetzen, die wie ein Schneefall teils in den Papierkorb, teils daran vorbei auf den Boden segelten.
    »Sie – Sie …«, stöhnte Elsa in ohnmächtiger Wut. »Sie elender Mistfink!«
    Für einen Augenblick sah es so aus, als wolle Planitz sich auf seine Sekretärin stürzen. Aber dann fing er sich wieder.
    »Stimmt«, sagte er mit einem hinterhältigen Lächeln. »Ich hätte nicht so schlampig sein sollen.« Er schob die vorbeigefallenen Papierfetzen mit der Fußspitze zusammen. »Heben Sie sie auf!«
    »Heben Sie sich Ihren Dreck alleine auf«, sagte Elsa angewidert und wandte sich zur Tür.
    »Sie sind entlassen!« brüllte Planitz ihr nach. »Ich lasse Sie vor ein Parteigericht stellen!«
    »Ich bitte darum!« Elsa drehte sich an der Tür noch einmal um. »Ich könnte bei dieser Gelegenheit gleich einige Dinge zur Sprache bringen, an denen Sie keine große Freude haben.« Damit warf sie die Tür hinter sich ins Schloß.
    Sie weiß zuviel, überlegte er. Wenn ich etwas gegen sie unternehme …
    »Verdammter Mist«, murmelte Planitz und trommelte nervös mit den Fingern gegen die Wand. Wenn man sie nur irgendwie diskret verschütt gehen lassen könnte. Wenn er vielleicht der Gestapo einen kleinen Wink gäbe?
    Das nervöse Trommeln hörte auf. Sein Gesicht entspannte sich. »Natürlich«, murmelte er. »Der alte SS-Bonze kann sich mal für die Miezen revanchieren, die ich ihm ab und zu …«
    Er setzte sich an seinen Schreibtisch und begann einen langen Brief …
    Das Kaff hieß Dorgenow. Es bestand aus zwei Dutzend Bauernkaten und einer Kolchosscheune. Das Korn, das darin gelagert hatte, war von einem landwirtschaftlichen Sonderführer der Wehrmacht requiriert worden. Bis zur Einbringung der Ernte 1942 stand die Scheune als Exerzierhalle zur Verfügung. Zum Griffekloppen, wenn der Matsch draußen zu tief lag. Heute abend sollte sie noch einmal zweckentfremdet werden: für ein Gastspiel der Fronttheatertruppe Fritz Garten.
    Walter Meyer trat aus der Kompanieschreibstube und blinzelte vergnügt in die grelle Sonne, als er über den breiten Dorfplatz latschte. Mit jedem Schritt sank er knöcheltief in den zähen, braunen Schlamm.
    »Ihr werdet euch noch 'ne Augenentzündung holen«, sagte er gemütlich zu den Landsern, die um die niedrige Kate schlichen, in der die Schauspieler sich bis zur Vorstellung ausruhten.
    »Nicht mal das Kieken gönnt der einem«, maulte einer der Soldaten.
    »Heb's dir auf bis zur Vorstellung. Da gibt's viel mehr zu

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