Fronttheater
was von mir?«
Unteroffizier Pumpe stand langsam auf und kratzte sich am Hinterkopf. »Die Sache is so, Herr Leutnant. Was meine Braut is, die Lore, die hat mir geschrieben, die Ihrige, die Irene, läßt mir bitten, ick soll auf Ihnen aufpassen, Herr Leutnant. Und det tu ick eben.«
Er blinzelte Kramer treuherzig an.
Leutnant Kramer kniff die Augen zusammen. »Sie haben sich mit einem der Mädchen verlobt?« fragte er zweifelnd.
»Jawoll«, sagte Pumpe stramm. »Wir kriegen sogar ein Kind.«
»Stimmt ja gar nicht«, widersprach Oberschütze Hinterhuber. »Er hat mir doch selbst erzählt, daß das Kind, wo das Madl bekommt, gar nicht das seinige ist.«
Unteroffizier Pumpe lief rot an. »Sag das noch mal, du Tiroler Schlumpschütze!«
Josef Hinterhuber warf einen unsicheren Blick auf Leutnant Kramer. »Wenn's doch wahr ist.«
Unteroffizier Pumpe trat drohend einen Schritt näher. »Jetzt horch mal gut zu, du Gebirgshammel. Ick heirate die Kleene, verstehste. Denn is det Kind von ihr ooch meins.«
Josef Hinterhuber schüttelte den Kopf. »Aber wenn's doch nicht von dir …«
»Herrjott, bist du dußlig!« brüllte Pumpe. »Wenn du dir für deine Alm 'ne Kuh kaufst und die kriecht 'n Kalb, is det Kalb denn deins oder nich?«
Josef Hinterhuber nickte. »Natürlich.«
»Na, siehste«, grinste Pumpe befriedigt. »Und wenn ick die Lore heirate, is det Kind ooch meins. Is doch logisch.«
Doelles' tatkräftige Auseinandersetzung mit PG Planitz war schuld daran, daß ein bedeutungsvolles Fernschreiben bei der Theatertruppe Fritz Garten mit Verspätung ankam.
»Tournee sofort abbrechen«, las Fritz Garten seinen Leuten vor. »In Smolensk Weisungen für Abreise nach Norwegen abwarten.«
»Norwegen!« Erika starrte Garten verblüfft an.
»Menschenskind«, grinste Meyer. »Wenn das keine Wucht ist. Ich wollte doch schon immer mal mit KdF in die Fjorde.«
»In was?« fragte Sonja mißtrauisch.
»Das erklär ich dir später mal, mein Kind«, sagte Meyer überlegen. »Wann geht's denn los?«
»Wir fahren morgen früh«, bestimmte Fritz Garten. »Sieh zu, daß der Bus vollgetankt ist, Walter. Wir haben fast dreihundert Kilometer vor uns.«
»Wird gemacht.« Walter Meyer stiefelte aus der Tür.
Erika Nürnberg zog Fritz Garten beiseite. »Und was machen wir mit Lore?« fragte sie ihn leise.
»Lore? Wieso?«
»Du willst sie doch nicht etwa mitnehmen? Sie ist jetzt im fünften Monat. Sie muß nach Hause.«
Fritz Garten zog die Unterlippe zwischen die Zähne. »Nein, ich kann sie nicht nach Hause schicken«, antwortete er. »Sie bringt sich eher um, als daß sie zu ihren Eltern geht. Das weißt du doch. Aber wohin mit ihr?«
Fritz Garten dachte über seine eigene Frage nach. Wohin mit Lore? Es mußte eine Lösung geben. Aber ihm fiel nichts ein.
»Lore braucht ja nicht zu ihren Eltern zu fahren«, riß Erika ihn aus seinen Grübeleien. »Irenes Mutter würde sich freuen, wenn sie zu ihr käme und das Kind dort zur Welt brächte. Sie hat ja niemand mehr, seit Irene fortgegangen ist.«
Fritz Garten lächelte amüsiert. »Alles schon abgemacht, was? Und ohne mir etwas davon zu sagen?«
Erika steckte Gartens leeren Ärmel in die Jackentasche zurück. »Bei solchen Sachen«, sagte sie, »sind Männer nur im Weg. Frauen sind darin viel praktischer und vernünftiger.«
»Ihr seid – na, gut. Einverstanden. Aber …«
Garten zog die Augenbrauen zusammen: »Was machen wir mit Planitz. Der Kerl gibt niemals seine Zustimmung, daß Lore beurlaubt wird.«
Erika schmiegte sich einen Augenblick an ihn und gab ihm hastig einen Kuß auf die Wange. Aber dann riß sie sich aus ihrer verträumten Stimmung und trat einen Schritt zurück. »Auch das habe ich mir schon überlegt«, antwortete sie. »Ich werde Herrn Planitz einen freundlichen Brief schreiben.«
»Du?« Fritz Garten sah sie besorgt an. »Du weißt doch, daß er nicht besonders gut auf dich zu sprechen ist.« Er fuhr sich nervös durch das Haar. »Sei vorsichtig«, bat er leise. »Ich habe schon einmal eine Frau durch Planitz verloren.«
»Keine Angst.« Erika lächelte ihm beruhigend zu. »Ich habe so einen bestimmten Tonfall, den unser lieber Dicker in Berlin schon verstehen wird.« Sie blinzelte Garten zu und ging aus dem Zimmer.
Sie fand Lore und Irene Berthold in ihrer kleinen Stube.
»Hast du es ihr schon gesagt?« wandte sie sich an Irene.
Irene nickte.
»Ich will aber nicht fort.« Lores blondes Haar fiel in losen Wellen auf ihre Schultern. »Ihr habt
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