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Fronttheater

Fronttheater

Titel: Fronttheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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flüsterte sie. »Mein lieber, großer Junge.«
    Sie riß sich los, rannte aus der Tür und sprang in den wartenden Bus.
    »Fahr los!« schrie sie Walter Meyer zu. »Nun fahr doch endlich!«
    Obergefreiter Jupp Doelles hört ein Auto hupen. Dann klingelt eine Straßenbahn und fährt quietschend um eine Kurve.
    Er schlägt die Augen auf. Eine weiße Zimmerdecke, weiße Wände. Seine Hand ruht auf einer weißbezogenen Bettdecke.
    »Ach, du meine Fresse«, murmelt Doelles entgeistert.
    »Come?« fragt eine Frauenstimme.
    Neben der Tür steht ein Mädchen in einem schneeweißen Kittel. Ein weißes Häubchen sitzt kokett auf ihrem schwarzen Haar.
    Mit einem Schlag ist Doelles hellwach. »Was ist denn das?« murmelt er verblüfft.
    Dann sieht er die anderen Betten neben dem seinen, die blutigen Verbände der Männer, die darin liegen, hört italienische Wortfetzen.
    »Sag mal, Kleine, wo bin ich denn hier?« fragt er die Schwester.
    »No capito.« Sie schüttelt traurig den Kopf. Dann hebt sie den Finger wie eine Schullehrerin: »Uno momento.«
    »Da bin ich aber gespannt.« Doelles läßt seinen Kopf auf das Kissen fallen und versucht, sich zu erinnern: der russische Angriff, die Panzer, der Schmerz in der Schulter.
    Vorsichtig dreht er den Kopf. Um seine linke Schulter sitzt ein dicker Verband. Mit der gesunden Hand hebt er die Bettdecke und sieht prüfend darunter. Sonst scheint alles ganz geblieben zu sein. Der Arm ist auch noch dran.
    »Herzlich willkommen, Kamerad!« Ein italienischer Soldat mit verbundenem Kopf steht vor seinem Bett und grinst ihn freundlich an. Ein Südtiroler. Aus Meran. Hinter ihm macht die kleine Krankenschwester ein erwartungsvolles Gesicht.
    »Na, endlich einer, mit dem man reden kann«, sagt Doelles erleichtert. »Sag mal, wo sind wir hier eigentlich?«
    »In Smolensk. Italienisches Ospedale militare.«
    »Smolensk?« wundert sich Doelles. »Und von der schönen Reise hab ich gar nischt mitgekriegt.« Er schüttelt den Kopf.
    »Wie bitte?« fragt der Kumpel in italienischer Uniform.
    »Ach, laß man. Ist nicht mehr zu ändern. Sag mal, wann gibt's denn hier zu futtern?« Er macht eine Bewegung, als ob er Kohlen in seinen Mund schaufle.
    »In einer Stunde.«
    »Na schön. Kann man nichts machen.« Doelles schiebt seine Hand unter den Kopf und sieht den anderen nachdenklich an. »Da könnte ich ja inzwischen was anderes erledigen. Gibt's hier Papier oder so was?«
    Der Tiroler nickt und tuschelt mit der Schwester.
    Zwei Minuten später haben sie Jupp Doelles Kissen in den Rücken gestopft, ein Brett über die Knie gelegt, Papier und Bleistift besorgt.
    »So. Erst mal an Muttern. Damit die sich keine Sorgen macht.«
    Doelles leckt den Bleistift an. Dann schreibt er:
    »Du wirst es nicht glauben, aber in spätestens drei Wochen ist dein Jupp wieder mal zu Hause. Vielleicht kann ich vorher noch ein Ende Schinken oder so was organisieren. Aber wenn nicht, werde ich Dir hoffentlich auch ohne Schinken willkommen sein. Dein Sohn Jupp.«
    Er kratzt sich mit dem Bleistift hinterm Ohr. Dann fällt ihm ein, was er vergessen hat:
    »PS: Meine linke Schulter ist ein bißchen angekratzt. Ich glaube, ich kann nicht immer die Kohlen aus dem Keller holen, wenn ich zu Hause bin. Schließlich komme ich ja auf Genesungsurlaub.«
    »So, das wäre das«, murmelt Doelles aufatmend. »Und jetzt noch einen Brief nach Berlin. Irgend jemand muß doch wissen, wo meine Lore steckt.«
    Sorgfältig malt er die Anschrift: »An den Herrn Chef der Fronttheater in Rußland.«
    Doelles' Brief machte einige Umwege über verschiedene Dienststellen der Truppenbetreuungs- und Theatersparten. Als er mit der Morgenpost auf Kurt Planitz' Schreibtisch landete, war es Ende März.
    Bereichsleiter Kurt Planitz hatte seinen Sessel ans Fenster gerückt und hielt sein feistes Gesicht in die wärmende Frühlingssonne.
    »Elsa!« brüllte er, ohne die Augen zu öffnen.
    »Ja?« Die Sekretärin trat ins Zimmer und sah Planitz fragend an.
    »Lesen Sie mir die Post vor.«
    »Sonst noch Wünsche?« fragte Elsa spitz.
    »Nein. Bei Ihnen nicht. Fangen Sie an.«
    Elsa setzte sich an den Schreibtisch und zog die Post zu sich herüber.
    »Von der Reichstheaterkammer«, las sie. »Betrifft: Ablösung der Fronttheatertruppen an der Ostfront: Um eine Überbeanspruchung des Personals, das während der Wintermonate in Rußland östlich der Linie Odessa-Pripjet-Peipus eingesetzt war, zu vermeiden, werden diese Truppen innerhalb der nächsten sechs Wochen gegen

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