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Fronttheater

Fronttheater

Titel: Fronttheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Walter Meyers Schulter gepreßt.
    »Walter«, Sonja bog den Kopf in den Nacken und sah zu Meyer auf.
    »Ja?«
    »Warum hast du mich nicht früher in den Arm genommen?«
    »Ich?« Walter Meyer machte ein dummes Gesicht. »Ich dachte … Ich meine, du warst doch immer so beschäftigt – mit anderen Männern.«
    Sonja schüttelte den Kopf. Sie brachte sogar die Andeutung eines Lächelns zustande. »Daß Männer immer so schwer kapieren«, seufzte sie. »Ich kann dir doch keine Liebeserklärung machen. Ich dachte immer, du kannst mich nicht leiden.«
    »Und ich bin ein Idiot«, sagte Walter Meyer mit Überzeugung. Er drückte Sonja an seine Brust. »Aber in Zukunft.«
    Er stockte. Es gab ja keine Zukunft für sie. Nur noch Minuten.
    »Beide Flügel einschwenken!« rief Leutnant Kramer seinen Leuten zu, als sie noch knapp hundert Meter von dem steckengebliebenen Bus entfernt waren.
    Er hob das Glas vor die Augen. »Ein einzelnes Fahrzeug. Und kein Mensch zu sehen. Verstehen Sie das, Pumpe?«
    Unteroffizier Fritz Pumpe schob den Stahlhelm tiefer über die Augen. »Ick weeß nich«, sagte er mißtrauisch. »Die Sache kommt mir jar nich sauber vor. Wenn dat man keene Falle is.«
    Fritz Pumpe war es zu verdanken, daß der 1. Zug jetzt in Schützenlinie durch den Schlamm watete.
    Er hatte gerade gedankenvoll in den blauen Himmel gestarrt, als er plötzlich eine Leuchtkugel aufsteigen sah. Und noch dazu eine rote.
    »Det is'n Ding«, murmelte er verblüfft und blinkerte mit den Augendeckeln. Im selben Moment stieg eine zweite Leuchtkugel in die Luft.
    »Herr Leutnant, wir sind einjekesselt!« schrie er eine knappe Minute später seinem Kompaniechef zu. »In unserem Rücken schießen sie Leuchtkugeln!«
    »Du spinnst, Pumpe«, sagte Leutnant Kramer gemütlich. »Die Front ist fast 40 Kilometer weiter ostwärts.«
    »Es war aber 'ne Leuchtkugel«, sagte Pumpe dickköpfig.
    »Na, gehen wir mal raus und sehen uns die Sache an.« Leutnant Kramer schnallte sein Koppel um und griff nach der Mütze.
    In der Ferne zischte wieder eine rote Leuchtkugel in den wolkenlosen Himmel.
    »Das ist wirklich merkwürdig.« Mit zusammengezogenen Brauen verfolgte Leutnant Kramer die Parabel, die der rote Ball beschrieb. »Wir wollen mal nachsehen, was da los ist. Aus reinem Vergnügen ballert hier keiner herum.«
    »Es werden Partisanen sein«, sagte Unteroffizier Pumpe freundlich.
    »Möglich. – Hauptfeldwebel!«
    Der Spieß trabte heran.
    »Lassen Sie den ersten Zug raustreten. Die Leute sollen auf alle Fälle Handgranaten mitnehmen. Man kann nie wissen.«
    Schweigend stapften die Männer durch den zähen Schlamm. Sie konnten jetzt den steckengebliebenen Bus schon deutlich erkennen.
    Und immer noch zeigte sich kein Mensch.
    »Kinder, die Sache stinkt mir aber«, sagte der Hauptfeldwebel nervös. »Ich denke …«
    »Sei mal stille!« Fritz Pumpe blieb stehen und hob lauschend den Kopf.
    »Da spielt eener Akkordeon.«
    »Hauptfeldwebel, rufen Sie die Leute mal an!« befahl Kramer.
    »Jawoll.« Der Spieß legte beide Hände wie einen Trichter um den Mund:
    »He! Kommt raus, oder wir schießen!« brüllte er aus Leibeskräften.
    Fritz Garten hob das Gesicht von Erikas Haar. »Deutsche«, murmelte er fassungslos. Er eilte ans Fenster und sah die Stahlhelme in der Sonne. »Es sind Deutsche!« schrie er.
    Karl Pykoras Hände glitten von den Tasten seines Akkordeons. Ein Zittern lief durch seinen schmalen Körper. Sein Kopf sackte auf das Instrument.
    Walter Meyer stürzte aus der Tür ins Freie. »Warum sagt ihr Trottel denn nicht früher, daß ihr Deutsche seid?« brüllte er die Landser an. »Warum kommt ihr angeschlichen wie die Partisanen und …?« Die ausgestandene Todesangst löste sich in einem albernen Lachen.
    Leutnant Kramer starrte auf die beiden Zivilisten, die ihn aus hohlen Augen ansahen. Er hob grüßend die Hand an den Helm und sagte: »Leutnant Kramer. Darf ich fragen, wo Sie herkommen?«
    »Wir sind eine Fronttheatertruppe«, antwortete Fritz Garten.
    »Peter!« Irene Berthold stand im Türrahmen und starrte ungläubig auf den jungen Offizier, der dreckbespritzt und verschwitzt vor Garten stand. »Peter!«
    »Den Bus ziehen wir später aus dem Dreck«, hatte Kramer befohlen. »Wir werden uns von der Ari eine Zugmaschine ausleihen.«
    Eine halbe Stunde später zog eine seltsame Karawane durch den Schlamm nach Korenowo zurück.
    »Wie gelernte Sklaven«, brüllte einer und schwang sich Pykoras Akkordeon auf den Kopf. »Heia

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