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Fronttheater

Fronttheater

Titel: Fronttheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sehen«, sagte Meyer, als er die Tür aufstieß und in die Kate trat.
    »Ratet mal, was euch der liebe Onkel Walter mitgebracht hat«, grinste er fröhlich und versteckte eine Hand hinter dem Rücken.
    Irene bog den Kopf zur Seite und sah die Ecke eines Briefes in Walters Hand.
    »Post!« schrie sie und stürzte auf ihn zu.
    Mit einem Satz war alles auf den Beinen und drängte sich um Meyer.
    »Nu mal langsam, Kinder«, wehrte Meyer ab. »Immer schön der Reihe nach.« Er las die Namen von den Briefen und verteilte sie.
    Lore Sommerfeld saß auf der Bank neben dem Kanonenofen und starrte auf den engbeschriebenen Bogen, den sie in der Hand hielt. Ein Brief ihres Vaters: eine saubere, pedantische Beamtenschrift; gutgemeinte pedantische Ermahnungen.
    Lore ließ den Brief sinken und sah auf ihren Leib. In vier Monaten würde sie Mutter sein. Im August würde das Kind zur Welt kommen. Jupps Kind … Ihr Vater durfte es nie erfahren. Niemals. – Sie knüllte den Brief zusammen und ließ ihn zu Boden fallen. Dann riß sie den zweiten Umschlag auf.
    »Liebes Lorchen«, schrieb der Unteroffizier Fritz Pumpe. »Mein Leutnant hat eben an Deine Kollegin Irene geschrieben, und da dachte ick mir, Du würdest Dir freuen, wenn Du auch was zu lesen kriegst. Und wenn's bloß vom alten Fritz Pumpe ist.
    Seit zwei Wochen sind wir wieder an der Front. Muß ja auch mal sein. Du brauchst keine Angst um mir zu haben, Lorchen. Ich paß schon auf mir auf. Jetzt erst recht, wo ick mir quasi als Dein Bräutjam betrachte, wenn dieser Jupp nich wieder auftaucht. Aber wenn ick ihm mal treffen sollte, werde ick ihm verarzten, daß seine eijene Mutter ihm nich wiedererkennt.
    Schöne Grüße Dein Fritz Pumpe«.
    Wider Willen mußte Lore lächeln. Sie sah den baumlangen, kräftigen Unteroffizier vor sich, der sie so behutsam wie eine zerbrechliche Porzellanfigur durch den Schlamm getragen hatte. In seiner unbeholfenen, tolpatschigen Ritterlichkeit erinnerte er sie einwenig an Jupp. Sie hätten Brüder sein können …
    Der Obergefreite Doelles irrt durch Berlin. Linke Schulter und Arm sind noch ein bißchen schonungsbedürftig, aber sonst ist von seiner Verletzung nichts zurückgeblieben. Außer dem Verwundetenabzeichen.
    »Sag mal, Kumpel«, spricht er einen Soldaten der Waffen-SS an. »Wo geht's denn hier zur Reichstheaterkammer?«
    Der SS-Mann zuckt die Schultern. »Nix verstehn«, sagt er entschuldigend. »Je suis Belge.« Er deutet auf sein Ärmelabzeichen mit der belgischen Kokarde.
    Doelles starrt ihm verblüfft nach, als der Mann weitergeht. »Jetzt ziehn se schon die Ausländer ein«, murmelt er nachdenklich. »Demnächst brauchste noch ein Wörterbuch, wenn du'n Kumpel nach 'm Weg fragst.«
    Er schiebt die Feldmütze nach hinten und sieht auf die Uhr. In zwei Stunden geht sein Zug nach Rußland. Wenn er bis dahin die Reichstheaterkammer nicht gefunden hat, wird er Lores Adresse nie erfahren.
    Warum die Leute nur auf meinen Brief nicht geantwortet haben. Vielleicht ist er verlorengegangen. Ich war ja so viel unterwegs …
    Eine halbe Stunde später steht Doelles vor der Tür mit der Aufschrift:
    FRONTTHEATER
Einsatzbereich Ost
PG Kurt Planitz
    »Sie wünschen?« fragt eine junge Dame, die hinter einem Schreibtisch sitzt. Sie ist achtzehn, hat langes, schwarzes Haar und einen stark geschminkten Mund.
    »Ich bin der Obergefreite Doelles«, sagt Jupp unsicher und senkt den Blick. Der Blick fällt auf die sehr gutgewachsenen Beine des Mädchens. »Ich wollte …«
    Das Mädchen zieht strafend die Augenbrauen hoch und den Rock hinunter. »Also, was wollen Sie? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Doelles schluckt. »Ich habe Ihnen vor ungefähr sechs Wochen einen Brief geschrieben. Wegen einer Schauspielerin. Sie heißt Lore. Und da wollte ich mich mal erkundigen …«
    Mit einem vorwurfsvollen Seufzen zieht das Mädchen eine Kladde zu sich heran und blättert sie auf. »Dolles«, murmelt sie. »Doelles nee, haben wir nicht.« Sie klappt das Buch wieder zu.
    Doelles schüttelt verwundert den Kopf. »Aber der Brief muß angekommen sein. Mir wurde gesagt … Können Sie sich nicht erinnern?« Er sieht sie bittend an.
    Das Mädchen schüttelt den Kopf. »Das war vor meiner Zeit. Ich bin erst seit drei Wochen hier. Tut mir leid.«
    »Könnte ich nicht den Herrn Bereichsleiter sprechen?«
    »Ausgeschlossen. Wir haben hier mehr zu tun …«
    »Trudchen!« Planitz stößt die Tür auf und wirft eine Liste auf den Tisch. »Hier sind die neuen

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