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Fronttheater

Fronttheater

Titel: Fronttheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Motors. »Der Iwan ist auf beiden Seiten durchgebrochen.«
    »Müller!«
    Der Spieß kam angetrabt.
    »Alarmieren Sie die Kompanie!«
    »Jawohl!« Er wandte sich noch einmal um. »Auch die Theaterleute?« fragte er.
    »Natürlich.«
    Unteroffizier Fritz Pumpe trat zu der kleinen Gruppe. »Det werd ick mal übernehmen«, sagte er. »Wo ick doch fast verwandtschaftliche Beziehungen zu den Leuten habe.«
    Zehn Minuten später hatte er Garten, Walter Meyer, Sonja und Erika aus ihren Quartieren getrommelt. Verstört starrten die Mädchen auf den Appellplatz, auf dem sich die ersten Soldaten sammelten.
    »Durchgebrochen?« fragte Erika stockend. »Sie meinen, die Russen stehen jetzt schon links und rechts …« Sie deutete nach beiden Seiten.
    »Nur keene Bange«, sagte Pumpe gemütlich. »Die hauen wir schon wieder zurück.«
    Doelles und seine junge Frau schliefen in einer Kate, die etwas außerhalb des Dorfes lag. Das heißt, sie wollten schlafen. Das dumpfe Grollen des Trommelfeuers hielt sie wach.
    »Dat is noch weit weg, Kindchen«, meinte Doelles tröstend und zog Lores Kopf an seine Brust. »Da muß man sich gar nichts draus machen.«
    »Es klingt so nah«, sagte Lore ängstlich. »Wie Bomben, wenn es in der nächsten Straße einschlägt.«
    »Die Front ist über 20 Kilometer weg«, erklärte Doelles. »Ich muß das ja wissen. Ich war ja bis vorgestern noch dort.«
    »Doelles!« brüllte eine Stimme. Eine Faust wummerte gegen die Tür.
    Jupp Doelles hob den Kopf. »Ja? Was willst du?«
    »Los! Aufstehen!« brüllte Unteroffizier Pumpe. »Wir müssen zurück! Der Iwan ist durchgebrochen!«
    Genau eine Stunde später flog ein deutscher Kübelwagen auf der Straße nach Bjelkino in die Luft.
    Fünfzehn Kilometer vor dem Dorf hatten Partisanen in der Dunkelheit eine Mine gelegt. Das linke Vorderrad des Kübels drückte den Zünder herunter. Der Fahrer des Wagens wurde von den Splittern zerrissen. Der fette Bonze in der braunen Uniform, der neben ihm gesessen hatte, wurde von dem Explosionsdruck auf einen Acker geschleudert.
    Kurt Planitz brauchte eine ganze Minute, bis er sich überzeugt hatte, daß ihm außer einer Knöchelprellung nichts passiert war.
    »Mist«, fluchte Planitz, als er auf die Straße zurückhumpelte. »Verdammter Mist!« So kurz vor dem Ziel mußte ihm das passieren. Er hatte gehofft, das Problem Garten noch heute nacht ein für allemal erledigen zu können.
    Planitz warf einen flüchtigen Blick auf den toten Fahrer, dann humpelte er die Straße entlang, auf die roten Blitze zu, die ununterbrochen über den Horizont zuckten.
    Von fern ertönte das Knallen eines Krads, wurde schnell lauter.
    »Halt!« Planitz sprang auf die Straßenmitte und wedelte mit den Armen wie eine nervöse Windmühle.
    Der Fahrer bremste. »Was is'n los?« brüllte er.
    »Sie müssen mich mitnehmen!« Planitz klammerte sich an den Arm des Melders. »Ich muß sofort nach Bjelkino, verstehen Sie?«
    Der Soldat tippte mit dem Finger an den Stahlhelm. »Sie sind wohl leicht bescheuert, was? In längstens 'ner Stunde sind die Russen da drin. Wenn Sie was für Ihre Gesundheit tun wollen, laufen Sie zurück, so schnell Sie können.«
    Planitz stand wie versteinert. »Die Russen – aber …«
    Der Kradfahrer warf den Gang ein und gab Gas.
    »He!« brüllte Planitz. »So warten Sie doch! – Nehmen Sie mich mit! – Sie können mich doch nicht so einfach …«
    Kurz vor Stawenkow bog der Melder von der Straße ab. Ein paar Kilometer weiter lag der Hauptverbandsplatz Nr. III.
    Oberarzt Dr. Berthold war noch bei seinen Verwundeten, als der Melder hereinstürzte.
    »Sie müssen sofort räumen, Herr Oberarzt«, sagte er knapp.
    »Wohin?« fragte Dr. Berthold. Sein Gesicht wirkte kantig und eingefallen, alt.
    Der Melder zuckte mit den Schultern. »Nach Westen. Soweit Sie kommen, bevor der Russe den Kessel zumacht. – Viel Glück!«
    Eine halbe Stunde später waren die Verwundeten auf LKWs verladen. Als die kleine Kolonne sich in Bewegung setzte, steckte die Nachhut das Lazarett in Brand. Mit lautem Knall explodierten die Ätherflaschen.
    Die Kompanie Kramer marschierte vor und hinter dem kleinen Fahrzeugtroß. In der Mitte fuhr der Autobus der Fronttheatertruppe.
    »Ob wir's schaffen?« fragte Irene leise aus dem Dunkel.
    »Na klar«, sagte Garten. Er zwang sich, seine Stimme forsch und zuversichtlich klingen zu lassen. »Morgen früh haben sie die Russen wieder aufgefangen.«
    »Wo der deutsche Soldat steht, kommt kein anderer hin«,

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