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Fronttheater

Fronttheater

Titel: Fronttheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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er nach ihrer Bluse. Mit einem wütenden, tierhaften Fauchen schlug Arischa ihre Fingernägel in seine Visage.
    Planitz schrie auf und preßte die Hände vor sein Gesicht. Als er sie wieder löste, waren sie mit Blut verschmiert.
    »Du Aas«, stöhnte er. »Du hinterhältiges Biest!«
    Er rannte in sein Zimmer, fummelte den Rasierspiegel aus dem Koffer. Sein Gesicht sah aus, als hätte er mit einem Tiger gerungen. Beide Backen waren von tiefen, blutenden Kratzern zerissen. Und das Blut lief in dünnen Rinnsalen auf seine Brust.
    Der Fahrer sah gerade den Motor nach, als Planitz mit offener Jacke aus dem Haus stürzte.
    »Ich muß sofort zum Arzt«, schrie Planitz ihm zu. »Ist hier ein Lazarett in der Nähe?«
    Der Obergefreite wandte sich um und sah in Planitz' zerkratztes Gesicht. »Wo haben Sie sich denn das eingehandelt?«
    »Ich – ich bin in einen Stacheldraht gefallen«, erklärte Planitz hastig. »Nun fahren Sie schon.«
    Der Obergefreite setzte sich neben Planitz in den Wagen. »Hier in der Nähe ist ein Hauptverbandsplatz«, sagte er nach kurzem Überlegen. »Aber ob die Sie wegen der paar Kratzer aufnehmen …«
    »Das lassen Sie nur meine Sorge sein«, fauchte Planitz.
    Der Obergefreite ließ den Motor an und legte den Gang ein. Neben der niedrigen Kate stand die Russin Arischa und sah den beiden Deutschen nach.
    Der Fahrer winkte ihr zu. Dann wandte er sich grinsend an Planitz:
    »Wollen Sie sich von dem ›Stacheldraht‹ nicht verabschieden?«
    Im Hauptverbandsplatz III stand Oberarzt Dr. Hans Berthold seit acht Stunden am Operationstisch. Und immer noch warteten fast zwanzig Verwundete darauf, versorgt zu werden.
    Als Planitz' Wagen vor dem Eingang des Verbandszeltes vorfuhr, sah Dr. Berthold kurz auf.
    »Nanu? Ein Brauner?« sagte er verwundert zu seinem Assistenten. »Was will denn der hier?«
    Während Planitz über die Leiber der Verwundeten hinweg auf ihn zukam, wusch Dr. Berthold seine Hände in antiseptischer Lösung. Zwei Sanitäter legten einen jungen, blassen Soldaten auf den OP-Tisch. In seinem gelblichen, ausgebluteten Fleisch stak ein halbes Dutzend Granatsplitter.
    »Herr Doktor«, rief Planitz schon von weitem. »Bitte nehmen Sie mich zuerst dran. Ich habe keine Zeit. Ich könnte Blutvergiftung …«
    Dr. Berthold musterte den wohlgenährten Parteibonzen mit einem schnellen Blick.
    »Wo kommen Sie denn her?« fragte er dann.
    »Ich bin Bereichsleiter Planitz. Von der Fronttheaterleitstelle in Berlin.«
    »Was wollen Sie?« fragte Dr. Berthold kurz.
    »Ich – ich bin verwundet«, sagte Planitz und nahm das Taschentuch von seinem Gesicht.
    »Wo haben Sie sich denn das geholt?«
    »Stacheldraht«, erklärte Planitz. »Ich bin heute morgen gestolpert und …«
    »Stacheldraht?« Dr. Berthold verzog seinen Mund zu einem ironischen Lächeln. Jeder Anfänger konnte erkennen, woher die Kratzer stammten. »Sagen Sie mal, schämen Sie sich gar nicht, sich hier vorzudringen?«
    Planitz' Gesicht lief rot an. »Ich verbitte mir …«
    »Sie haben sich gar nichts zu verbitten«, brüllte Dr. Berthold. »Sie lassen sich von einem Weib das Gesicht zerkratzen und …«
    »Ich lasse mir das nicht gefallen«, brüllte Planitz. »Ich bin Bereichsleiter …«
    »Ein Dreck sind Sie!« Dr. Berthold hatte die Stimme wieder zu einem normalen Sprechton gesenkt. »Und jetzt machen Sie, daß Sie rauskommen. Ich habe zu tun!«
    »Das werden Sie noch mal bereuen«, zischte Planitz. »Ich werde Sie dem SD melden.«
    Aus dem Hintergrund des Zeltes löste sich die muskulöse Gestalt eines Sanitätsfeldwebels. »Wie wär's mit einem hübschen Knochenbruch?« fragte er gemütlich. »Wo er doch so gern ins Lazarett will …«
    Dr. Berthold hatte sich bereits abgewandt. Er stand vor dem Operationstisch und begann, dem Verwundeten die Granatsplitter aus dem Fleisch zu schneiden.
    »Sie wollen mich also nicht behandeln?« fragte Planitz noch einmal. Niemand beachtete ihn.
    Er machte auf dem Absatz kehrt und ging aus dem Zelt.
    »Fahrer! …« rief er den Obergefreiten, der grinsend beim Zelteingang stand. »Sie haben doch alles mitgehört, nicht? Sie sind doch Zeuge?«
    Der Fahrer machte ein verständnisloses Gesicht. »Was war los?« fragte er.
    »Sie wissen ganz genau … Ach, Mist.« Er winkte ab und wandte sich an einen Verwundeten, der mit geschientem Arm in der Sonne saß.
    »Wie heißt der Arzt da drinnen?« fragte er ihn.
    »Welcher? Der große blonde?«
    Planitz nickte.
    »Oberarzt Dr. Berthold«, sagte der

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