Froschkuss (German Edition)
Außerdem wollen wir auch Anzeigenkunden akquirieren.“
Er stand auf und ging noch einmal zum Kühlschrank. „Möchtest du jetzt doch noch etwas Wein?“ Ich bejahte und ein warmes Gefühl durchströmte meinen Körper. Es war schön, mit Leon gemütlich in der Küche zu sitzen, zu essen und sich zu unterhalten. In vier Wochen würde er ausziehen und dann würde ich meine Abende und Wochenenden wieder allein verbringen. Obwohl ich mir das eigentlich die ganze Zeit innig gewünscht hatte, gefiel mir die Vorstellung, bald ohne ihn sein zu müssen, gar nicht mehr. Es war sehr fürsorglich von ihm, sich Gedanken über meine berufliche Zukunft zu machen und mich in seine Pläne miteinzubeziehen. „Sind denn Betty und Nele damit einverstanden, dass ich bei euch mitmache?“
Leon setzte sich wieder und stellte die Weinflasche zwischen uns. „Na klar, die freuen sich.
29. Kapitel
Als ich am nächsten Morgen mit meinem Kaffeebecher in der Hand aus der Redaktionsküche kam, stand Finn Kruse im Flur und starrte auf sein Handy. Der hatte Nerven, hier aufzutauchen, aber wahrscheinlich war ihm gar nicht bewusst, was er angerichtet hatte. Seine ganze Erscheinung, der blaue schicke Anzug, die lachsfarbene Krawatte, das gebügelte weiße Hemd, die blonde Null-acht-fünfzehn-Frisur und die Goldrandbrille, riefen bei mir eine unbändige Wut hervor. Am liebsten hätte ich diesem verlogenen Consultant gegen das Schienbein getreten. Stattdessen rempelte ich ihn an und schüttete ihm meinen Kaffee über die Krawatte. Kruse fiel vor Schreck fast sein Handy aus der Hand: „Können Sie nicht aufpassen!“, fauchte er mich an.
Ich spielte die Unschuldige und hob theatralisch meine Hände vor den Mund: „Oh, Herr Krause, das tut mir aber leid! Ich habe Sie gar nicht gesehen!“
„Ich heiße Kruse!“
„Dann eben Kruse. Sorry! Ich hoffe, das geht wieder raus?“
Er stierte mich missbilligend an und rieb hektisch an dem Kaffeefleck herum, der sich von der Krawatte auf das weiße Hemd ausgebreitet hatte. „Die Reinigung zahlen Sie aber“, zischte er wütend und stampfte in Richtung Klo. „Geld können Sie von mir nicht erwarten“, rief ich ihm nach, „ich bin demnächst nämlich arbeitslos, wie Sie ja wissen!“
„Dem hast du es aber gegeben“, sagte Dominic grinsend, der mit verschränkten Armen in der Tür zu unserem Redaktionsbüro stand. „Ist doch wahr“, sagte ich nur und grinste zurück. Er sah heute ganz anders aus als sonst, stellte ich fest. Er trug eine Jeans und ein weißes lässiges Hemd, dessen zwei obere Knöpfe geöffnet waren. Geöffnet! „Was ist denn hier los?“, fragte Sophie neugierig und stellte sich dicht neben Dominic, sodass sich ihre Schultern berührten.
„Sonia hat unseren Consultant Kruse mit Kaffee überschüttet.“ Er machte eine bedeutungsvolle Pause: „Aus Versehen natürlich.“
„Nee, ist klar“, erwiderte Sophie schmunzelnd. „Der Flur ist auch so schmal, da kann so etwas schon einmal passieren.“
Lars stieß die Tür zu seinem Büro auf und als er uns alle drei zusammenstehen sah, verzog er genervt das Gesicht: „Was ist das denn für ein Kaffeeklatsch hier. Habt Ihr nichts zu tun? Ab an die Arbeit, aber hopp!“ Er rauschte an uns vorbei und ließ die Tür hinter sich zuknallen. Ich steckte ihm hinter seinem Rücken die Zunge raus. Mutig war das nicht gerade, aber ich fühlte mich danach einfach besser.
„Zum Glück ist er weg“, seufzte Sophie, „lasst uns in die Küche gehen, ja?“ Als wir drei kurze Zeit später mit unseren Tassen vor dem Fenster standen, dachte ich wehmütig daran, dass meine Tage bei Citylight gezählt waren. Die Arbeit hatte mir immer viel Spaß gemacht und unser Redaktionsteam war einfach klasse. „Was ist eigentlich mit euch?“, fragte ich und holte mir noch etwas Milch aus dem Kühlschrank. „Habt ihr auch eine Kündigung bekommen?“
„Nein“, erwiderte Domini, „die können uns nicht so einfach kündigen, wir sind schließlich festangestellte Redakteure. Aber Blome und Lars haben uns einen Auflösungsvertrag und eine Abfindung angeboten. Wenn wir wollen, können wir auch mit nach Hamburg kommen, allerdings für weniger Geld.“
„Toll!“, erwiderte ich entrüstet, „das sind ja super Alternativen.“
Sophie lehnte sich sanft an Dominics Schulter: „Wir wollen lieber hier in Kiel bleiben“, sagte sie, „wir leben und arbeiten gern hier, außerdem hat Dominic hier sein Haus.“ Sie warf ihren Kopf in den Nacken: „Wir
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