Froschkuss (German Edition)
zu Hause ankam, ging es mir schon besser. Ein würziger Geruch nach Curry und Kokosmilch drang in meine Nase, was mich sofort in eine bessere Stimmung versetzte. Leon stand am Herd und rührte in einem Topf. Als er mich sah, lächelte er mich durch die beschlagenen Gläser seiner Brille freundlich an. „Ich habe gekocht. Hast du Lust mit mir zu essen?“
„Ja, gern!“, erwiderte ich, „ich ziehe mir nur schnell etwas an, okay?“
Er streute Korianderblätter in die Suppe: „Ist etwas los mit dir? Du siehst total fertig aus.“
„Lars hat mich rausgeschmissen“, erwiderte ich und wunderte mich, wie schnell die Worte aus mir heraussprudelten.
Leon legte den Holzlöffel zur Seite. „Darf der das denn so einfach? Ich meine, gibt es nicht so etwas wie Kündigungsschutz?“
„Für festangestellte Mitarbeiter schon“, antwortete ich heiser, denn die Tränen stiegen mir schon wieder in die Augen. „Ich habe aber nur einen Zeitvertrag, der ab Ende September einfach nicht mehr verlängert wird.“
Er trat auf mich zu und legte den Arm auf meine Schulter. „Das tut mir echt leid“, sagte er leise, und es klang aufrichtig. „Wenn du willst, können wir beim Essen darüber sprechen. Ich habe da so eine Idee.“
Ich ging nach oben in mein Zimmer und zog mir wieder mein fliederfarbenes Sommerkleid über, denn es war total warm in meiner Wohnung. Als ich in die Küche kam, füllte Leon gerade Suppe in zwei Schüsseln, die er auf den Tisch gestellt hatte. „Setz dich doch!“, forderte er mich auf, „willst du etwas trinken?“
„Nur Mineralwasser, wenn etwas da ist.“
„Na, klar“, antwortete er, „ich habe heute eingekauft.“ Er öffnete den Kühlschrank, holte eine Flasche Wasser heraus und füllte unsere Gläser. „Hast du eigentlich schon einmal überlegt, dich selbstständig zu machen?“
Ich nahm meinen Löffel und probierte die Suppe, die sehr heiß und scharf war. Fast verbrannte ich mir die Zunge, deshalb stürzte ich das ganze Glas Wasser herunter.
„Ist es zu scharf?“, fragte Leon stirnrunzelnd. Ich machte eine abwehrende Handbewegung: „Ach was, es schmeckt köstlich, danke.“
„Also, kannst du dir vorstellen, eine Firma zu gründen?“, hakte er nach.
„Ich weiß nicht, ich bin eigentlich eher ein sicherheitsliebender Mensch. Ich finde es beruhigend, jeden Monat mein festes Gehalt überwiesen zu bekommen. Aber wie kommst du denn darauf?“
„Betty, Nele und ich sind dabei, ein Magazin zu entwickeln, und wir könnten noch eine gute Autorin gebrauchen.“
„Aha! Und was für ein Magazin soll das sein?“, fragte ich neugierig.
„Das ist noch nicht ganz spruchreif, aber auf jeden Fall wird es erst einmal nur online erscheinen.“ Er nippte an seinem Glas. „Print ist nämlich tot.“
„Wie meinst du das denn?“
„Früher oder später wird es nur noch wenige Zeitungen geben. In Amerika ist das bereits schon so, viele Tageszeitungen erscheinen dort nur noch alle drei Tage, und ansonsten gibt es die Onlineausgabe. Es wird zwar noch einige Zeit dauern, bis dieser Trend Deutschland erreicht, aber irgendwann wird es soweit sein, und dann sind wir ganz vorne mit dabei.“ Ich hatte Leon noch nie so lange an einem Stück reden gehört, das war für mich eine neue und auch spannende Erfahrung. Seine dunklen Augen leuchteten im Schein der Kerze und seine Wangen waren gerötet. Er hatte wirklich sehr viel Ahnung über das Thema, was mir sehr imponierte, da ich ihn eigentlich immer nur als Computernerd gesehen hatte. Nun zeigte er eine vollkommen andere Seite von sich, die mir sehr gefiel. Er erzählte mir, dass er für die Programmierung und Umsetzung des Print-Layouts in die gängigen ePaper-Formate und die Internetseite zuständig sein würde. Betty sollte das Layout gestalten und Nele wollte sich um die ganze finanzielle Seite und das Marketing kümmern. „Ich glaube, wir wären ein gutes Team, was meinst du?“
Ich schob meine Schüssel beiseite und streckte meine Beine aus. „Das hört sich auf jeden Fall interessant an. Allerdings muss ich gestehen, dass ich vom Internet überhaupt gar keine Ahnung habe. Was ist eigentlich ein ePaper?“
„Das ist sozusagen eine virtuelle Zeitung, die man am Computer, auf einem Tablet oder einem Handy lesen kann.“
„Und wie verdient man damit Geld?“, fragte ich skeptisch.
„Das musst du dir so wie mit den Apps vorstellen, die man für Geld herunterladen kann. Im Grunde genommen funktioniert das mit den ePapers genau so.
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