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Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin
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könnten natürlich auch pendeln und jeden Tag nach Hamburg fahren, aber bei den Benzinpreisen ist das eine teure Angelegenheit, und jeden Tag mit der Bahn zu fahren, bringt auch nicht wirklich viel Spaß.“
    „Das wäre auch nichts für mich“, stimmte ich ihr zu. „Dann seid ihr jeden Tag mindestens drei Stunden unterwegs, nur um an euren Arbeitsplatz zu kommen.“
    „Andererseits wäre es auch eine Chance, beruflich weiterzukommen“, mischte sich Dominic ein. „Hamburg ist eine Medienstadt, ganz anders als Kiel. Dort gibt es die Zeit, den Spiegel und Studio Hamburg.“
    „Das ist natürlich auch wahr“, seufzte Sophie und blickte Dominic an: „Wir werden uns das auf jeden Fall noch überlegen, oder?“
    Dominic nahm Sophie die leere Teetasse aus der Hand und stellte sie in die Spüle. „Auf jeden Fall, das machen wir.“
    Als wir zurück an unsere Computer gingen, saß Celine an ihrem Schreibtisch. Sie trug eine schwarze Leggings, versteckte ihr kleines Bäuchlein unter einem weiten schwarzen T-Shirt und hatte ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
    Ich ging zu ihr und streckte ihr meine Hand entgegen: „Herzlichen Glückwunsch!“
    Sie drehte sich auf ihrem Schreibtischstuhl zu mir um und spielte die Unwissende: „Wozu das denn?“
    „Na, zu deinem neuen Job als stellvertretende Chefredakteurin.“
    Sie machte eine abwehrende Handbewegung. „Ach ja, danke!“ Sie griff sich ihren Joghurtdrink, in dem ein Strohhalm steckte. „Und was ist mit dir?“, fragte sie aufgesetzt freundlich. Offensichtlich hatte sie nur etwas Puder auf ihr Gesicht aufgetragen, denn sie sah ungeschminkt ganz anders aus, irgendwie konturenlos. „Mein Vertrag wird nicht verlängert, wie du bestimmt weißt.“
    Sie klimperte unschuldig mit den Augen. „Wieso sollte ich das wissen?“
    „Vielleicht wegen deiner hervorragenden Verbindungen zur Chefetage?“
    „Die sind nicht besser als deine“, antwortete sie spitz.
    „Ach ja?“, erwiderte ich und fixierte demonstrativ ihren Babybauch, „da habe ich aber etwas ganz anderes gehört.“ Ich wusste natürlich, dass mich Lars zum Stillschweigen verdonnert hatte, aber so leicht wollte ich es den beiden auch nicht machen. Celine drehte sich zurück zu ihrem Bildschirm. „Keine Ahnung, worüber du redest. Ich muss jetzt weiterarbeiten.“
    Als ich ebenfalls wieder an meinem Computer saß, war ich immer noch hochgradig genervt. Wie sollte ich hier noch fast zwei Monate weiter arbeiten, als wäre nichts passiert? Am liebsten hätte ich sofort meine Sachen gepackt und wäre gegangen, aber solange ich keinen Job hatte, konnte ich mir das einfach nicht leisten. Eine Möglichkeit wäre, selbst fristlos zu kündigen, aber dann würde ich für die Dauer von drei Monaten kein Arbeitslosengeld bekommen. Die Agentur für Arbeit verhängte Sperren, wenn ein Arbeitnehmer die Arbeitslosigkeit selbst verursacht hatte. Ich wusste das so genau, weil ich mich vor einiger Zeit mit einem Fachanwalt für Arbeitsrecht über das Thema unterhalten hatte. Während ich einen Artikel über die neuesten Kosmetiktrends schrieb, musste ich die ganze Zeit an Lars und Celine denken. Auf was für einen Deal hatte sich mein Noch-Chef da eigentlich eingelassen? Es war mir schleierhaft, wie er sich als Vater von Celines Kind ausgeben konnte. Wie sollte das denn bitte funktionieren? Würde er mit ihr zusammenziehen und immer, wenn Blome seine Geliebte vögeln wollte, in ein Hotel verschwinden? Ich hatte Lars bisher bewundert, für seine Männlichkeit, seine Geschäftstüchtigkeit und für seine geradlinige Art, auch wenn diese manchmal verletzend war. Auf jeden Fall sagte er immer die Wahrheit und man wusste bei ihm, woran man war. Das Bild, das ich von Lars gehabt hatte, bröckelte immer mehr, und ich musste mir eingestehen, dass sich auch meine Gefühle zu ihm abgekühlt hatten. Ich erinnerte mich an dem Moment, als er auf Sylt im Supermarkt vor mir stand, um mir die letzte Sektflasche vor der Nase wegzuschnappen. Mein Herz hatte bis zum Hals geklopft und ich hätte mich am liebsten vor Freude und Lust auf ihn gestürzt. Das war Vergangenheit.
     
    Das Büro von Nele in der Jahnstraße, in dem wir uns am nächsten Tag trafen, war wirklich toll. Wir saßen alle an einem langen weißen Holztisch, auf dem verschiedene Magazine und Fachzeitschriften für Design und Gestaltung gestapelt waren. Leon saß am Kopfende, Betty und Nele auf einer Seite und ich hatte auf einem alten Holzstuhl gegenüber von

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