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Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin
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ich laut und deutlich, „ich will auch noch mal rein.“ Mein neuer Mitbewohner und ich kamen uns sonst ein Glück nicht allzu oft in die Quere, was die Benutzung meines Bades anbelangte, da Leon meistens sehr viel länger schlief, weil er als Freelancer sein eigener Herr war und frühestens um 11 Uhr ins Büro ging. Dafür arbeitete er meistens bis spät in die Nacht, was mir auch sehr entgegenkam, denn wenn er nach Hause kam, schlief ich meistens schon. Nur heute hatte er sich frei genommen, weil er sich eine Wohnung anschauen wollte (hoffentlich klappte es!), und ich war etwas später dran, weil ich über Ostern ein paar Tage Urlaub genommen hatte und endlich einmal ausgeschlafen hatte. Ich ging in die Küche, um mir ein Müsli zu machen und blickte genervt aus dem Fenster. Das Wetter sah ganz gut aus, die Sonne schien, aber leider war es noch ziemlich kalt. Der Osterbrunch bei meinen Eltern war sehr schön gewesen, aber ich hatte eindeutig zu viel gefuttert. Vor allem die leckeren Nougat-Ostereier hatten, so kam es mir jedenfalls vor, eindeutige Spuren an meinen ohnehin schon zu dicken Oberschenkeln hinterlassen. Leider war mein Vater am Abend krank geworden, nur eine Erkältung, aber wie Männer so sind, musste er sich gleich hinlegen und ordentlich ableiden, rundum umsorgt von meiner Mutter. Nun konnten die beiden nicht, wie geplant, am Montag nach Sylt fahren. Dort hatten sie in Rantum eine Ferienwohnung bis Mittwoch gebucht. Sie hatten mir angeboten, dorthin zu fahren, um einmal auszuspannen. Natürlich hatte ich gleich begeistert zugesagt, denn wann bekommt man schon einmal die Gelegenheit, für lau nach Sylt zu fahren? In spätestens einer Stunde wollte ich losdüsen, meinen Golf in Niebüll parken, mit der Bahn rüberfahren und mir vor Ort ein kleines Auto mieten. So wie es jetzt aussah, musste ich mich wohl ungeduscht auf den Weg machen. „Du kannst rein!“, hörte ich Leon hinter mir sagen, und ich drehte mich erschrocken um. „Das wurde aber auch Zeit!“, entgegnete ich unwirsch. Leon blickte mich erstaunt an: „Warum bist du eigentlich immer so zickig!“
    „Bin ich doch gar nicht“, erwiderte ich kurz angebunden, „ich will einfach nur in mein Bad, oder ist das zu viel verlangt?“ Leon zuckte mit den Schultern. Er hatte noch keine Brille auf, deshalb wirkten seine dunkelbraunen Augen ganz anders als sonst, irgendwie ausdrucksvoller. Er strich sich seine frisch gewaschenen Haare aus dem Gesicht und zupfte verlegen an seinem schwarzen T-Shirt. „Was ist denn das für eine Wohnung?“, fragte ich versöhnlich, denn irgendwie tat er mir in diesem Moment auch leid. „Oh, so eine Altbauwohnung am Schrevenpark, mal sehen, ob das passt.“ Ich wünschte ihm viel Glück und sagte ihm, dass ich erst am Mittwoch spät am Abend zurück sein würde. Er versprach, sich in der Zeit um Oskar zu kümmern. Insgeheim kam der Gedanke in mir hoch, einfach früher nach Hause zu kommen, um zu sehen, was er in meiner Abwesenheit so anstellen würde. Wahrscheinlich mit ein paar Kumpels Wii spielen und dabei Chips futtern und Bier trinken. Dann schämte ich mich für meine Vorstellungen, ich war ja schlimmer als meine eigene Mutter. Leon verschwand nach oben in mein Arbeits- und sein Schlafzimmer, und endlich konnte ich in Ruhe duschen. Als ich fertig war, hörte ich, wie die Haustür mit einem lauten Knall zufiel. Ich atmete erleichtert aus: Er war weg! Ich stand vor dem Spiegel, der von dem Wasserdampf aus der Dusche vollkommen beschlagen war. Das Bad war sehr klein und hatte leider kein Fenster, deshalb öffnete ich die Tür, um frische Luft hineinzulassen. Ich beugte mich nach vorne und bürstete meine nassen Haare, denen ich heute eine Haarkur gegönnt hatte. Dann cremte ich mich von oben bis unten ein und zog meinen weißen Bademantel über, der sich an einem Haken neben der Duschkabine befand. Mein Blick fiel dabei auf den orangenen Kulturbeutel von Leon, der auf dem gekachelten Wandvorsprung unterhalb des Waschbeckens stand. Was da wohl alles drin war? Mit spitzen Fingern inspizierte ich das schmuddelige Teil und verzog angewidert das Gesicht: Der Beutel war vollgestopft mit unterschiedlichen Badutensilien: einem Nassrasierer, Zahncreme für empfindliche Zähne, kleinen Proben mit Duschgel und Bodylotion auf denen „Bergwelt“ stand (aus einem Hotel?), Aspirin Brausetabletten und zwei Kondome. Ich schluckte trocken. Alle Teile waren mit einer schmierigen, schwarzen Schicht bedeckt, echt eklig. Am liebsten

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