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Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin
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T-Shirts und Boxershorts (seine Unterhosen?) verteilt. Auf meinem Schreibtisch hatte er meinen Laptop beiseitegeschoben und seinen eigenen daneben gestellt. Auf dem Bildschirm leuchtete ein Bild von Yoda aus Star Wars, der mir fast warnend sein Laserschwert entgegenzuhalten schien. Ich seufzte und schloss die Tür wieder hinter mir. Ich kam mir vor wie ein Besucher in meinen eigenen Räumen, und das gefiel mir überhaupt nicht. Ich ging in mein Schlafzimmer, zog meine neue Chino-Hose aus und stopfte sie in die Tüte für Altkleider, die bereits bis oben gefüllt war. Morgen würde ich sie zum Container bringen, denn dann würde ich auch nicht mehr in Versuchung geführt werden, das Teil wieder herauszukramen.
     
    Ich wusste schon nach wenigen Minuten, dass Step-Aerobic nicht meine neue Lieblingssportart werden würde. Das war alles viel zu anstrengend, da war mir Jogging lieber, denn dabei konnte ich das Tempo selbst bestimmen. Wir waren ungefähr zwanzig Frauen, die in bunter Fitnesskleidung und mit mega guter Laune den vor uns stehenden schwarzen Stepper nach hämmernder Disko Musik abwechselnd bestiegen, umkreisten oder behüpften und dabei die Arme hin und herschwenkten. Das hört sich leicht an, ist aber schwer, wenn man das erste Mal dabei ist und die ganzen Moves einfach nicht drauf hat. Unsere Trainerin hieß Liza (mit z!). Sie hatte uns den Rücken zugewandt und so viel Energie wie ein Wüstenrennmaus auf Extasy. Liza war höchstens 1,65 Meter groß und durchtrainiert bis in den letzten Zehenmuskel. Mit ihrem knackigen Po konnte sie bestimmt Nüsse knacken, und ihre Bizeps wölbten sich wie Boule-Kugeln, wenn sie ihre Arme nach oben streckte und gleich wieder energisch anwinkelte. Obwohl sie uns andauernd Kommandos über ihr Headset zurief: „und eins, und zwei, und ...“, ging ihr Atem bemerkenswert ruhig, während ich schon das Gefühl hatte, kaum noch Luft zu bekommen, bei dem Tempo, das sie vorgab. Neben mir kämpfte sich Karla tapfer ab, auch sie sah sehr angestrengt aus, aber im Gegensatz zu mir, waren ihre Bewegungen stets synchron mit denen von Liza. Sie trug schwarze Jazzpants und ein graues weites T-Shirt, das ihr links von der Schulter fiel. Ihr langes schwarzes Haar hatte sie lässig mit Hilfe eines breiten Haargummis nach oben gezwirbelt. „I like to move it“ dröhnte aus den Boxen, und Liza drehte sich um, sodass sie nun frontal zu uns stand, um uns noch besser einheizen zu können. Ihre Steps, Drehungen und Armbewegungen wurden immer schneller, passten aber perfekt zur Musik und der sich steigernden Euphorie aller Frauen in dem riesigen mit Holzfußboden ausgelegten Saal, dessen Frontwand mit fast deckenhohen Spiegeln bedeckt war. Das Nachtanzen empfand ich jetzt noch als schwerer, da alle Bewegungen für uns spiegelverkehrt waren, und das brachte mich nun endgültig aus dem Tritt, ich kam mir vor wie ein Bewegungslegastheniker. „He, das war doch cool“, sagte Karla, als wir uns nach dem Training auf eins der braunen Ledersofas fallen ließen, die im Eingangsbereich des Sportvereins standen. „Also, ich weiß nicht“, erwiderte ich immer noch außer Atem und trank erst einmal ein paar Schlucke aus meiner Wasserflasche. „Das habe ich mir irgendwie leichter vorgestellt.“
    Karla kramte in ihrer schwarzen Sporttasche, die vor ihr auf dem Boden stand, und zog zwei Müsliriegel hervor, von denen ich einen dankend annahm. „Du kannst ja noch ein- oder zweimal an einer Schnupperstunde teilnehmen“, erwiderte sie, „erst dann musst du dich entscheiden, ob du eintreten willst.“
    „Ich überleg’s mir“, sagte ich kauend, aber eigentlich hatte ich mich schon dagegen entschieden. Sport soll ja auch Spaß machen und das klappt nur, wenn man ein gewisses Talent mitbringt. Ich hatte schon einiges ausprobiert: Tennis, verschiedene Ballsportarten und Surfen. Besonders Surfen ging gar nicht, da fiel man andauernd ins Wasser, musste ohne Ende frieren, und ich trieb dabei regelmäßig so weit von der Küste ab, dass mich die Surflehrer mit ihrem Motorboot wieder an Land ziehen mussten. Joggen war okay, dafür brauchte man eigentlich nur das Talent, einen Fuß vor den anderen zu setzen, es sei denn, man wollte irgendwann einen Marathon laufen, aber soviel Ehrgeiz hatte ich nun wirklich nicht. „Wie läuft’s eigentlich mit Karim?“, fragte ich sie, als wir aufstanden und langsam dem Ausgang entgegenschlenderten. „Hat er sich nach dem Abend im Louf bei dir noch einmal gemeldet?“
    Vor

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