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Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin
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der Tür blies uns ein kräftiger Wind entgegen, und wir knöpften beide unsere Jacken zu. Karla sah mich einen Moment an, als sei sie immer noch sauer und überlege, ob sie mir überhaupt noch etwas von Karim erzählen solle, aber dann siegte ihr Mitteilungsbedürfnis. „Er ist am nächsten Abend zu mir gekommen und hat mich in Hamburg groß zum Essen eingeladen.“ Ich öffnete die Beifahrertür meines Golfs, den ich schräg gegenüber des Sportvereins geparkt hatte, und Karla stieg ein. Als ich ebenfalls im Auto war, zog sie den Sichtschutz hinunter und betrachtete sich in dem kleinen Spiegel. „Es war so ein schöner Abend“, schwärmte sie, „Karim ist einfach der perfekte Gentleman. Er hat mir sogar eine Rose mitgebracht“, fuhr sie fort, „und das Essen war so köstlich. Karim weiß eben, wo man in Hamburg hingehen muss.“ Schönling mit Rose, da musste ich gleich an diesen blonden Bachelor denken, der bei RTL mit seinem Dauergrinsen auf Brautschau war. Eine entsprechende Bemerkung verkniff ich mir, ich wollte es mir ja nun nicht schon wieder mit meiner Freundin verderben. Ich ließ den Motor an und manövrierte mein Auto aus der engen Parklücke. „Bist du denn noch mit zu ihm gegangen?“, fragte ich unschuldig. „Natürlich“, erwiderte sie, als ob eine noble Essenseinladung unweigerlich mit einer heißen Liebenacht belohnt werden müsse. „Ich kann dir gar nicht beschreiben, wie großartig es mit Karim ist“, erzählte Karla und lehnte sich entspannt in ihrem Sitz zurück. „Das ist endlich mal ein Mann, der mich richtig ausfüllt, wenn du verstehst, was ich meine ...“
    „Mmm“, erwiderte ich nur, denn warum sollte ich nicht verstehen, was sie meinte. Dass er sie mit seiner Warmherzigkeit und Liebe ausfüllte, erschien mir jedenfalls außerhalb jeder Wahrscheinlichkeit, und dann blieb nicht mehr viel übrig. Als ich die Kleiststraße erreicht hatte, parkte ich zweite Reihe, um meine Freundin heraus zu lassen. Sie hatte ihre Tür bereits geöffnet, als sie für einen Moment innehielt. „Und du glaubst nicht, was er danach getan hat?“
    Statt einer Antwort blickte ich sie nur erwartungsvoll an. „Er hat seine Mutter angerufen und ihr gesagt, dass er endlich die Frau seines Lebens gefunden habe.“
    „MANN, das ist natürlich …“, begann ich, aber Karla unterbrach mich sofort.
    „Dann hat er mir das Telefon gegeben, und ich habe fast eine Stunde mit seiner Mutter telefoniert!“
    „Also dann ...“, versuchte ich es ein zweites Mal, aber wieder kam mir Karla zuvor: „Ich glaube, er macht mir bald einen Heiratsantrag.“
    Wir küssten uns zum Abschied auf die Wangen und dann fuhr ich nach Hause. Mensch Karla, dachte ich, wie sollte diese Geschichte mit Karim nur weitergehen. Rosen, ein Candle-Light-Dinner, Sex mit allem Zubehör und dann noch die Mutter ins Spiel bringen, dieser Kerl war wirklich mit allen Wassern gewaschen. Als ich den Flur meiner Wohnung betrat, stolperte ich fast über zwei Paar Turnschuhe, die direkt im Eingang standen. „Shit!“, fluchte ich, „Leon?“ Das zweite Paar Schuhe kannte ich nicht, hatte sich mein Mitbewohner etwa Besuch eingeladen? Ich öffnete die Tür zum Wohnzimmer und sah Leon mit einem Kumpel, die begeistert zwei Plastik-Mini-Lenkräder in der Hand haltend und drehend vor dem Fernseher saßen und den Bildschirm meines Fernsehers anstarrten. „Wir spielen“, erwiderte Leon kichernd und ohne aufzublicken. „Seit wann kann man mit meinem Fernseher spielen?“, fragte ich entgeistert. „Lukas hat seine Wii mitgebracht, und die habe ich angeschlossen“. Er drehte sein Plastik-Mini-Autolenkrad mit einer ruckartigen Bewegung nach rechts. „Mist!“ Ich verdrehte die Augen und ließ die Wohnzimmertür hinter mir zuknallen. Jetzt konnte ich nicht einmal mehr gemütlich fernsehen! Nachdem ich geduscht hatte, rief ich meine Mutter an, die sich riesig freute, aber es sich trotzdem nicht verkneifen konnte, mir einen Vorwurf zu machen: „Du hast dich aber lange nicht gemeldet.“
    „Du dich aber auch nicht“, konterte ich, woraufhin sie erst einmal nichts sagte.
    Dann fragte sie mich, ob ich nicht zum Osterbrunch kommen wolle, und da ich mich in meiner Wohnung zur Zeit überaus unwohl fühlte, sagte ich ohne zu zögern gleich zu.

 7. Kapitel
    Bereits zum zweiten Mal klopfte ich an die Tür meines Badezimmers, das sich direkt neben meiner Küche befand und in dem Leon nun schon über eine halbe Stunde steckte. „Leon, beeil’ dich mal“, rief

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