Froschkuss (German Edition)
alleine war, fühlte ich mich einfach nur mies und spürte, wie mir die Tränen kamen. Lars und ich, das würde niemals etwas werden, warum glaubte ich immer noch daran? Ich rief ein Worddokument auf und begann, den Text eines freien Mitarbeiters zu redigieren. Im Grunde genommen sollte ich endlich einsehen, dass meine Zeit bei Citylight sich dem Ende zuneigte, denn mein Zeitvertrag lief im Oktober ohnehin ab, egal ob Bernd Blome den Laden hier übernahm oder nicht.
Warum konnte ich mich nicht einfach entlieben? Mein Verstand befahl mir, Lars endlich zu vergessen, aber meine Gefühle waren einfach zu stark. Im Grunde, und das war für mich nun auch keine neue Erkenntnis, wurden sie immer heftiger, je mehr Desinteresse Lars für mich zeigte. War das noch normal? Ich speicherte den Text und klickte unseren Kalender an, in dem alle Redaktionstermine eingetragen waren. Sollte ich einen Psychologen aufsuchen? Das müsste ich aber privat bezahlen und mein Konto war ohnehin schon im Soll. Ich gab bei google den Suchbegriff „entlieben“ ein und fand Einträge ohne Ende. Ich war nicht allein. Meistens handelte es sich um Erfahrungsberichte von Frauen, die verlassen worden waren. Richtig gute Tipps fand ich allerdings nicht, denn es gab definitiv kein Patentrezept oder die Pille gegen Liebeskummer, außer man verliebte sich in einen anderen Mann. Aber Liebe lässt sich nun mal nicht erzwingen, und außerdem wäre noch nicht einmal sicher, ob dieser Mann sich ebenso in mich verlieben würde, oder? Vielleicht käme ich nur vom Regen in die Traufe.
Mein Telefon klingelte und ich sah „Lars“ auf dem Display. Allein dieser Name bewirkte, dass ich innerlich in mich zusammensackte, auf Ameisengröße, wenn überhaupt. „Ja, hier ist Sonia?“
Für einen Moment war es still, dann drang die Stimme von Lars wie ein heißer brennender Wüstenwind an mein Ohr: „Eh, ja, eh, Sonia“, stammelte er, „tut mir leid wegen gerade eben. Ich wollte dich nicht so anmachen.“
„Ist schon okay“, erwiderte ich, obwohl ich immer noch total sauer war.
Lars räusperte sich, und ich hörte, wie eine Frauenstimme im Hintergrund seinen Namen rief. „Schön“, sagte mein Chef kurz angebunden, „ich muss dann jetzt weitermachen.“
Ich fühlte mich wie benebelt, mein Kopf dröhnte, aber ich war auch wie elektrisiert. ER hatte mich angerufen, um sich zu entschuldigen! Das war in meiner ganzen Zeit bei Citylight nicht ein einziges Mal vorgekommen. Was ihn dazu wohl bewogen hatte? Die Stimme im Hintergrund, das war Celine gewesen, diese Schlange. Wahrscheinlich hatte sie mitbekommen, dass Lars mich angerufen hatte und ihn dann gleich zurückgepfiffen. Vielleicht war doch noch nicht alles verloren.
Ich fuhr nun schon zum dritten Mal die Parkplätze in der Nähe der Jahnstraße ab, fand aber keinen freien, denn am Schrevenpark wohnten einfach zu viele Menschen mit Autos. Diese Wohngegend war sehr beliebt, denn es gab schöne Altbauwohnungen mit Balkon und dem Park vor der Tür. Die Innenstadt erreichte man in wenigen Minuten und die Uni war ebenfalls ganz in der Nähe. Im Parkt war wie immer eine Menge los: Jogger drehten ihre Runden, Senioren saßen auf den Bänken in der Sonne und Mütter fuhren auf ihren Fahrrädern mit Kleinkindern auf dem Gepäckträger-Kindersitz nach Hause. Ich lenkte meinen Golf schließlich den Knooper Weg entlang bis zur Post, bog in die Seitenstraße ein und fand direkt gegenüber der alten Schwimmhalle am Lessingplatz, die in Kiel schon immer nur die Lessinghalle heißt, endlich einen Parkplatz. Das Schwimmbad war schon seit einiger Zeit stillgelegt worden, was ich schade fand, denn ab und zu hatte ich dort ganz gern ein paar Bahnen gedreht. Nun war das Wasser aus dem Becken herausgelassen worden, und auf der frei gewordenen Fläche fanden Veranstaltungen wie z. B. Theateraufführungen und Konzerte statt. Im ehemaligen Eingangsbereich war das Café Frish eingezogen, in dem man einen super leckeren Käsekuchen essen konnte. Ich wollte Karla vom Sport abholen, denn wir hatten vor, noch ins Kino zu gehen. Als ich um die Ecke bog, sah ich auf der anderen Straßenseite eine Gruppe von Leuten vor dem Eingang zu einer Altbauwohnung stehen. Ich hielt für einen Moment die Luft an und duckte mich hinter ein Auto, um nicht gesehen zu werden. Dort standen Betty, Leon und diese Nele, die mein Mitbewohner mal mit in meine Wohnung genommen hatte, als ich auf Sylt war. Die Drei umarmten sich zur Begrüßung und
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