Froschkuss (German Edition)
eine Hand im Nacken packte. Ich erschrak mich fast zu Tode: „Spinnst du!“, schrie ich, aber Karim hielt mir den Mund zu: „Schsch! Lockenköpfchen! Wir wollen doch nicht deine Freundin wecken!“ Durch das Seitenfenster drang schwaches Licht hinein, und ich erkannte die Umrisse seines nackten muskulösen Körpers. Er schob mich mit der Hand sanft beiseite: „Na, du hast wohl einen ordentlichen Brand, was?“ Er holte sich eine kleine Flasche Orangensaft aus dem Kühlschrank und stellte sich neben mich, den Rücken an den Tresen gelegt. „Du hast echt was verpasst!“
„Das kann ich mir gar nicht vorstellen“, entgegnete ich reserviert und verschränkte die Arme über meinen Brüsten. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich nur einen Slip trug. Zum Glück war es dunkel, aber das war auch das einzige Erfreuliche an meiner Situation. Ich stellte die Flasche zurück in den Kühlschrank: „Ich leg’ mich wieder hin.“
Karim schob sich an mir vorbei und berührte wie zufällig mit seiner Hand meinen Hintern: „Schlaf gut, Süße!“
Dann verschwand er im Schlafzimmer und ich beeilte mich, in mein Bett zu kommen. Fürs Erste hatte ich wirklich genug.
Als ich am nächsten Morgen auf dem Weg zurück nach Kiel war, ließ ich den sonderbaren Abend noch einmal vor meinem inneren Auge Revue passieren. Karla war bei Karim geblieben, denn sie hatte sich einen Tag frei genommen. Meine Freundin hatte sich nach dem Aufstehen ganz normal benommen, als sei überhaupt nichts geschehen. Ich empfand den Vorschlag von Karim immer noch als eine bodenlose Unverschämtheit. Was bildete sich dieser Typ nur ein? Und warum konnte er mit Karla machen, was er wollte? So toll war er nun auch wieder nicht, mal ehrlich. Okay, er sah gut aus und war offensichtlich ein super Liebhaber, aber ist das ein Grund, diesen Menschen gleich zu heiraten? Meine Freundin hatte etwas Besseres verdient, sie würde mit diesem Kerl totunglücklich werden, da war ich mir absolut sicher. Ich meine, jeder Mann hat so seine Macken, da darf man sich nichts vormachen, und wir Frauen sind teilweise auch schwierig. Aber Untreue, das ist ein ganz anderes Ding, finde ich. Wenn man immer damit rechnen muss, dass der Partner gerade bei einer anderen Frau ist? Wie soll man so eine permanente Ungewissheit ertragen? Vertrauen, Ehrlichkeit und Treue gehören für mich zu einer Partnerschaft unbedingt dazu. Ich seufzte. Es musste doch irgendeine Möglichkeit geben, die bevorstehende Heirat von Karla und Karim zu verhindern? Da war mir jedes Mittel recht.
13. Kapitel
Es war klar, dass Lars die vergangene Themenkonferenz, an der Bernd Blome teilgenommen hatte, nicht unkommentiert hinnehmen würde. Aber das Donnerwetter, das auf Sophie, Dominic, Celine und mich niederprasselte, war kaum auszuhalten, zumal ich immer noch unter Kopfschmerzen litt. „Euer Verhalten war einfach lächerlich! Ich lass mich doch nicht von euch verarschen!“, polterte er und schlug dabei mit der rechten Faust auf den Tisch, wodurch die Tischplatte vibrierte und das Wasser in seinem Glas hin- und herschwappte. Er holte kurz Luft und schaute Celine an: „Dich meine ich natürlich nicht, denn du warst ja gar nicht da.“
Er blickte zu mir: „Und du nimmst gefälligst die blöde Sonnenbrille ab!“
Ich kochte innerlich vor Wut und hätte ihm am liebsten meine Kaffeetasse an den Kopf geworfen, aber ich erwiderte nur ruhig: „Du kannst mir gar nichts befehlen und in dem Ton sowieso nicht!“
Ich staunte über mich selbst, aber vielleicht war meine ohnehin schlechte Laune schuld daran, dass ich so auf Krawall gebürstet war. Außerdem: Warum sollte sich eigentlich immer nur Lars so aufführen dürfen? Mein Chef musterte mich entgeistert und für einen Moment blieb ihm die Spucke weg: „Das wirst du noch bereuen, Sonia.“ Ich blickte ihm direkt in seine grüngrauen Augen: „Wenn du meinst!“ Lars beendete die Konferenz mit den Worten: „Das wird noch ein Nachspiel haben!“ und verließ uns mit seiner Lieblingsredakteurin Celine im Schlepptau, die arschwackelnd auf High Heels hinter ihm hertrippelte.
Sophie und Dominic blickten betreten in meine Richtung. Dominic zupfte nervös an seinem grauen Rollkragenpullover, auf seiner Stirn glänzte Schweiß: „Ich glaube, den hast du jetzt echt wütend gemacht.“
„Was soll’s!“, erwiderte ich ungehalten, „Ich hab’ doch sowieso nichts mehr zu verlieren.“ Ich nahm meine Tasche und marschierte zu meinem Computer. Jetzt, als ich
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