Froschkuss (German Edition)
unterhielten. Celine hatte ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und trug wieder dieses merkwürdige grüne Hängerkleidchen. Auf der Ablage standen zwei riesige Tabletts mit Häppchen und daneben ein Krug mit eisgekühltem Orangensaft. Celine drückte mir ein Glas in die Hand: „Mit dir möchte ich natürlich auch noch anstoßen!“
Ich nahm das Glas und schaute sie fragend an. „Ich bin schwanger “, sagte sie schließlich. „Toll!“, erwiderte ich gespielt erstaunt „wie schön für dich.“
Sie prostete uns allen zu und erzählte, wie sehr sie sich auf das Baby freue. Sie sei zwar erst im vierten Monat, habe aber gewollt, dass wir alle Bescheid wissen. „Ihr braucht aber keine Rücksicht auf mich zu nehmen“, teilte sie uns mit. „Ich bin nur schwanger und nicht krank.“ Viel mehr hätte mich allerdings interessiert, wer der Vater ihres Babys war (vielleicht auch Leon, hahah), aber ich traute mich nicht, das zu fragen. Wir knabberten an unseren Häppchen, tranken Orangensaft und hörten uns Celines Schwangerschaftserlebnisse an: „Als mein Frauenarzt mir das erste Ultraschallbild von meinem Baby gegeben hat, musste ich weinen. Ich bin so glücklich.“
„Kommst du denn nach dem Schwangerschaftsurlaub wieder?“, unterbrach ich sie.
„Natürlich!“, antwortete sie, „was denkst du denn?“
Dass eine Mutter nach dem Schwangerschaftsurlaub an ihren alten Arbeitsplatz zurückkehren konnte, war in unserer Branche nicht selbstverständlich. Erst vor kurzem hatte ich gelesen, dass die Chefredakteurin einer großen und beliebten Frauenzeitschrift, die ihr zweites Kind bekommen hatte, ihren Platz für einen Mann hatte räumen müssen. Ihre Stellvertreterin hatte der Verlag offensichtlich auch gleich vor die Tür gesetzt. Offiziell hieß es natürlich, dass die Personalentscheidung nur auf wirtschaftlichen Erwägungen beruht hätte. Die Auflage sei gesunken, deshalb wolle man mit dem neuen männlichen Chefredakteur zu neuen, frischen und innovativen Ufern starten. „Mehr Glamour“ lautete die Devise.
„Aha, hier seid ihr alle.“ Es war Lars, der unsere kleine Feier unterbrach. „Celine, kommst du bitte einmal?“
Unsere schwangere Kollegin stellte ihr Orangensaftglas auf die Ablage: „Ihr entschuldigt mich?“
Die beiden verschwanden in das Büro von Lars, und Sophie, Dominic und ich gingen ebenfalls zurück an unsere Schreibtische. Gitti erklärte sich netterweise bereit, die Küche aufzuräumen, sie habe ohnehin „nichts anderes vor.“
Ich recherierte ein bisschen im Internet und wunderte mich, dass unsere beiden Unternehmensberater noch gar nicht in der Redaktion waren. Vielleicht waren sie noch auf einem externen „Meeting“ oder wurden gerade von ihrem Chef „gebrieft.“ In der Mittagspause radelte ich zur Uniklinik, um Karla zu treffen, denn sie hatte sich immer noch nicht gemeldet. Ich hatte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, aber ich wollte mich endlich bei ihr entschuldigen. Leider war sie nicht auf der Station, aber von einer Schwester erfuhr ich, dass sie spätestens in einer halben Stunde zurückkommen würde. Deshalb setzte ich mich auf einen der Wartestühle und griff mir eine Gala, die offensichtlich schon hundertmal gelesen worden war, so zerfleddert waren die Seiten. Ich nutzte die Wartezeit, um mich über das aktuelle Leben der Schönen und Reichen zu informieren. Heidi Klum hatte sich nach ihrer Scheidung von Seal offensichtlich auf eine Affäre mit ihrem Bodyguard eingelassen und Katie Holmes war mit Suri und Freunden in Manhattan unterwegs gewesen. Offensichtlich genoss sie ihre neue Freiheit nach der Trennung von Tom Cruise. Die Promis hatten eben auch ihre Beziehungsprobleme, das beruhigte mich irgendwie. Ich wartete fast eine Stunde auf meine Freundin und als sie endlich in ihrem weißen Kittel über den langen Flur auf mich zukam, wusste ich, dass ich keine guten Karten hatte. Ich stand auf und ging auf sie zu: „Karla! Schön, dich zu sehen ...“
Sie sah blass aus und ihr Gesicht wirkte schmaler als sonst. Am liebsten hätte ich sie in den Arm genommen, aber ich hatte das Gefühl, dass sie dies auf gar keinen Fall wollte, deshalb blieb ich einen Meter vor ihr stehen.
„Was willst du?“, fragte sie mich kühl.
„Ich möchte mit dir reden, ich meine, ich will mich entschuldigen ...“, stammelte ich unbeholfen.
Sie blickte mich kurz an, und ich spürte ganz genau, dass sie nicht bereit war, sich mit mir zu versöhnen. „So einfach ist
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