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Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin
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aufgeräumt. Ich hoffte wirklich, dass unser Zusammenleben bald eine Ende hatte. Ich hatte mich nun wirklich lange genug für seine Hilfe erkenntlich gezeigt, irgendwann muss auch einmal gut sein. Da es noch hell war, zog ich meine Joggingsachen an und lief runter ans Hindenburgufer. Draußen war es sommerlich warm, deshalb hatte ich mir meine kurze Hose und ein weißes Tank-Top angezogen. An manchen Tagen empfinde ich das Laufen als sehr anstrengend, und es dauert mindestens zehn Minuten, bis ich meinen Rhythmus gefunden habe. Doch an diesem Tag war ich voller Energie und Tatendrang, sodass meine Füße fast allein ihren Weg ans Wasser fanden. Ich erreichte das Haupttor zum Tirpitzhafen und blickte kurz zu dem steingrauen Flanderbunker hinüber, der zurzeit restauriert wurde. Immer wieder nahm ich mir vor, mir das Gebäude von innen anzusehen, aber bislang hatte ich diesen Wunsch noch nicht in die Tat umgesetzt. Ich wusste, dass in dem Bunker zu Kriegszeiten die Flugabwehr- und Notkommandoentrale Kiels untergebracht war und er nun seit einigen Jahren für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt wurde. Auf der Promenade vom Hindenburgufer, der Kiellinie, war wie immer eine Menge los. Jogger, Mütter mit Kinderwagen und Jungs mit Baseballcaps auf ihren Skateboards kamen mir entgegen. Ich lächelte allen freundlich zu. Die meisten freuten sich, lächelten zurück oder begrüßten mich mit einem „Moin“. Die Sonne funkelte tief über der Förde und ein paar Möwen stritten sich kreischend um ein Stück Brot, das ihnen eine alte Dame im Sommerkleid und buntem Strohhut entgegengeworfen hatte. Als ich auf der Höhe der Seebar war, drang leise Chillout-Musik in meine Ohren. Das ehemalige Seebad von Düsternbrook hatte sich in der letzten Zeit zum Hotspot von Kiel entwickelt. Es war aber auch eine einmalige Location. Ein langer Holzsteg mit weißem Geländer führte zu dem ebenfalls weißen Holzgebäude mit einer offenen Bar, von der aus man einen einmaligen Blick auf die Förde genießen konnte. Ich hatte dort mit Karla schon ein paar nette Abende in den gemütlichen Lounge-Sesseln verbracht, das blubbernde Wasser unter unseren Füßen und die frische Meeresbrise im Gesicht. Kulinarisch hatte die Seebar allerdings nicht viel zu bieten und bei gutem Wetter war es schwer, überhaupt einen Platz zu ergattern, aber dafür schmeckten die Cocktails super. Eine Besonderheit war, dass der Badebetrieb die ganze Zeit weiterlief. Einmal hatten Karla und ich erlebt, dass ein dicker Mann mit Badekappe die Treppe vom Wasser aus hochstieg und sich genau vor unseren Nasen seine voluminöse gestreifte Badehose bis zum Bauchnabel hochzog. Wir hatten uns gar nicht mehr eingekriegt vor Lachen. Karla! Von einem Moment auf den anderen war meine gute Laune verflogen, denn ich musste an unsere Begegnung im Krankenhaus denken. Deshalb drehte ich um und trabte im Schneckentempo zurück. Zu Hause duschte ich heiß, zog mir nur einen Slip und ein kurzes fliederfarbenes Sommerkleid von Burton über und schnappte mir meine Tüte mit Yoghurt-Gums aus dem Kühlschrank. Die konnte ich mir nach meiner überaus langen sportlichen Aktivität auch leisten, dachte ich fröhlich. Ich ging auf meinen Balkon, setzte mich auf den Klappstuhl und stützte meine nackten Füße auf dem Geländer ab. Ein friedliches Gefühl breitete sich in mir aus, was noch durch den zuckrig süßen Geschmack der Gums intensiviert wurde. Am besten schmeckten die gelben und roten, stellte ich fest, aber auch die grünen und rosafarbenen waren nicht zu verachten. Ehe ich mich versah, hatte ich die ganze Tüte aufgefuttert. Nun hatte ich mir die mit viel Mühe verbrauchten Kalorien wieder zurückgeführt, aber das war mir auch egal. Man muss auch einmal Fünfe gerade sein lassen. Immer Karotten und Salat essen ist auch kein Leben. Oskar kam auf mich zugehoppelt, machte Männchen und schnupperte an meinen Beinen. „Genau!“, sagte ich und kraulte sein weiches Fell, „ich will dir ja auch nicht immer dein Futter wegessen.“
    Als die Sonne untergegangen war, wurde es ganz schnell kühl, und ich stand fröstelnd auf. Oskar folgte mir hoppelnd zurück in mein Wohnzimmer. Als ich die Tür geschlossen hatte, zog ich die Vorhänge zu und zündete meine kleinen Windlichter an, die auf dem Tisch vor dem Sofa standen. Da meine Füße sich kalt anfühlten, ging ich nach oben, um mir meine heiß geliebten Flip-Flops überzustreifen. Da ich schon einmal oben war, nahm ich auch gleich meinen

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