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Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin
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tatsächlich überhaupt nicht gekommen. Ehrlich gesagt hatte ich bis dahin auch noch nie eine lesbische Frau kennen gelernt. Jedenfalls nicht bewusst.
    Leon seufzte: „Die beiden wollten unbedingt ein Kind haben, aber hier in Deutschland ist eine künstliche Befruchtung nur möglich, wenn man verheiratet ist.“
    „Und dann bist du eingesprungen“, resümierte ich tonlos.
    Mein Mitbewohner nickte: „Betty hatte mit mir Sex gehabt, um schwanger zu werden, aber es hatte nicht geklappt. Deshalb haben wir es noch ein paar Mal wiederholt ...“
    „Wie ein Zuchthengst“, stellte ich entsetzt fest.
    Leon runzelte die Stirn und blickte mich mit seinen dunkelbraunen Johnny-Depp-Augen traurig an: „Wenn du es so sehen willst.“
    „Ich wüsste nicht, wie ich so etwas anders sehen sollte“, erwiderte ich schnippisch.
    Er seufzte: „Jedenfalls wurde Betty schwanger, und dann bin ich ausgezogen.“ Er hielt sein Weinglas gegen das Kerzenlicht: „Ich hatte das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden.“ Er berührte meine Hand und diesmal ließ ich es geschehen: „Nächsten Monat will Nele einziehen.“
    Seine unbekümmerte Art ging mir total auf die Nerven: „Was ist denn dein Part dabei? Zahlst du Unterhalt, oder was?“
    „Nein!“, erwiderte Leon entrüstet und seine Augen funkelten. „Wir haben alles beim Notar schriftlich geregelt. Natürlich muss ich nichts für Luisa zahlen ...“
    „Aber sie ist deine Tochter“, sagte ich traurig und Tränen liefen mir die Wangen herunter.“
    Leon streichelte liebevoll meine Wange, aber ich konnte seine Berührung einfach nicht ertragen.
    Plötzlich musste ich an den Tag denken, als ich von Sylt zurückgekommen war. „Hattest du eigentlich auch etwas mit Nele?“, fragte ich ihn forsch.
    „Wie kommst du denn da jetzt drauf?“
    „Na, wegen der Kondome, die ich aus Versehen aus deiner Kulturtasche herausgenommen hatte.“
    Leon blickte mich fragend an. „Als ich von Sylt zurückgekommen war“, versuchte ich, ihm auf die Sprünge zu helfen.
    „Ach so“, erwiderte er grinsend. „Da hatte mich Nele nur zum Frühstück besucht. Ich wollte dich nur ein bisschen ärgern. Das war alles.“
    „Sorry“, sagte ich, „da komme ich nicht ganz mit. Wir leben offensichtlich in vollkommen anderen Welten.“ Ich machte eine kurze Pause und ruderte ein ganz kleines Stück zurück. „Oder ich bin zu müde, um das alles zu begreifen.“
    „Hast du etwas dagegen, wenn ich heute bei dir schlafe?“, fragte mich mein Mitbewohner leise, „bei mir ist immer noch alles total nass und der Bautrockner läuft die ganze Nacht.“ Die Vorstellung, mit Leon wie ein Liebespaar im Bett zu liegen, gefiel mir überhaupt nicht.
    „Nein, ich möchte jetzt lieber allein sein“, sagte ich deshalb. „Du kannst ja auf dem Sofa schlafen.“ Als ich schon auf dem Weg zur Tür war, drehte ich mich noch einmal um: „Hast du eigentlich endlich mal eine Wohnung gefunden?“
    „Nein, noch nicht. Aber ich kümmere mich darum, darauf kannst du dich verlassen.“ Dann zischte er: „Zicke!“
    Als ich in meinem Bett lag, hörte ich noch, wie Leon unten herumrumorte. Ich konnte nicht einschlafen und drehte mich von einer Seite auf die andere. Ich wusste nicht, was mich mehr verletzte: Die Tatsache, dass Leon Sex mit Betty gehabt hatte, um mit ihr ein Baby zu zeugen, oder dass er mir das alles verschwiegen hatte. Der Mann wohnte jetzt seit April bei mir und hatte mir sein gesamtes Doppelleben vorenthalten. Ich kam mir vor wie der allerletzte Trottel. Spätestens, als er mich verführt hatte, hätte er mich doch aufklären müssen, oder nicht? Ich drückte mein Gesicht in mein Kissen. Ich hatte einfach nur Pech mit Männern! Heute Morgen Lars, der so tut, als wäre nichts gewesen, und dann die Geschichte mit Leon. Unsere Nacht war so aufregend und schön gewesen, aber nun hatte er alles zerstört. Hoffentlich zog er bald aus, und ich hatte endlich meine Ruhe. Von mir aus konnte mich Lars auch rausschmeißen, ich würde schon irgendwo etwas anderes finden, oder ich würde einfach eine eigene Zeitschrift herausbringen. So schwer konnte das doch nicht sein.
     
    Als ich am nächsten Tag die Tür zu unserer Redaktion öffnete, kam mir Gitti in einem hellblauen Sommerkleid freudestrahlend entgegen. „Da bist du ja, Sonia!“, begrüßte sie mich, „es gibt etwas zu feiern.“ Sie führte mich in die Küche, in der Celine, Sophie und Dominic in einem kleinen Kreis zusammenstanden und sich kichernd

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